UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
voranzugehen. Alex begrüßte den Vorarbeiter, der aus einem Pappbecher Kaffee trank. „Gute Neuigkeiten, Mr. Montgomery“, rief ihm der Vorarbeiter zu. „Wir werden planmäßig fertig. Noch ein paar Wochen, und alles ist erledigt.“
„Das ist großartig“, sagte Alex, stieg in seinen Wagen und fuhr los. Je näher er zu Petes Haus kam, desto mehr fühlte er sich wie ein aufgeregter Schuljunge, der sich bemühen musste, das Wohlwollen des Vaters seiner Freundin zu gewinnen. Doch da musste er jetzt durch, sonst gab es für Rosa und ihn keine Chance.
Als er in die Prospect Street einbog, merkte Alex sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Zuerst wusste er nicht genau, was es war, doch dann sah er Petes Haus, und ihm gefror das Blut in den Adern. Aus dem Fenster im ersten Stock kam schwarzer Rauch.
Noch bevor er mit quietschenden Bremsen am Straßenrand anhielt, hatte er bereits die Nummer der Feuerwehr in sein Handy getippt. Am Gehweg vor Petes Zaun stand eine ältere Frau.
„Ich habe die Feuerwehr bereits verständigt“, sagte sie. „Sie ist schon unterwegs.“
Alex rief trotzdem an und bekam die Auskunft, dass die Einsatzwagen in drei Minuten vor Ort sein müssten. In der Ferne waren sogar schon die Sirenen zu hören. „Ist er zu Hause?“, fragte er die Nachbarin. „Ist irgendjemand im Haus?“
„Ich weiß es nicht. Ich wollte nicht … Ich hatte Angst …“
Er stürmte die Stufen zur Tür hinauf. Sie war unversperrt. Im Vorraum war der Rauch bereits so dicht, dass man die blinkenden Rauchmelder kaum noch sah. Der Gestank und die enorme Hitze hätten Alex beinahe zurückgeschleudert.
„Pete!“, schrie er, „Pete!“ Doch Pete konnte ihn natürlich nicht hören. Aber der Hundreagierte. Von obenhörteman ein dumpfes Bellen.
Keuchend und fast blind wegen des Rauchs lief Alex durch die Räume im Erdgeschoss, dann die Treppe hinauf nach oben. Das mittlere Zimmer, das früher Rosa gehört hatte, brannte lichterloh. Pete kniete im Flur und versuchte mit einem Handtuch, die Flammen abzuwehren. Sein Gesicht war rot im Schein des lodernden Feuers, sein Blick panisch.
„Oh Gott, Pete!“ Alex packte den alten Mann am Arm. „Ich bin bei dir. Wo ist Joey?“, rief er und zog ihn hoch. „Joey, ist er zu Hause?“, wiederholte er.
„Bei der Arbeit“, schrie Pete.
Alex zog ihn am Arm. „Los, weg hier.“
„Nein.“ Pete riss sich los. „Jake ist noch da drin.“
Oh mein Gott, dachte Alex. Das Lodern wurde immer stärker, immer lauter. „Lauf ins Freie“, befahl er. Dann nahm er Petes Gesicht in seine Hände und fügte hinzu: „Ich hole den Hund da raus.“
„Nein …“
„Geh! Geh!“ Alex stieß Pete beinahe zur Treppe. Die Sirenen der Feuerwehrautos schienen näher zu kommen. Beeilt euch, dachte Alex. Beeilt euch, verdammt.
Der Hund stand in einer Ecke des brennenden Zimmers und bellte außer sich vor Angst die Flammen an. Seine Augen waren aufgerissen, sein Brustkorb bebte. Alex war mit einem Satz bei ihm. „Ganz ruhig“, sagte er. „Komm zu Daddy.“ Er packte den Hund und klemmte ihn sich wie einen Football unter den Arm. Die Flammen hatten mittlerweile die Tür erreicht, und der Flur war bereits ein einziges Flammenmeer.
Alex wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal Atem geholt hatte. Er taumelte zum Fenster. Hinter den züngelnden Flammen sah er verschwommen Rosas Fotos an den Wänden und ihre Bücher und eine Muschelsammlung in einem Regal. Und nun entdeckte er auch die Feuerquelle – dort, wo an der Decke offenbar früher eine Lampe befestigt gewesen war, gab es jetzt nur noch ein loderndes Loch.
Da er das Fenster mit einer Hand nicht öffnen konnte, den Hund jedoch nicht loslassen wollte, trat er mit dem Fuß die Scheibe ein. Vielleicht würde das Klirren ja die Feuerwehrmänner auf ihn aufmerksam machen.
Durch die Luft, die ins Zimmer strömte, begannen die riesigen Flammen hinter ihm nun noch stärker zu lodern. Das Geräusch war ohrenbetäubend. Alex beugte sich aus dem Fenster. Nur einen knappen Meter unter ihm war das Dach der Veranda. Er sprang hinunter, und plötzlich schien das Dach unter seinen Füßen zu schwanken, während er nach Luft rang. Etwas Warmes rann seinen Rücken hinunter. Wahrscheinlich hatte er sich beim Sprung aus dem Fenster am Glas geschnitten.
Als er die Augen öffnete, sah er eine Leiter, die gerade an die Regenrinne gelehnt wurde. Dann tauchte der Kopf eines Feuerwehrmannes auf, der Helm und Gesichtsschutz trug. Jake knurrte vor
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