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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Schließlich würde ihre Stiefmutter jünger sein als sie.“
    „Und Margarethe?“, fragte Katharina leise. „Hat die sich gefreut?“
    „Nein!“ Mathilda schnaubte: „Sie hatte vier ältere Schwestern, die alles an Mitgift bekommen hatten, was ihre Familie aufbringen konnte. Margarethe war von Kindheit an fürs Kloster bestimmt gewesen.“
    Mathilda stockte kurz, holte tief Luft und fuhr fort: „Für dieses Kloster. Hierher sollte – und wollte sie kommen. Aber dann hat mein Vater um ihre Hand angehalten und nicht nur auf eine Mitgift verzichtet, sondern noch ein üppiges Brautgeld angeboten. Mit Freude hat ihm Freiherr von Liems deshalb seine Tochter gegeben.“
    „Margarethe, deine Mutter, musste deinen Vater also heiraten?“
    „Sieht so aus“, antwortete Mathilda. „Aber mein Vater hat sie wirklich geliebt und hat sich sehr um sie bemüht.“
    Sie schwieg einen Moment, ehe sie zögernd fortfuhr: „Ich weiß nicht viel über die Ehe meiner Eltern, aber etwas Schlechtes habe ich nie gehört.“
    „Gut.“
    Mathilda fühlte Katharina nicken.
    „So war das bei deiner Mutter. Aber warum bist du hier gelandet?“
    „Erbrecht und Krankheit“, fasste Mathilda mit ein paar Worten ihr ganzes Dilemma zusammen. „Und jede Menge Pech.“
    „Erzähl!“
    Begierde lag in diesem einen Wort und Mathilda konnte Katharinas Anspannung fühlen.
    „Als ich zwölf war, suchte mein Vater einen Mann aus, der zu mir passen würde. Sebastian war der Sohn von Waldemar, Graf von Halms und Burgerbe. Er war nur drei Jahre älter als ich. Wir lernten uns kennen, fanden durchaus auch Gefallen aneinander und wurden offiziell verlobt. Von da ab schrieben wir uns regelmäßig.“
    „Habt ihr euch nicht mehr gesehen?“
    Mathilda seufzte. „Wir wohnten mehrere Tagesreisen voneinander entfernt. Nein, wir sollten uns erst wiedersehen, wenn ich fünfzehn wäre, kurz vor unserer Hochzeit. Aber dazu ist es gar nicht mehr gekommen. Drei Tage, bevor Sebastian kommen sollte, erreichte mich ein Brief. Er habe entdeckt, dass er ein Leben abseits der Weltlichkeit führen wolle.“
    „Er ist ins Kloster gegangen?“, schrie Katharina fast, Entsetzen in der Stimme.
    „Nicht gleich“, bestätigte Mathilda. „Er war der Erbe und sein Vater hat sich sehr dagegen gewehrt. Es hat noch ein paar Monate gedauert.“
    Sie drehte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit. „Monate, in denen ich verzweifelte Briefe geschrieben habe, Monate, in denen er immer wieder beteuert hat, dass er mich liebe, aber Gott eben noch mehr.“
    Sie schwieg einen Moment, dann seufzte sie tief. „Vor drei Monaten, ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als mein Vater krank wurde, ist er schließlich von zuhause weggelaufen und ins Kloster eingetreten. Nach Ettal, im Gebirge.“
    „Naja“, sagte Katharina. „Das ist zwar schlimm für dich, aber warum bist du ins Kloster gekommen? Du hättest doch einen anderen Mann heiraten können.“
    „So einfach war das leider nicht.“ Mathilda lachte bitter auf. „Ich hatte Sebastian geliebt. Da konnte ich doch nicht einfach irgendjemanden nehmen, nur damit ich verheiratet bin.“
    „Nein, klar“, sagte Katharina. „Gleich geht das sicher nicht. Aber mit der Zeit ...“
    „Genau das war das Problem“, nickte Mathilda. „Mein Vater ist krank geworden und es, nun ja, es sah plötzlich gar nicht gut für ihn aus. Er konnte nicht mehr gehen und sich selbst versorgen. Man hat gemunkelt, dass er ...“ Sie brach ab, wandte sich zu Katharina. „Jetzt kommt das Erbrecht dazu. Radegunde ist bereits gut verheiratet und Friedemann wird alles erben. Haus, Hof, Gesinde – und mich. Solange ich noch unverheiratet wäre, würde ich ihm gehören.“
    „Das klingt gar nicht gut“, schauderte Katharina. „Aber trotzdem hätte er sich doch um dich kümmern können. Oder seine Frau.“
    „Er hasst mich“, sagte Mathilda bitter. „Radegunde und er haben meiner Mutter immer unterstellt, Vater nur deshalb genommen zu haben, weil er reich war.“
    Katharina schwieg. Schließlich legte sie die Hand auf Mathildas Arm. „Dein Vater hatte also Angst zu sterben und nicht mehr für dich sorgen zu können, solange du unverheiratet bist?“
    „Ja“, nickte Mathilda. „Und so ist die Idee aufgekommen, dass ich muss, was meine Mutter nicht durfte.“ Sie zog die Beine ein wenig an. „Das Kloster hat die Mitgift bekommen, die eigentlich für Sebastian bestimmt gewesen war – und ich bin hier.“
    Mathilda schwieg und zog ihre Arme

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