Und eines Tages kommt das Glück
fragte Dermot. »Ich meine, solange Veronica im Krankenhaus ist.«
Ein verlockendes Angebot. Romy freute sich nicht unbedingt darauf, allein in dem Haus in Rathfarnham zu bleiben. Aber mit ihrem Vater und Larissa – und mit Erin – wollte sie auch nicht zusammenwohnen.
»Ist schon in Ordnung«, antwortete sie. »Ich komme zurecht.«
»Von hier aus ist es außerdem näher zum Krankenhaus«, wandte ihr Vater ein.
»Ich weiß. Trotzdem, ich bleibe lieber bei … bei Veronica.« Romy hatte sagen wollen, zu Hause, aber da sie sich dort weder zu Hause fühlte noch Dermot vor den Kopf stoßen wollte, den es vielleicht verletzte, dass sie die Botanic Road nicht als ihr Zuhause
betrachtete (wie auch, sie hatte schließlich nie hier gewohnt), wäre der Begriff falsch gewählt gewesen.
Langsam ließ Romy ihre Schultern kreisen. Das war alles so schrecklich kompliziert. Warum, zum Teufel, dachten die Leute nicht an die anderen, wenn sie heirateten, Kinder bekamen, sich scheiden ließen, erneut heirateten und Gott weiß was sonst noch alles taten? Sie liebte ihren Vater mehr als alles andere auf der Welt, aber letzten Endes hatte er ihr Leben ebenso verkompliziert wie Veronica.
»Alles in Ordnung mit dir?« Dermot hatte seine Tochter beobachtet.
»Natürlich«, erwiderte sie. »Ich bin nur ein bisschen müde. Meine innere Uhr ist noch nicht umgestellt.«
»Erzähl doch mal von Australien.« Fragend sahen Larissas blaue Augen sie an. »Ist es schön dort? Lebt man dort wirklich so entspannt und lässig, wie alle immer sagen? Und stimmt es, dass es am Strand nur so wimmelt von toll gebauten Männern mit super Körpern?«
Romy lachte. »So ungefähr.«
Larissa seufzte versonnen, und Dermot schnitt eine Grimasse, woraufhin sie aufstand, die Arme um ihren Mann legte und ihn auf den Mund küsste.
Lass das, dachte Romy und zuckte innerlich zusammen. Er ist mein Vater! Ich hasse es, wenn du so mit ihm herumturtelst.
»Bleibst du zum Abendessen?«, fragte Larissa, als sie sich aus Dermots Umarmung gelöst hatte. »Es gibt Lachs und Salat.«
»Nein danke.« Romy lehnte automatisch ab. Wie dumm von ihr, dachte sie noch im selben Moment, da sie schließlich ebenso gut hier essen konnte wie anderswo. »Veronicas Kühlschrank ist voll bis obenhin«, fügte sie entschuldigend hinzu.
»Na und?«, meinte Dermot.
»Wenn ich zum Essen hierbleibe, habe ich hinterher keine Lust mehr, auf dem Heimweg im Krankenhaus vorbeizuschauen.«
»Erwartet Veronica dich denn?«
»Ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich sie nicht besuchte«, erklärte Romy. »Es ist doch praktisch um die Ecke.«
»Warum schaust du nicht jetzt dort vorbei und kommst hinterher wieder zu uns?«, schlug ihr Vater vor.
»Liebend gern. Aber …«
»Bedränge sie doch nicht«, mischte sich Larissa, an Dermot gewandt, ein. »Wenn sie den Abend lieber allein verbringen will statt mit uns, dann ist das doch in Ordnung.«
Ich würde gern den Abend mit meinem Vater zusammen verbringen, dachte Romy, aber nicht mit dir. Und das nicht, weil ich dich nicht sympathisch finde, ich mag dich sogar, sondern weil ich ein wenig Zeit mit ihm allein verbringen möchte. So wie früher. Nur leider ist das jetzt nicht mehr ohne Weiteres möglich.
»Tja, vielleicht hast du ja Lust, morgen mit uns zum Essen zu gehen«, meinte Dermot.
»Schade, morgen bin ich schon mit Darragh und Giselle zum Essen verabredet«, antwortete Romy.
»Oh.« Dermot wirkte überrascht und auch ein wenig enttäuscht.
»Dann machen wir für ein anderes Mal etwas aus. Wenn Veronica wieder aus dem Krankenhaus zu Hause ist. Ich bin sicher, dass ich dann liebend gern mal einen Abend ausbüxe.«
»Okay. Ich bespreche mich mit Larissa. Wir überlegen uns ein nettes Restaurant, obwohl ich sicher bin, dass Darragh und Giselle dich nur in das beste ausführen werden.«
Romy entging der nur dürftig verschleierte Sarkasmus in seiner Stimme nicht. Alphamännchen, dachte sie, noch immer.
»Ich kann nicht behaupten, dass ich mich sehr auf den Abend mit Darragh und Giselle freue«, erklärte sie ihrem Vater. »Ich kenne ihn ja fast gar nicht. Außerdem hat er mich nie gemocht.«
»Ich dachte eigentlich immer, dass er mich nicht leiden konnte«, sagte Dermot nachsichtig. »Du warst ihm doch mehr oder weniger egal, glaube ich.«
»Glaubst du?« War ihrem Vater denn nie die herablassende Art aufgefallen, mit der Darragh mit ihr gesprochen hatte? Dass er immer unwirsch auf sie reagiert hatte? Hatte er von
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