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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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auf, und Parisa Sadegh kam herein, gefolgt von einem kleinen blassen Jüngling mit unreiner Haut und einer gelbbraunen Strubbelmähne, die seit ewigen Zeiten nicht mehr geschnitten worden war. Lykke starrte ihn an. Der Mann oder, besser gesagt, der Junge konnte nicht älter als zwanzig sein.
    «Tut mir leid, wir waren bis jetzt damit zugange.» Parisa lächelte, doch der Schlafmangel war ihr deutlich anzumerken.
    «Das ist Robert Bø von Økokrim.» Robert Bø nickte nach rechts und links, und Parisa fuhr fort: «Wir haben uns die ganze Nacht mit Gusevs Laptop beschäftigt.» Sie sah Lykke entschuldigend an. «Ich bin noch nicht dazu gekommen, einen Bericht zu schreiben. Die Festplatte war randvoll mit allem möglichen Zeug, und es kann gut sein, dass da noch mehr ist.»
    Lykke nickte.
    «Schon gut, beschränkt euch auf das Wichtigste.»
    Robert Bø legte die Hände auf den Stuhlrücken.
    «Zuallererst: Ich bin von Datakrim, nicht Økokrim», sagte er in unverkennbarem Nordnorwegisch. «Wir wurden vor kurzem von Økokrim ausgegliedert und sitzen jetzt in der Brynsalleen …»
    Parisa räusperte sich vorsichtig.
    «Gut …»
    Bø verstand den Wink.
    «Als Erstes haben wir die Ordner auf seinem Desktop sortiert. Anschließend haben wir sie geöffnet und die Dateien systematisch …»
    «Nur das Wichtigste», wiederholte Lykke. «Schlussfolgerungen?»
    «Aha. Ja.» Robert Bø sah verunsichert aus.
    «Das kann ich übernehmen», sagte Parisa und ging zur Tafel. «Wir haben zwei Hauptfunde gemacht. Erstens, Gusev hat im großen Stil Fleisch geschmuggelt, und zweitens, Nadija Hadzic war eine seiner treuesten Kundinnen.» Parisa notierte die Stichpunkte am Whiteboard. «Gusev importierte illegal Fleisch, wahrscheinlich aus der Ukraine oder Polen, und verkaufte es an ein Dutzend feste Kunden in Oslo. Außerdem behielt er einen Teil selbst und verbrauchte es in seinem Restaurant.»
    «Kein Wunder, dass seine Steaks so billig waren.» Lasse Viker kaute nachdenklich auf seinem Kugelschreiber.
    «Nadija Hadzic, alleinerziehende Mutter mit wenig Geld, bereitete an fünf Tagen in der Woche das Mittagessen für hundert Leute zu und war deshalb eine perfekte Beute für Gusev. Wir haben über sechzig Bestellungen von Nadija über große Partien Rind- und Schweinefleisch gefunden. Die älteste ist sechzehn Monate alt.»
    «Sechzehn Monate, ohne dass jemand was gemerkt hat?» Ted Eriksen sah skeptisch aus.
    Parisa schrieb mit Rot ‹Catrine Wennersten› an die Tafel.
    «Die Geschäftsführerin der Werbeagentur. Sie wird nur zweimal erwähnt, aber es besteht kein Zweifel. Ich habe die ganze Zeit gewusst, dass da was ist. Sie hat ein bisschen zu auffällig den Eindruck zu vermitteln versucht, dass sie keine Ahnung hätte, wozu Nadija den Mac brauchte.»
    «Sie war eingeweiht?» Viker nickte beeindruckt. «Auf den Kopf gefallen war sie nicht, die gute Nadija.»
    «Nadija hat die Bestellungen per Internet bei Gusev aufgegeben, bekam vermutlich im Gegenzug gefälschte Rechnungen, und Wennersten hat dafür gesorgt, dass es in der Buchführung nicht auffiel. Wahrscheinlich haben die beiden Damen jeden Monat eine hübsche Summe unter sich aufgeteilt.»
    «Keine Spuren von Internetdating?» Lykke saß mit halbgeschlossenen Augen auf seinem Stuhl.
    «Sie hatte ein Profil bei sukker.no eingestellt, war aber seit mehreren Wochen nicht mehr aktiv. Wir haben uns auf etwas konzentriert, das uns mehr überrascht hat.» Parisa gab dem Jüngling von Datakrim ein Zeichen, woraufhin er einen Laptop auf den Tisch stellte und rasch ein paar Tasten drückte. «Unter fast siebenhundert Fotos fanden wir das hier.»
    Eine Aufnahme von mehreren Leuten in Partystimmung erschien auf dem Bildschirm.
    «Vermutlich die Feier von Gusevs siebenunddreißigstem Geburtstag vor etwas mehr als zwei Jahren, aufgenommen in seinem Restaurant. Gusev ist der hier.» Parisa Sadegh deutete auf einen Mann im grauen Anzug. «Der Typ neben ihm jobbt im Pub, scheint ein ziemlicher Volltrottel zu sein. Aber die Frau im Hintergrund, die mit der Kellnerschürze, ist interessant. Erkennt ihr sie wieder?»
    «Lakshmi Singh!»
    Viker schlug mit seiner großen Faust auf den Tisch. «Jetzt haben wir den Scheißkerl!»
    «Ich hab’s gewusst!» Ted Eriksen reckte die Arme wie zur Siegergeste hoch.
    «Sie hat für Gusev gearbeitet?», fragte Lykke ruhig vom Kopfende des Tisches.
    «Mit ziemlicher Sicherheit. Auf der Gehaltsliste von 2007 taucht ihr Name auf, aber das müssen wir noch

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