UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
Schreck.
„Oh Mann, bin ich froh, Sie zu sehen“, keuchte Alex und ging langsam vor zum Rand des schwankenden Daches. Ihm war schwindlig, und er rang nach Luft.
„Ganz ruhig“, sagte der Feuerwehrmann, „wir holen Sie da runter.“
„Nehmen Sie den Hund“, keuchte Alex und hielt ihm Jake hin. „Mir geht es nicht besonders gut.“
Sobald der Feuerwehrmann ihm den Hund abgenommen hatte, fühlte Alex sich wie von einer unsichtbaren Welle erfasst, die ihn mitriss.
Ihm wurde schwarz vor Augen, und seine Knie gaben nach. Dann spürte er, wie sein Körper nach unten fiel.
38. KAPITEL
Aus der Stadt war von fern das Heulen der Sirenen zu hören, doch Rosa bemerkte es kaum. Während der Besprechung hatte sie sich die ganze Zeit von Lindas Blick regelrecht auseinandergenommen gefühlt, Stück für Stück. Vince wirkte nicht minder neugierig, doch als sie ihm über den Tisch hinweg einen wütenden Blick zuwarf, guckte er bloß in gespielter Unschuld an die Decke. Dieses Verhalten war, gelinde gesagt, befremdend, und Rosa versuchte, die beiden den Rest der Besprechung zu ignorieren.
Sie saßen an einem Tisch in der Bar, und die Nautilusmuschel war direkt in Rosas Blickfeld. Das zarte, spiralförmige Gewinde schimmerte in der Morgensonne so farbenprächtig, als würde es von innen her leuchten. Beim Anblick der Muschel musste sie an Alex denken und daran, wie sie sich heute Morgen geliebt hatten … und wie dann plötzlich Portia aufgetaucht war.
Rosa konnte kaum still sitzen. Sie war froh, als sich endlich alle auf ein Hochzeitsessen geeinigt hatten und begeistert von dem Menü waren: Makrelen alla Santa Nicola, Penne mit Tomaten, Rucola und Mozzarella, dann Aranzini, Pizette, Eiernudeln mit Hummer und Spargel, gefülltes Perlhuhn mit Gemüse und eine riesengroße italienische Cremetorte. Als die kleine Versammlung sich schließlich auflöste und ein Teil zielstrebig zur Kaffeemaschine ging, begleitete Rosa Mrs. Aspoll und Mrs. Lipschitz zur Tür.
„Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Spaß mir die Vorbereitungen für Lindas Hochzeitsessen machen“, sagte sie. „Es ist genau so, wie wir es uns als Kinder immer ausgemalt haben.“
Mrs. Lipschitz strahlte sie an. „Ich erinnere mich gut an euch beide, als ihr in meinen Nachthemden die Treppe auf und ab stolziert seid – mit Blumensträußen in der Hand, die ihr euch aus dem Garten deines Vaters geholt hattet. Rosa, ich hoffe, du weißt, dass Linda den Auftrag hat, den Brautstrauß direkt in deine Richtung zu werfen.“
Rosa lachte etwas nervös. „Wenn ich mich jedes Mal verlobt hätte, wenn ich einen Brautstrauß gefangen habe, wäre ich Jennifer Lopez. Bei mir funktioniert das nicht.“
„Bei Lindas Hochzeit schon, und es wird auch langsam Zeit. Ich freue mich so für dich, meine Liebe.“ Mrs. Lipschitz umarmte sie und verließ das Restaurant.
Nun war Rosa ernsthaft sauer. Sie machte sich auf die Suche nach Linda und Vince und fand die beiden an der Theke, wo sie aufgeregt miteinander tuschelten.
„Was ist los?“, fragte Rosa.
Das Tuscheln verstummte. Beide senkten den Blick und scharrten verlegen mit den Füßen.
„Also, was gibt es zu flüstern?“
Vince ergriff das Wort. „Wir haben uns eben über dein Liebesleben unterhalten.“
Rosas Wangen begannen zu glühen. „Verstehe. Und worum ging es in dieser bestimmt sehr niveauvollen Besprechung meines … Liebeslebens, wenn man fragen darf?“
„Nun ja, hauptsächlich darum, dass du endlich wieder eines hast.“
Rosa schluckte. Kein Wunder, dass viele Leute aus ihrer Heimatstadt wegzogen. Wenn man zu lange blieb, konnte man sich seine Privatsphäre leider an den Hut stecken. „Und woher wollt ihr beide das wissen?“
„Hallo?“ Linda guckte sie verwundert an. „Du bist praktisch direkt aus dem Bett zu dieser Besprechung gerollt. Sogar meine Mutter hat es gemerkt.“
Rosa griff sich unbewusst ins Haar und dachte fieberhaft nach, ob Alex irgendetwas mit ihr angestellt hatte, was man sehen konnte. „Geht euch das eigentlich etwas an?“
„Wir lieben dich, Rosa, und wir wollen nicht, dass du einen Fehler machst.“
„Ob ich einen Fehler mache oder nicht, geht nur mich …“
Rosa brach ab. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen. „Es ist zu spät. Ich habe den Fehler schon gemacht.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht. Vince und Linda nahmen sie sofort in den Arm und redeten beruhigend auf sie ein.
„Was ist denn los, Süße?“, erkundigte sich Vince teilnahmsvoll.
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