Und ewig währt die Hölle (German Edition)
seiner Schwester sind Teil seiner Musikanlage. Wir suchen ihn heute Nachmittag auf.»
«Gut. Habt ihr was in der Wohnung oder auf dem …»
In diesem Moment ging die Tür auf, und Lasse Viker stand auf der Schwelle. Lykke drehte sich ungeduldig zu ihm um.
«Na endlich, wir haben schon …»
«Darre», sagte Viker leise.
«Ist er wieder da?»
Lasse Viker holte tief Luft und blickte dem Kommissar fest in die Augen.
«Er ist tot.»
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Kapitel 41
Die Kopfschmerzen hatten sich endgültig festgesetzt, als Lykke fünf nach sechs die Eingangstür des Reihenhauses in Manglerud aufschloss. Die Nachricht von Darres Tod war für alle ein Schock gewesen. Lykke hatte die Kollegen zu einer kurzen Gedenkzeremonie in der Kantine zusammengerufen. Anschließend hatte er in seinem Büro gesessen, den Kopf auf die Hände gestützt, und an die Wand gestarrt, nur unterbrochen von Polizeidirektorin Breiby, die durch alle Räume ging und kondolierte. Er hatte ein kurzes Telefonat mit einem Oberarzt der Klinik Volvat geführt und danach Rigmor in der Rechtsmedizin angerufen, um für den nächsten Tag einen Termin zu vereinbaren.
«Hallo, ich dachte, du kommst heute spät?»
Lykke legte den Mantel übers Geländer und blieb in der Tür stehen. Das Puzzle mit neuntausend Teilen von Clementoni, das er im Internet bestellt hatte, stand immer noch in braunes Papier eingepackt auf der obersten Stufe der kleinen Treppe.
«Wo ist Ida?»
«Bei Jenny. Ich hole sie um sieben ab.»
Lykke stand immer noch reglos da. «Die Kleine ohne Vorderzähne aus dem Skuronnveien?»
«Ja.»
«Hast du mit ihr über das Einnässen gesprochen?» Er massierte sich die Schläfen mit den Fingerspitzen.
«Ich möchte, dass wir das zusammen machen.»
Er nickte. «Ich habe heute ein bisschen im Internet gesucht, das ist nicht so ungewöhnlich …»
«Wir müssen es ernst nehmen.»
«Natürlich.»
Sonja küsste ihn leicht auf den Mund.
«Du siehst müde aus.»
«Ist sie direkt von der Schule mit zu Jenny gegangen?»
«Heute ist Sonntag.»
«Ach ja, richtig.»
«Bist du kaputt?»
«Darre ist heute gestorben.»
Sonja zog die Augenbrauen hoch.
«Wer?»
«Darre.»
«Dein Kollege?»
Lykke nickte.
«Herzschlag. Als die Krankenschwester ihn heute Morgen wecken wollte, war er tot.»
«War er krank?»
«Hypochonder. Sein Vater und seine Schwester sind wohl an Lymphdrüsenkrebs gestorben, und deshalb hat er sich dauernd auf alle möglichen Krankheiten hin untersuchen lassen. Ich habe mit der Klinik gesprochen. Das Einzige, was sie nie untersucht haben, war das Herz. Er war erst dreiundvierzig.»
«Mein Gott. Hatte er Kinder?»
«Nicht, dass ich wüsste.» Lykke steuerte auf die Küche zu. «Ich habe fast acht Jahre mit dem Mann zusammengearbeitet und weiß nicht mal, wo er wohnt.»
«Du darfst jetzt nicht anfangen, dir Vorwürfe zu machen …»
Lykke ließ sich schwer am Küchentisch nieder.
«Ich mache niemandem Vorwürfe. Es ist einfach so, wie es ist. Wir kennen den anderen nicht mehr.»
«Unsinn.» Sonja setzte sich ihm gegenüber hin und nahm seine Hand. «Du kennst doch Lasse, er war sogar schon hier und hat mit uns gegessen.»
Lykke lächelte matt.
«Das ist vier Jahre her.»
Sonja erhob sich, öffnete den Kühlschrank und goss sich ein Glas Orangensaft ein.
«Willst du auch?»
«Nein danke.» Lykke massierte wieder seine Schläfen. «Sie haben mir den Posten eines Oberkommissars angeboten.»
Sonja betrachtete sein mageres Gesicht.
«Du hast doch gesagt, du würdest am liebsten aufhören?»
«Ich weiß sehr gut, was ich gesagt habe …»
«Ist es dieser neue Mordfall, der dich so quält?»
Lykke unterbrach die Schläfenmassage für einen Moment.
«Ich weiß nicht.» Er fingerte am Salzstreuer herum. «Wir kommen einfach nicht weiter.»
«Das ist nicht deine Schuld.»
Lykke lächelte.
«Lieb von dir.»
Sonja strich ihm rasch über die Wange.
«Ich wünschte, du würdest … Du musst das Angebot ja nicht …» Sie unterbrach sich. «Ich habe Nudelsalat gemacht, isst du mit uns?»
Lykke ließ den Salzstreuer los und betrachtete seine rechte Hand. Kleine braune Leberflecken zogen sich wie Sommersprossen über den blassen Handrücken. Sie wird mich verlassen, dachte er.
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Kapitel 42
Parisa starrte auf den hellen Bildschirm. Das Foto war fast fünf Jahre alt, es zeigte eine junge dunkelhaarige Frau und einen Mann im Trainingsanzug mit schütterem Haar. Im Hintergrund konnte man
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