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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Wurst, vorausgesetzt, Benjamin hatte Dienst.
    Da war Arno schon eindeutig im Vorteil Georg gegenüber. Der seinen Apfel vermutlich aus einer der Mieten draußen hatte stehlen müssen. Würde Mathilda das ritterlich finden? Frauen waren so, oder?
    Georg hat freiwillig in Kauf genommen, für Mathilda zu sündigen, wurde ihm klar. Das war für ihn, der sich sehr darum bemühte, fromm und korrekt zu sein, sicher ein großes Opfer. Nun ja, zugleich war es das nächste eindeutige Zeichen dafür, dass der Junge zumindest im Begriff war, sich der Versuchung der Mathildasünde hinzugeben.  
    Wie auch immer – Arno würde das nicht übergehen können. Immerhin war er – wenigstens meistens – sein Beichtvater.
     
    Es dauerte eine Weile, bis er Geschirr aus dem Refektorium geholt hatte, damit in den Vorratskeller neben dem Essensübergaberaum angekommen war, dort Benjamin so knapp wie möglich von einer gesundheitlichen Notlage unterrichtet hatte – und beladen mit einem Teller voller Brot und Käse in den Klassenraum zurückkehrte, just in dem Augenblick, da Mathilda hungrig in ihren Apfel biss. So würde ihr Strahlen für ihn, Arno, ein wenig schwächer ausfallen, dachte er gerade – doch nein, die junge Frau war da durchaus verschwenderisch mit ihrem Überschwang.
    „Oh, für mich? Wie wunderbar. Brot. Und Käse sogar. Das ist ja wundervoll! Ihr seid ja auch so lieb zu mir, ich ...“
    Erst da wurde ihr, wie es schien, bewusst, dass es ihr Lehrer war, zu dem sie so spontan sprach. Jedenfalls brach sie ab und wurde rot, dem angebissenen Apfel in ihrer Hand und dann Georg neben sich einen raschen Blick zu werfend.
    Der schaute verstimmt drein.
    Arno sah weg. Peinlich berührt. Was hatte er hier vorgehabt? Sich hervorzutun? Einen jüngeren und weniger einflussreichen Mann auszustechen, um ... Ja, warum?
    „Der Apfel ist wirklich köstlich, Bruder Georg, danke“, hörte er sie hastig sagen.
    „Greift zu, Bruder Georg, Bruder Hartwig, ich hatte nicht vor, Schwester Finkenschlagin Euch etwas voressen zu lassen.“
    Arno wollte sich gerade an seinen Tisch zurückziehen, als es ihm wieder einfiel: „Ach ja, Bruder Georg“, wandte er sich ihm erneut zu. „Wenn ich davon ausgehe, dass Ihr die Sünde des Mundraubes nicht zu Eurem eigenen Vorteil begangen habt – sondern ausschließlich selbstlos, um einer hungernden Mitschwester zu helfen, könnte ich Euch davon lossprechen.“
    Obwohl es mir so vorkommt, als ob Ihr doch nicht vollkommen frei von Geltungssucht gehandelt habt.
    Auch wenn er dies nicht aussprach, blieb Georgs Hand auf dem Weg zu einem Stück Brot ertappt in der Luft hängen. Arno gestattete sich ein grimmiges Grinsen. Tja, mein Lieber, hab ich dich! Dafür wirst du am Freitag zur Beichte müssen.  
    Zuckte jedoch im selben Moment zusammen: Genau diese Sünde würde er selbst nämlich auch beichten müssen. Zwei Beichten in einer Woche! Naja, wenn er sonst – selten – eine Beichte gebraucht hatte, war es eigentlich immer um Stolz und Selbstüberhöhung gegangen. Von daher würde Palgmacher sich zumindest über den Inhalt nicht allzu sehr wundern.  

Der finstere Finstere Gang
     
     
    Alles war gut! Mathilda schlenderte die wenigen Schritte von der Bibliothek um die Kirche herum bis zum Finsteren Gang. Auch heute würde sie dort wieder ihr Tempo deutlich steigern und ihn im Schweinsgalopp durchrennen. Aber noch war es nicht soweit – und sie hatte es auch überhaupt nicht eilig. Lieber hier auf dem Friedhof noch ein wenig die Sonne genießen, die sich an einem grau-milchig verschleierten Himmel ziemlich blass präsentierte. Immerhin schien sie – im Gegensatz zu den letzten stürmischen Tagen, an denen eine Regenwolke die nächste gejagt hatte.
    Sie selbst war glücklich und satt. Das Beste jedoch war, trotz der Tatsache, ihre Strafe unterlaufen zu haben, hatte sie keinerlei schlechtes Gewissen. Weil es Pater Arno gewesen war, ihr Lehrer und Beichtvater, der ihr zu dem vollen Magen verholfen hatte. Wenn er der Meinung war, sie müsse essen, um ihre Konzentration nicht zu beeinträchtigen - dann hatte sie jedenfalls nichts dagegen einzuwenden.
    Wie lieb aber auch von Georg, ihr einen Apfel zu bringen. Wie er wohl an den herangekommen war? Mathilda war sicher, dass er einen Regelbruch begangen haben musste, um ihr etwas zu essen bringen zu können. Wenn nicht sogar eine Sünde , überlegte sie. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Georg war wirklich ein guter Freund. Wie er sich um sie bemühte, ihr half, wo

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