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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Weinen ja auch, dachte er, während er die Quadrate des Gitters der mobilen Gefängniszelle zählte, in der er hier festsaß. Nicht zu weinen tat jedenfalls ziemlich weh. Es drückte richtig auf die Brust.
    Vielleicht heulten Mädchen, damit genau dieser Druck aufhörte.
    Zu seiner großen Erleichterung brach Whitney nicht in Tränen aus. Sie saß einfach nur da, bis sie beim Haus ihrer Eltern angekommen waren. Es war eine dieser Sommerresidenzen, die man oft in Zeitschriften bewundern konnte – ein prächtig restauriertes, historisches Haus mit tollem Garten. Wahrscheinlich hatte Roger Williams, der Begründer von Rhode Island, im 17. Jahrhundert hier einmal höchstpersönlich auf die Wiese gepinkelt. Whitney hatte ihm erzählt, dass es hier in der Nähe noch die Überreste einer alten Geschützstellung gab, die bei der Schlacht von Rhode Island vor ewigen Zeiten eine wichtige Rolle gespielt hatte. Whitneys Mutter war der Meinung, dass die Familie Brooks durch das historische Stück Land, auf dem sie lebte, etwas Besseres war. Whitney allerdings machte sich immer lustig über die snobistischen Ansichten ihrer Mutter.
    Ihre Eltern warteten bereits vor dem Haus. Beide guckten so sauer wie das Paar auf dem berühmten Gemälde „American Gothic“ . Allerdings hatten sie elegantere Klamotten an, sogar jetzt, um ein Uhr nachts.
    Die Tür des Polizeiautos wurde von außen geöffnet, und Whitney stieg aus. Joey hinterher. Er hatte es ziemlich eilig, aus diesem Knastmobil herauszukommen.
    Whitneys Mutter eilte ihrer Tochter entgegen. „Wo, um Himmels willen, warst du, junge Dame?“ Whitney sah Joey an und bewegte die Lippen synchron zu den Worten ihrer Mom, die sie nun zu hören bekommen würde: „Wir haben uns entsetzliche Sorgen gemacht.“
    Joey hätte beinahe laut herausgelacht. Doch er beherrschte sich und nahm zackig Haltung an wie ein Soldat. Die Schultern gestrafft, den Blick geradeaus gerichtet, sagte er mit fester Stimme: „Mrs. Brooks, Ma’am, ich entschuldige mich für das, was heute Abend passiert ist. Es war meine Idee.“
    „Ich habe die beiden am Watch Hill gefunden“, erklärte der Sheriff. „Sie behaupten, sie hätten sich die Sterne angesehen.“
    „So war es wirklich“, sagte Joey. „Eigentlich haben wir einen Planeten beobachtet. Heute Nacht gab es einen Merkurtransit, den wir beide uns anschauen wollten.“
    In diesem Moment bog der rote Alfa um die Ecke und hielt neben dem Wagen des Sheriffs. Joey bemerkte, wie Mrs. Brooks’ Nasenflügel zu beben begannen, als Rosa ausstieg. Seine Tante trug immer noch ihre Arbeitskleidung – ein schwarzes, enges Kleid und High Heels.
    Nun ergriff Whitneys Vater das Wort. „Und Sie sind …?“, fragte er und guckte verstohlen auf Tante Rosas Busen.
    Joey gefiel sein herablassender Ton ganz und gar nicht. Also trat er einen Schritt nach vorne. „Sir, ich bin Joseph Capoletti, und das ist meine Tante, Rosa Capoletti.“
    Mr. Brooks musterte ihn von oben bis unten. „Du wartest drinnen, Whitney“, befahl er, ohne Joey aus den Augen zu lassen. „Geh auf dein Zimmer.“
    „Aber …“
    „Sofort, Whitney.“ Als Whitney im Haus verschwunden war, wandte sich Mr. Brooks an den Sheriff. „Vielen Dank, dass Sie unsere Tochter nach Hause gebracht haben. Gut gemacht.“
    Der Bulle sagte nichts. Wahrscheinlich fand er Mr. Brooks’ gönnerhaften Ton ziemlich daneben. Der Typ hatte ihm gewissermaßen ja gerade den Kopf getätschelt wie einem braven Hündchen. Der Sheriff stieg wortlos in sein Auto, gab per Funk eine Meldung durch und fuhr davon.
    In der Zwischenzeit war auch Alex aus dem Alfa gestiegen. Mr. und Mrs. Brooks sahen Rosa immer noch eisig an. „Wir hielten es für besser, Miss Cappellini, wenn …“
    „Es heißt Capoletti“, korrigierte Rosa. Joey merkte, dass sie nun ziemlich gereizt war. Äußerlich war ihr nichts anzumerken, doch er spürte es trotzdem.
    „Wie auch immer, wir hielten es für besser, wenn Sie uns dabei unterstützten, dass Joey sich von Whitney fernhält.“
    „Oh, das glaube ich Ihnen gern“, sagte Tante Rosa.
    Dem Ehepaar Brooks war ihr sarkastischer Ton offensichtlich entgangen.
    „Ich bin froh, dass Sie das auch so sehen. Whitney ist ein sehr behütetes Kind. Sie pflegt normalerweise keinen Umgang mit Jungen wie Ihrem Neffen.“
    Joey unterdrückte ein ungläubiges Schnauben. Whitney war die erste Adresse, wenn man einen gefälschten Ausweis oder Alkohol haben wollte. Und in Anbetracht der Tatsache, wie sie ihn

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