Und eines Tages kommt das Glück
auseinandersetzen, die sich noch immer nicht bei Darragh für die bösen Worte entschuldigt hatte, die sie ihm an dem Tag an den Kopf geworfen hatte, als sie von der Trittleiter gefallen war. Romy war so unhöflich und grob, dass sie sogar Giselle bis zur Weißglut reizte. Wenn der Abend Veronica nicht so viel bedeuten würde, würde sie überhaupt nicht hingehen, aber sie konnte ihre Schwiegermutter schließlich nicht enttäuschen. Und außerdem – Giselle zupfte an den Fransen ihres Kissenbezugs – und außerdem war es wichtig, weiter Verbundenheit mit Veronica zu demonstrieren, solange ihre beiden Töchter bei ihr im Haus wohnten. Giselle sah doch, wie sie sich bei ihr einzuschmeicheln versuchten, und sie hatte Darragh davor gewarnt, aber er hatte sie nur ausgelacht.
»Ich meine es ernst«, hatte sie erst am Abend zuvor zu ihm gesagt. »Sie spielen beide die mustergültigen Töchter, und ich möchte wetten, dass ihnen vielleicht doch der Gedanke gekommen ist, dass sie, wenn Veronica … Nun, falls Veronica sterben sollte, dann ist schließlich Geld da in dieser Familie, und dann wollen sie sicher eine größere Scheibe von dem Kuchen abhaben.«
»Schatz, so weit wird es nie kommen«, erwiderte Darragh bestimmt. »Außerdem wird uns Mam noch ziemlich lange erhalten
bleiben. Sie ist wieder vollkommen gesund. Ich würde sogar sagen, dass sie seit Monaten nicht mehr so gut ausgesehen hat wie momentan. Trotzdem werde ich sie bitten, mir ihre Anteile so bald wie möglich zu überschreiben. Auf diese Weise kann ich größere Entscheidungen für die Firma allein treffen, ohne mir Kathryns Genörgel über Vorsicht, Chancen-Risiko-Profile und ähnliches Zeug anhören zu müssen. Und …« Er zwinkerte Giselle verschwörerisch zu. »Falls wir jemals verkaufen sollten, bliebe dann auch für uns ein größeres Stück vom Kuchen. Schließlich haben wir ein Kind, und bald sind es zwei.«
»Kathryn könnte von ihrem Millionärsehemann irgendwann ein Kind bekommen«, wandte Giselle verdrießlich ein.
»Kannst du dir Kathryn mit Kindern vorstellen?«, fragte Darragh. »Sie kann ich mir als Mutter sogar noch schlechter vorstellen als Romy! Nein, wir sind die Stammeltern der zukünftigen Dolan-Dynastie, und Mam weiß das auch. Sie wird nichts tun, um das zu gefährden. Außerdem trägst du unseren Sohn und Erben in dir, einen Dolan, der den Familiennamen weitervererben wird. Kathryns Kind nicht.«
Schön und gut, wenn Darragh dieser Ansicht war, dachte Giselle, aber sie kannte ihre Geschlechtsgenossinnen. Sie würden es sich nicht gefallen lassen, dass ihr älterer Bruder mehr Anteile bekam. Wäre sie an Romys Stelle, würde sie zum Anwalt gehen, denn Giselle wusste, dass Romy keinerlei Anteile an der Firma besaß. Auch wenn Tom es so gewollt hatte – wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden war –, wusste Giselle ganz genau, dass die Leute plötzlich anders dachten, wenn Geld im Spiel war.
Kathryn hatte das natürlich nicht nötig, aber bei Romy lag der Fall anders. Sie mochte zwar so tun, als ob ihr Geld nicht wichtig wäre, aber letztendlich wusste jeder, dass es sehr wohl von Bedeutung war.
Giselle streckte den Arm aus und kniff sich in das Fleisch am Oberarm. Sie würde beim Abendessen nicht einen Bissen zu sich
nehmen. Von jetzt an würde sie radikal kürzertreten. Sie hatte für das Baby ein paar Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, aber sie selbst durfte nicht weiter zunehmen. Auf keinen Fall.
Das wäre die größte Katastrophe von allen.
Kapitel 21
Veronica freute sich, dass das Wetter erneut umgeschlagen war. Peitschender Regen fegte über das Land und zwang die Menschen, ihre sonnigen Gärten zu verlassen und sich für eine Weile wieder ins Innere der Häuser zu flüchten. Natürlich mochte sie schönes Wetter, aber sie hatte beschlossen, zum Familienessen ihre Guinness-und-Beef-Pastete zu machen, und dieses herzhafte Fleischgericht passte nun mal besser zu tosendem Wind und sturzbachartigem Regen als zu dem milden Vorsommerwetter, das sie die vergangenen paar Wochen genießen durften. Veronica fand, dass eine Dinnerparty im Haus, wenn es draußen regnete und stürmte, etwas sehr Anheimelndes an sich hatte, und dieses Gefühl wollte sie ihrer Familie vermitteln.
Romy hatte sie ins Dorf gefahren, damit sie dort alles für das Abendessen besorgen konnte. Eigentlich hatte ihre Tochter sie auf ihre Tour durch die Geschäfte begleiten wollen, aber Veronica hatte abgewunken und ihr erklärt, dass
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