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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Vermögen wert sei – egal ob tot oder lebendig. Das waren ihre Worte.“
    Madison war sichtlich verblüfft. „Ich glaube langsam, dass ich sie nie wirklich gekannt habe. Und ich frage mich, ob überhaupt einer von uns sie wirklich gekannt hat.“
    Was für eine merkwürdige Feststellung, dachte Alex. Merkwürdig und doch so wahr. Er legte ihr verlegen die Hand auf die Schulter. „Ich nicht. Du, Vater?“
    „Darüber zu reden ist müßig. Wir können nichts als Mutmaßungen anstellen.“ Sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. „Es ist das Bestattungsunternehmen. Ich muss den Anruf annehmen.“ Er ging nach draußen.
    „Ich werde nicht die große Unbekannte für meine Kinder sein.“ Madison wischte sich über die Augen. „Das schwöre ich hier und jetzt. Sie sollen nicht irgendwann einmal rätseln müssen, wer ihre Mutter war.“
    „Guter Plan. Übrigens, könntet Dad und du mich mit nach Providence nehmen? Ich helfe dir bei den Begräbnisvorbereitungen. Außerdem muss ich mein Auto und ein paar Dinge holen, die ich hier brauche.“
    Sie zerknüllte ihr Papiertaschentuch. „Bist du ohne Auto hier?“
    „Freunde aus Newport habe mich gestern mitgenommen.“ Er verschwieg, dass er nicht in der Verfassung gewesen war, selbst mit dem Auto zu fahren.
    „Und dann haben sie dich hier allein gelassen. Schöne Freunde … Steht Mutters Auto nicht in der Garage?“
    „Offenbar hast du die Garage noch nicht gesehen.“ Sie gingen auf die Veranda, und er zeigte ihr den Sturmschaden.
    „Oh!“, rief sie, als sie das eingestürzte Dach, die kaputten Fensterrahmen und das zersplitterte Holz sah. „Wie willst du das wieder in Ordnung bringen? Du meine Güte, es ist ja überhaupt alles eine einzige Baustelle.“ Sie deutete auf den zugewachsenen Zierteich.
    „Alexander, ich möchte, dass du deinen Entschluss noch einmal überdenkst“, sagte sein Vater in jenem mahnenden Ton, den Alex bereits Hunderte Male gehört hatte. „Das Haus ist kaum bewohnbar. Such dir eine Wohnung in Newport. Meine Sekretärin soll sich darum kümmern – dann hast du heute Abend eine Bleibe.“
    „Nein, danke. Es gefällt mir hier. Sicher, es gibt jede Menge zu tun, aber ich habe ja den ganzen Sommer über Zeit.“
    Sein Vater schüttelte den Kopf. „Du wirst länger brauchen als nur einen Sommer.“
    „Wir werden sehen.“ Alex wollte sich jetzt nicht streiten. Streit war etwas, worin es diese Familie längst zur Meisterschaft gebracht hatte. Sie brauchte es nicht zu üben.
    Als sie zu dritt das Haus verließen, merkte Alex, wie froh er eigentlich war, in die Stadt zu kommen und bei den Begräbnisvorbereitungen zu helfen. Manchmal hatte er den Eindruck, sein Plan, sich hier niederzulassen, war so absurd, wie sein Vater es ihm vorwarf. Es war verrückt, wieder hier zu sein. Das ganze Anwesen war beseelt von den Geistern der Vergangenheit.
    Doch nun, da er das erste Mal seit Tagen endlich wieder nüchtern war, wurde ihm etwas klar. Er wollte sich mit den Geistern der Vergangenheit auseinandersetzen, die durch das leere, alte Haus spukten. Denn ein großer Teil seines wahren Selbst lebte ebenfalls immer noch hier.

12. KAPITEL
    Im Hafen von Galilee brachten die Fischer gerade ihren Fang ein. Es roch intensiv nach Hummer, Blau- und Streifenbarsch, nach Quahog- und Miesmuscheln, Kabeljau und Thunfisch. Rosa schlenderte mit Butch, der sich im Gehen die Bestellungen auf einem Block notierte, den Strand entlang.
    Als Geschäftsführerin des Restaurants hätte Rosa den Einkauf eigentlich getrost ihren Mitarbeitern überlassen können, doch sie liebte es einfach, am Hafen zu spazieren. Angesichts der Kühlhallen wurde sie regelmäßig nostalgisch. Das hier war ihre Welt, hier gehörte sie her. Sie beobachtete die Vögel, die auf den Welldächern der Kühlhäuser und Lagerhallen saßen, und lauschte dem Tuckern der Boote.
    „Ich liebe diesen Geruch von Fisch so früh am Morgen.“ Butch rümpfte theatralisch die Nase.
    „Ich auch.“ Sie stieg über ein Netz, das zum Trocknen auf den Boden gelegt worden war und über dem Fliegen schwirrten.
    „Ach, komm schon, gib doch zu, es stinkt.“
    „Nein, ich mag den Geruch wirklich. Hier war ich früher immer mit meiner Mutter.“ Sie musste bei der Erinnerung lächeln, wie Mamma hier in ihrem hübschen Baumwollkleid eingekauft hatte – den Riemen ihrer Handtasche über dem einen sonnengebräunten Arm und den des Einkaufsnetzes über dem anderen. „Ihr Cioppino war legendär. Die Leute sind ihr

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