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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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ihr einen bewundernden Blick zu. Was sie alles wusste! Doch dann fiel ihr ein, dass es in Heussgens Brief an Katharina gestanden haben musste. Den er ihr gestern, zusammen mit dem Schlüssel, im Skriptorium zugesteckt hatte. Und natürlich hatte Katharina mit Elisabeth darüber gesprochen.
    Mathilda zuckte zusammen, als plötzlich mit Krach eine Tür zufiel: „Hauptmann Meierhofer?“
    Schwere Stiefelabsätze hallten über den Boden und kamen näher. Mathilda starrte mit angehaltenem Atem in den Korridor des Mönchskonvents, wo jetzt gleich ein Mann auftauchen würde. Da bekam sie einen Stoß in die Seite. Halb sprang sie, halb flog sie aus der Türöffnung zurück, wurde gezerrt, gepresst, bis sie mit dem Rücken zur Wand neben der Türe stand. Flankiert von Katharina und Elisabeth lauschte sie auf die schnell nahenden Schritte. Was, wenn derjenige hierher käme?
    „Hauptmann Maierhofer?“
    Mathilda stockte der Atem, als der Schatten eines Mannes zu ihnen in den Sakristeikorridor hineinwuchs. Gleich würde sein Verursacher bei ihnen auftauchen. Nur noch einen Augenblick, und er würde sie entdecken!
    „Hauptmann Maierhofer!“
    „Was ist?“ Eine unwirsche Männerstimme antwortete, schweres Poltern auf der Treppe. Dann fiel ein zweiter Schatten durch die geöffnete Türe zu den Frauen heraus.
    Der Näherkommende blieb stehen, Stiefelabsätze knallten aneinander: „Draußen ist alles abgesucht. Ohne Erfolg.“
    „Habt Ihr wirklich gründlich geschaut?“
    „Mehrfach, Hauptmann. Eines der Seitentore ist aufgebrochen. Frische Spuren im Schnee von mehreren Personen und Pferden. Wahrscheinlich ist das der Fluchtweg gewesen.“
    Ein Schlag gegen die Wand. „In letzter Sekunde, wenn ich den Prior recht verstanden habe.“
    Wieder knallten die Stiefelabsätze aneinander. „Habt Ihr Befehle?“
    „Sammelt euch und wartet draußen! Wir werden hier gleich fertig sein.“
    Der Stiefelträger entfernte sich mit derselben Eile, mit der er herangeprescht war, während der Hauptmann leise vor sich hin fluchte. „Verdammich, wie kann das sein, dass der Ketzer flieht, kurz bevor wir hierherkommen? Er muss gewarnt worden sein. Ich werde mir diesen Prior noch ein wenig vorknöpfen müssen!“
    Weiter fluchend entfernten sich seine nicht minder schweren Schritte über die Treppe nach oben. „Der Herzog wird mich aufknüpfen, wenn ich ihm sagen muss, dass der Häretiker entkommen ist!“
    Mathilda lauschte über ihr wild schlagendes Herz hinweg und fühlte ihre Knie zittern. Jetzt war es aus! Das da eben waren Soldaten gewesen – die Heussgen hatten verhaften wollen. Doch der hatte glücklicherweise davon erfahren und war im letzten Moment geflohen. Allerdings nicht alleine. Der Soldat hatte sogar von mehreren Flüchtenden gesprochen! Wer war das? Doch nicht etwa Arno?
    Doch noch ehe sie sich weitere Gedanken machen konnte, wurde sie von Katharina am Arm gepackt. „Zurück“, raunte sie knapp in ihr Ohr, zog sie mit sich, am Eingang zum Männerkonvent vorbei, zur Türe in den Altarraum.
    Die sie sofort hinter sich verschlossen. Elisabeth zerrte Katharina und sie energisch weiter, in die Nische des Beichtplatzes gegenüber, wo sie sich zusammendrängten.
    „Was jetzt?“
    Glücklicherweise brannte ihre Kerze noch und so konnten sie sich gegenseitig in die vor Schreck bleichen Gesichter sehen.
    „Heussgen ist weg!“
    „Aber wer noch?“
    „Nicht Arno“, beteuerte Mathilda. „Er würde nicht ...“, sie brach ab. O hne mich gehen, hatte sie in Gedanken angefügt, aber nicht ausgesprochen.
    „Es waren mehrere“, raunte Katharina und sah Elisabeth an. „Wer wollte denn außer uns noch fliehen?“
    Doch Elisabeth stand da mit geschlossenen Augen. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Spielt das jetzt noch eine Rolle?“, fragte sie plötzlich, riss die Augen auf und starrte Katharina an. „Es wird heute keine Flucht für uns geben. Soviel ist klar. Wir müssen also schleunigst zurück, bevor zu Vigil geweckt wird.“
    Elisabeth hatte recht. Sie nickten sich zu, wandten sich um – und rannten.
     
     
    Als es endlich zu Ende war, war der Zeitpunkt der ursprünglichen Verabredung zur Flucht lange verstrichen. Dass bisher keine Hiobsbotschaft hier eingetroffen war, hörte auf, beruhigend zu wirken, als der Hauptmann persönlich im Türrahmen auftauchte.
    Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht, setzte Arnos Mechanik wieder ein.  
    „Wir müssen den Prior sprechen“, rief der Hauptmann Palgmacher zu, der es sich

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