Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
fliederfarbenen Kaschmirpullover schlüpfte. Die rostroten Locken band sie mit einem passenden Seidenschal aus dem Gesicht und kniff sich in die Wangen, damit sie etwas Farbe bekamen. Dazu ein Hauch Lipgloss und fertig.
Jacob saß im Wohnraum am Schreibtisch. Auch er hatte geduscht und sich umgezogen. In dem grauen, maßgeschneiderten Anzug wirkte er so souverän und unnahbar wie gewohnt. Bei ihrem Eintritt schaute er von seinem Laptop auf und schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
Mollies Herz sank. Sie brauchte nicht erst zu fragen, wie es mit ihnen weitergehen würde.
„Möchtest du vielleicht frühstücken?“ Seine Stimme klang höflich distanziert. Das war nicht der Jacob, nach dem sie sich sehnte. Ein attraktiver Fremder wies mit nonchalanter Geste auf ein Buffet im Hintergrund des Raums. „Dort stehen Muffins, Croissants und Tee. Wenn du etwas anderes möchtest, bestelle ich es dir gern.“
„Nein danke, alles bestens“, murmelte Mollie erstickt.
Er wandte sich wieder seinem Laptop zu. „Ich befürchte, heute musst du auf meine Begleitung verzichten und die Ausstellung allein besuchen. Ich habe dringende Geschäfte zu erledigen, dir aber einen Wagen bestellt, der dich hinbringt.“
„Ich kann genauso gut die U-Bahn nehmen“, erwiderte Mollie steif. „Immerhin habe ich einige Jahre in London gelebt.“
„Warum auf Bequemlichkeit verzichten, wenn es nicht notwendig ist?“
Weil ich von dir nichts haben will, wenn du so bist! hätte sie ihm am liebsten entgegengeschleudert. Stattdessen nahm sie sich einen Muffin. „Fahren wir noch heute nach Wolfe Manor zurück?“
„Ja.“
Anstatt es zu essen, zerkrümelte Mollie das Gebäck auf ihrem Teller. „Was ist mit dir los, Jacob?“, fragte sie bedrückt. „Warum verhältst du dich so distanziert? Letzte Nacht …“
„Die letzte Nacht hätte es nie geben dürfen“, unterbrach er sie mit flacher Stimme.
Jeder Tropfen Blut wich aus Mollies Gesicht. Sie hätte damit rechnen müssen, und trotzdem war sie nicht auf den Schmerz vorbereitet, der sie wie ein scharfes Messer durchfuhr. „Warum nicht?“, wisperte sie.
Als Jacob sich zu ihr umdrehte, las sie echte Verblüffung in seinen dunklen Augen, als hätte er diese Frage nicht erwartet. Würde er sie wenigstens ernst nehmen?
„Mollie …“ Jacob seufzte.
„Was letzte Nacht geschehen ist, war real, und es war richtig, davon bin ich überzeugt. Was du mir jetzt versuchst vorzuspielen …“ Sie machte eine heftige Geste, als wolle sie den unsichtbaren Graben zwischen ihnen aufzeigen, „das ist nicht echt, es ist eine Täuschung.“
Er blieb völlig ruhig. „Das kannst du nicht beurteilen, Mollie.“
Doch so schnell gab sie nicht auf. „Es ist wie dein Albtraum, Jacob, auch er war nur ein Trugbild. Warum vertraust du mir nicht?“
Keine Antwort.
„Was ist es nur, das dich so quält? Bist du deshalb damals weggelaufen?“ Fast flehend streckte sie die Hände nach ihm aus wie ein Kind, das Angst im Dunkeln hat und Orientierung sucht. „Geht es um deinen Vater? Oder Annabelle …“
„So viele lohnende Möglichkeiten“, spottete Jacob. „Meine gesamte Kindheit verlief extrem unglücklich. Ein gefundenes Fressen für einen Therapeuten, nicht wahr?“
„Ich bin nicht dein Therapeut“, wehrte Mollie sich.
„Du hörst dich aber so an.“
„Nein, ich …“
„Lass es, Mollie!“, unterbrach er sie scharf. „Vergiss den Traum. Vergiss alles!“
„Das kann ich nicht.“ Ihr Hals schmerzte vor ungeweinten Tränen. „Kannst du es?“
„Ich muss.“ Es klang ruhig und endgültig.
„Nein!“, begehrte Mollie auf, „das musst du nicht!“
Frustriert schüttelte Jacob den Kopf. „Es gibt so vieles, was du nicht weißt und nicht verstehen würdest.“
„Hör auf, dich damit rauszureden und erzähl es mir endlich!“
Erneutes Kopfschütteln. „Das kann und will ich nicht. Es würde dein Bild von mir verändern, und das könnte ich nicht ertragen.“
„Ist es nicht wert, ein kleines Risiko einzugehen … für uns?“, flüsterte sie tonlos.
„Es gibt kein uns “, kam es hart und kompromisslos zurück.
„Das könnte es aber. Ich …“
„Nein, Mollie. Das wird es nie. Es darf einfach nicht sein. Ich wünschte, es wäre anders, aber ich habe einer Frau wie dir nichts zu bieten.“
„Was soll das heißen?“, fragte sie ratlos.
„Das heißt, dass eine so warme und wundervolle Person wie du etwas anderes als mich verdient.“
„Das hört sich für mich wie eine
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