UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
dass ihre Bluse zugeknöpft und der Bikini nicht zu sehen war und sperrte die Haustür auf. „Paps, ich bin zu Hause“, rief sie.
„Da bist du ja“, sagte Paps, der gerade aus dem Wohnzimmer kam. „Wie war – oh.“ Er sah Alex und stutzte.
„Guten Tag, Mr. Capoletti.“
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Paps besorgt, sichtlich verwundert über Alex’ Anwesenheit.
„Alles bestens, Sir.“
„Alex hat mich nach Hause gebracht. Wir waren heute Segeln.“
Paps musterte Alex und seine Tochter. Sein scharfer Blick, die buschigen Augenbrauen und seine kräftige Statur wirkten auf manche Menschen oft ein wenig bedrohlich. Doch Alex schien in keiner Weise eingeschüchtert.
„Kommt rein, und setzt euch“, sagte Paps in einem Ton, der keine Widerrede duldete, und ging vor ins Wohnzimmer.
„Ich hole uns etwas zu trinken“, sagte Rosa.
In der Küche richtete sie sichelförmige Pignoli-Plätzchen auf einem Teller an, füllte einen Krug mit Limonade und gab ein paar Zweige Rosmarin hinein. Linda sagte immer, Rosa würde sich in eine jüngere Ausgabe von Martha Stewart verwandeln, sobald sie eine Küche betrat. Insgeheim bewunderte Rosa die Vorzeigehausfrau der Nation und liebte ihre TV-Shows. Martha Stewart gab sogar eine eigene Zeitschrift heraus und war, wie das People-Magazin einmal berichtet hatte, eine bereits zu Lebzeiten legendäre Medienfigur – was auch immer das bedeuten mochte.
Als Rosa mit dem Tablett ins Wohnzimmer trat und Alex und ihren Vater dort sitzen sah, überkam sie ein ganz merkwürdiges, unbekanntes und sehr starkes Gefühl. Es war so groß, so mächtig, dass sie ganz kurz sogar vergaß zu atmen. Was es für ein Gefühl war, konnte sie nicht sagen. Sie sah nur Alex an und wusste, dass sich in diesem Augenblick alles auf eine wundersame Weise veränderte.
Er saß einträchtig mit ihrem Vater in diesem schäbigen kleinen Wohnzimmer, inmitten von Stapeln alter Zeitungen, und fühlte sich ganz offensichtlich absolut wohl. Der Junge, dessen Eltern Häuser und Villen auf der ganzen Welt besaßen, der jeden Tag von feinstem Porzellan aß und dessen Familie mehr Geld hatte als so manches Dritte-Welt-Land, wirkte völlig entspannt und zufrieden. Alex war, dachte sie, der bescheidenste, offenste und vorurteilsfreiste Junge, den sie je mit nach Hause genommen hatte.
Und nun wusste Rosa auch, was dieses mächtige Gefühl gewesen war, das sie vorhin regelrecht übermannt hatte. Sie hatte sich in Alex Montgomery verliebt.
Limonade mit Rosmarin
In der italienischen Version von „Dornröschen“ wird die Prinzessin aus ihrem Zauberschlaf mit Rosmarinwasser geweckt. Der Prinz war vermutlich gerade anderweitig beschäftigt.
½ Liter Wasser
400 Gramm Zucker
1 ⁄ 8 Liter Zitronensaft
die geriebene Schale einer Zitrone
2 Rosmarinzweige
Eiswürfel
kaltes Leitungswasser oder Mineralwasser
Das Wasser und den Zucker in einem Topf zum Kochen bringen. Nach drei Minuten vom Herd nehmen und den Zitronensaft, die geriebene Zitronenschale und den Rosmarin unterrühren. Eine Stunde zugedeckt ziehen lassen. Den Sirup durch ein Sieb in einen Krug gießen. Für eine Portion füllt man ein Glas ungefähr zu einem Drittel mit dem Zitronensirup, gibt das Eis und das Wasser bzw. Mineralwasser dazu und rührt kräftig um. Ergibt ungefähr einen Liter.
26. KAPITEL
„Dieser Junge …“, sagte Paps am Abend des Balls im Country Club, „… er muss dich spätestens um Mitternacht nach Hause bringen.“
„Klar doch, Paps, sonst verwandle ich mich in einen Kürbis.“ Rosa ging vor dem Spiegel im Flur auf und ab. Sie war nicht richtig nervös, aber doch ein bisschen aufgeregt. Den „Rosemoor Country Club“ hatte sie noch nie von innen gesehen, geschweige denn auf seinem jahrhundertealten Parkett getanzt.
Sie strich sich übers Haar, das sie mit glitzernden Spangen hochgesteckt hatte. Das Kleid – rot, eng anliegend und schulterfrei – hatte sie mit ihrer Freundin Ariel im Gebrauchtkleider-Shop der Kirche gefunden. Ariel hatte Stein und Bein geschworen, dass es – nach einigen kleinen Änderungen – an Rosa wie maßgeschneidert aussehen würde. Das satte Kirschrot des Stoffs war wundervoll, und Rosa kam sich in ihren paillettenbesetzten, zehenfreien Sandalen mit Absatz viel größer vor als sonst. Sie fühlte sich fantastisch.
„Ich glaube, der Abend kann beginnen“, sagte sie zu ihrem Vater.
„Du siehst wunderschön aus. Dieser Junge … wehe, er behandelt dich nicht wie eine
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