UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
alles, was ihr vertraut war, und alle, die sie liebte, hinter sich lassen, weil ihre Liebe zu Alex einfach größer war.
Aufgeregt und fast erschrocken über diese Erkenntnis, griff sie nach ihrer Handtasche und kramte nach ihrer Haarbürste. Dabei purzelten nacheinander ihr Portemonnaie, ihr elektronischer Organizer, ihr Handy und ihre Sonnenbrille auf den Boden. „Verdammt“, fluchte sie wieder.
„Warte“, seufzte Alex resigniert, „ich helfe dir.“ Er zog seine Shorts an und nahm ihr die Bürste aus der Hand. „Die Welt wird nicht gleich untergehen, nur weil du zu einer Besprechung zu spät kommst.“ Er begann, ihr das Haar zu bürsten.
Sie schloss die Augen, ließ den Kopf in den Nacken fallen und genoss die erotische Berührung. „Das ist wunderbar.“
„Der ganze Morgen war wunderbar.“
„Erinnerst du dich, wie du mir damals die Haare geschnitten hast?“
Er beugte sich vor und küsste sie in den Nacken. „Ich erinnere mich an alles.“
Am liebsten wäre sie so stehen geblieben, doch sie löste sich von ihm und begann, ihre Tasche wieder einzuräumen. „Ich muss wirklich gehen.“
Von draußen hörte man, wie eine Autotür zugeschlagen wurde. Rosa runzelte die Stirn. „Erwartest du jemanden?“
Alex sah plötzlich ganz bleich aus. Fast krank. Vielleicht bekam er einen Asthmaanfall? „Eigentlich …“
„Setz dich besser hin“, sagte sie. „Ich gehe runter und sage, dass es dir gerade nicht besonders gut geht.“ Rasch lief sie die Treppe hinunter.
Er ging ihr nach, und während er sich sein T-Shirt über den Kopf zog, rief er: „Mit mir ist alles okay, Rosa, aber da gibt es etwas, das ich …“
Die Haustür ging auf, und eine große, schlanke Frau, die einen großen Pappkarton trug, kam herein. „Alex“, rief sie, „Alex, du musst mir helfen, die – oh.“ Sie stellte den Karton geräuschvoll auf den Boden.
Es war Portia van Deusen, Alex’Exverlobte. Rosa kannte sie von Fotos aus der Zeitung – eine imposante Erscheinung mit sehr selbstbewusstem Auftreten, ebenmäßigen Zügen und Designerkleidung.
Portia fixierte Rosa mit ihren kühlen grauen Augen, während Alex sich beeilte, die beiden einander vorzustellen. „Portia bringt mir ein paar meiner Sachen vorbei“, erklärte er.
„Sie waren in meiner Wohnung“, sagte Portia. „Wir waren verlobt.“
„Ich weiß“, schaffte Rosa zu murmeln. Noch nie hatte sie eine derart peinliche Situation erlebt.
„Wir sind es nicht mehr“, sagte Alex.
„Dein restliches Zeug ist hinten im Landrover.“
Leise vor sich hin murrend ging er nach draußen.
„Hat er Ihnen eigentlich erzählt, warum?“, fragte Portia unvermittelt.
Rosa, die immer noch ihre Hand auf dem Türknauf hatte, erstarrte. „Wie bitte?“
„Warum wir uns getrennt haben. Hat er es Ihnen denn erzählt?“
„Eigentlich hat er Sie überhaupt nie erwähnt.“ Rosa hatte sofort ein schlechtes Gewissen, nachdem sie es ausgesprochen hatte. Das hatte Portia nicht verdient.
Portia warf ihr seidiges Haar zurück. „Er hätte wahrscheinlich ohnehin gelogen. Die Wahrheit ist, dass er mich sitzen gelassen hat, als ich das Kind verloren habe, mit dem ich von ihm schwanger war.“
Beinahe wäre Rosa ihre Frittata wieder hochgekommen. „Oh mein Gott … das tut mir schrecklich leid.“ Sie sah zu Alex hinaus, der in der Einfahrt Kartons aus dem Landrover hob. Grundgütiger, war er zu so etwas fähig? „Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll. Entschuldigen Sie bitte“, sagte sie zu Portia und hastete zu ihrem Auto.
Alex stellte den Karton auf den Boden, den er gerade ins Haus tragen wollte. „Rosa, es tut mir leid. Ich wusste, dass sie kommt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass sie so früh hier ist.“ Dann sah er Rosa stirnrunzelnd an. „Verdammt, was hat sie dir erzählt?“
Rosa brachte kein Wort heraus. „Ich bin spät dran, Alex“, sagte sie schließlich.
Er hielt ihr die Autotür auf. „Ich rufe dich später an.“
„Ich muss wirklich los.“ Sie biss sich auf die Lippen und überlegte, was sie sonst noch sagen sollte. Doch es war keine Zeit mehr, die Angelegenheit zu klären. Außerdem war sie sich nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte. Denn wenn sie die Angelegenheit mit ihm klärte, musste sie einer Wahrheit ins Auge sehen – dass sie dabei war, sich ein zweites Mal in ihn zu verlieben.
Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss um und fuhr davon.
37. KAPITEL
Alex sah der Liebe seines Lebens nach, die mit offenem Verdeck
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