UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
heute angebaggert hatte, war sie auch in anderen Belangen alles andere als unerfahren. Doch ihre Eltern wollten das offenbar nicht wahrhaben.
„Joey wird für das, was heute geschehen ist, geradestehen müssen“, sagte Rosa, die nun innerlich zu kochen schien. „Allerdings leben wir hier in einem freien Land, und wenn Ihnen nicht passt, dass Ihre Tochter Freunde wie meinen Neffen hat, müssten Sie sie zu Hause einsperren. Sie sollten sich also besser daran gewöhnen.“
„Hören Sie, Miss Cap…“ Mr. Brooks räusperte sich. „Wir würden ungern mit einer Klage drohen, also …“
„Hey, vielleicht würde ich das aber gerne tun“, fauchte Rosa ihn an. „Haben Sie daran mal gedacht, asino sporco ?“
Joey biss sich auf die Innenseite seiner Wange, um nicht laut aufzulachen. Seine Tante hatte Whitneys Vater gerade „Esel“ genannt. „Dreckiger Esel“ sogar.
Nun ergriff Alex das Wort. „Guten Abend“, sagte er und nickte dem Ehepaar Brooks zu. „Alex Montgomery. Ich wohne hier ganz in der Nähe, und …“
„Alexander! Aber natürlich kennen wir Sie“, unterbrach ihn Mrs. Brooks. Plötzlich klang sie so zuckersüß, als hätten sich alle vor ihrem Haus zu einer kleinen Cocktail-Party versammelt. „Unsere Mütter waren zusammen auf der Brown. Meine Mutter ist natürlich etwas älter, daher war es ein furchtbarer Schock für sie, als sie vom Tod Ihrer Mutter erfahren hat.“
„So, nun reicht es“, murmelte Rosa. „Komm, Joey“, sagte sie energisch, „ich bringe dich nach Hause.“ Dann wandte sie sich an Alex. „Ich nehme an, du findest allein heim?“ Ehe er antworten konnte, stieg sie ein und startete den Motor.
Joey musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie einfach losfuhr und Alex ihr ziemlich belämmert hinterherguckte, während das Ehepaar Brooks weiter auf ihn einredete. „Du hättest ihn nicht einfach so stehen lassen dürfen“, sagte er.
„Er hat es nur ein paar hundert Meter nach Hause, und in diesem Auto ist nur Platz für zwei.“
„Warum war er eigentlich mit?“
Sie nahm mit quietschenden Reifen die Kurve nach Winslow. „Er war derjenige, der wusste, wo wir dich am ehesten finden können.“ Sie trommelte mit ihren roten Fingernägeln nervös auf dem Lenkrad herum. „Ich glaube, ich hätte ihn doch nicht bei diesen Leuten lassen sollen. Ich und mein verdammtes Temperament …“
Joey versuchte, sich auf seinem Beifahrersitz ganz klein zu machen. Wenn seine Tante jetzt weiter vom eigentlichen Thema abschweifte, würde sie vielleicht vergessen, ihm die Leviten zu lesen.
„Vielleicht macht es Alex ja auch gar nichts aus“, sagte er. „Wahrscheinlich findet er es ganz nett, bei den Brooks noch einen kleinen Absacker zu nehmen.“
Großer Fehler. Er hätte besser seine Klappe halten sollen. „Was er nett fände“, fauchte Rosa, „wäre, jetzt in seinem Bett zu liegen und seine wohlverdiente Nachtruhe zu genießen. Das fänden wir alle ganz nett. Aber das ist dir und deiner kleinen Freundin wohl nicht in den Sinn gekommen, oder?“
„Sie ist nicht meine Freundin.“
„Ich bitte dich, Joey, ich bin doch nicht von gestern. Glaubst du, ich weiß nicht, wie zwei verknallte Teenager aussehen, die beim Knutschen gestört worden sind? Aber ich möchte dir eines raten: Verlier dein Herz nicht an so ein Mädchen.“
„Wie meinst du das?“
„Sie ist eine von den Sommergästen.“
„Aber das bin ich auch.“
„Nein, Joey, das bist du nicht. Du bist nur den Sommer über hier. Das ist ein Unterschied.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Aber das ist auch egal, denn es ist ja nichts passiert. Niemand hat sein Herz verloren. Das ist nämlich in Wahrheit dein Problem, nicht meines.“
„Was?“
Joey wünschte, das Cabrio hätte einen Notausgang gehabt. Er sollte einfach lernen, im richtigen Moment die Klappe zu halten. Andererseits – wer A sagt, musste auch B sagen. „Du weißt genau, was ich meine. Du und Alex, das ist dein Problem.“
„Es gibt kein ‚Ich und Alex‘.“
„Ich bitte dich, ich bin doch nicht von gestern“, äffte er sie nach und verzog den Mund.
„Sehr witzig“, grummelte sie. „Und versuch nicht ständig, vom Thema abzulenken. Du hast dich von zu Hause weggeschlichen, du hast mit einem Mädchen rumgeknutscht …“
„Wie ich bereits sagte, wollten wir nur mit dem Fernrohr den Merkur ansehen“, erklärte Joey betont ruhig und gelassen, wohl wissend, dass sein Ton sie provozieren würde.
„Wenn euer kleiner Ausflug
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