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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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trauten Umgebung des Refektoriums verbringen möchte, dem sei dies gewährt.“
    Was war denn jetzt los? Ein Vortrag, vielleicht sogar gemeinsam mit den Mönchen? Davon hatte Mathilda noch nie gehört. Bis jetzt hatte sie immer das Gefühl gehabt, als würde versucht, jegliche Berührungspunkte zwischen Männer- und Frauenkonvent zu vermeiden.
    Überrascht sah sie zu Katharina. Doch deren verblüfftes Gesicht zeigte, dass sie auch keine Ahnung hatte, was hier gerade geschah.
    Während Mathilda ihren Arm hob - unbedingt wollte sie bei diesem Ereignis dabei sein - sah sie den von Schwester Klöblin bereits vor Eifer zitternd in die Luft ragen. Sie sah auch, wie sich ringsum weitere Hände hoben. Offensichtlich ging es nicht nur ihr so.
    Einen Moment später hörte sie die Äbtissin stöhnen: „Alle?“
    Sie kratzte sich in offensichtlicher Ratlosigkeit am beschleierten Kopf. „Wie soll ich denn den gesamten Frauenkonvent im Skriptorium unterbringen? Zumal uns hinter dem Gitter nur der halbe Raum zur Verfügung steht?“
    Dann schien ihr eine Idee zu kommen. „Ehrlich gesagt, mit einem derartigen Interesse habe ich nicht gerechnet. Aber weil aus Platzgründen nicht alle mitkommen können, werden die jüngeren Schwestern hierbleiben. Mutter Klöblin, die mit der Klostergeschichte ja auch recht vertraut ist, kann ihnen in dieser Zeit davon erzählen.“
    „Nein!“
    Mathilda wandte sich nach der Ruferin um. Es war Schwester Klöblin selbst, die trotz ihres beträchtlichen Alters behände aufgesprungen war und mit vor Empörung blitzenden Augen dastand:
    „Da geschieht mal was Aufregendes hier im Kloster und Ihr wollt einen Teil von uns davon ausschließen? Außerdem präsentiert uns Wolfgang, äh, ich meine natürlich Bruder Sandizell, die Klostergeschichte aus erster Hand. Das ist sehr viel aufschlussreicher, als wenn ich weitergebe, was ich einmal gehört habe.“
    Überrascht riss Mathilda die Augen auf. Widerstand gegen eine Anordnung der Äbtissin? So etwas war ihr hier noch nie begegnet. Außer von Katharina und ihr, natürlich. Aber jetzt sperrte sich eine altgediente Nonne, die sich mit Sicherheit lange schon bewährt hatte und über eine dicke Bettdecke verfügte. Mathilda lächelte angesichts der Vorstellung, was diese Nonne wohl beim Weihnachtsbad zu erzählen gehabt hatte. Eigentlich schade, dass sich die Gelegenheit, an derart ungezwungen Gesprächen teilzunehmen, erst an Ostern wiederholen würde. Ob es dann wohl möglich wäre, dass sie gleichzeitig mit ihr baden könnte? Mathilda nahm sich vor, mit Edeltraud darüber zu sprechen. Denn augenscheinlich war sie es gewesen, die über die Badeeinteilung gewacht hatte.
    Jetzt jedoch voller Interesse – und Befriedigung darüber, einmal nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit hier im Kapitelsaal zu stehen – verfolgte Mathilda, wie sich die beiden Mütter gegenseitig finster musterten.
    „Ich wüsste nicht, wie ich die Räumlichkeiten derart vergrößern könnte, damit alle Frauen dort Platz fänden“, sagte die Äbtissin in spitzem Ton. „Deswegen muss ich entscheiden, wer mitkommen darf und wer nicht. Oder soll ich den Laienschwestern die Teilnahme untersagen?“
    „Ihr solltet Euch nach geeigneteren Räumlichkeiten umsehen oder Bruder Sandizell zu uns in den Kapitelsaal bitten“, schlug Mutter Klöblin mit Feuereifer im Gesicht vor. Sie wies mit dem Arm um sich: „Hier ist doch genug Platz. Selbst wenn alle Mönche von drüben mitkommen wollten.“
    Ihre Idee rief einen Sturm der Entrüstung hervor.
    „Männer – hierher?“, rief Schwester Öflerin und sprang ebenfalls auf. „Völlig ausgeschlossen.“
    „Wir sind hier in Klausur“, belehrte Mutter Hutterin die anderen Nonnen mit Entsetzen im Gesicht. „Das wäre Sittenverfall, wenn wir unser Haus für Männer öffneten.“
    „Männer“, schnaubte Mutter Klöblin. „Es handelt sich um Mönche. Birgittenmönche, wohlgemerkt.“
    „Und dennoch sind es Männer“, schrie Schwester Steudlin.
    „Na und?“, rief Schwester Loherin. „Auch für die ist die Klostergeschichte interessant.“
    „Aber nicht hier, bei unss“, zischte nun auch die Schönin mit. „Dass isst doch unschicklich. Ssoll Ssandizell denen einen Extra-Vortrag halten.“
    „RUHE“, rief die Äbtissin und klatschte energisch in die Hände. „Ruhe!“ Mit Zorn in den Augen wartete sie, bis sich alle Nonnen beruhigt und wieder hingesetzt hatten.
    „Niemand wird hierher kommen“, stellte sie schließlich mit deutlich

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