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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Fing sich dann selbst. Stand vor ihm und blickte aus leeren Augen zu ihm auf. Ihre Worte ebenso starr. „Ich bin nicht stark genug. Ich schaffe es nicht, Gott zu verlassen.“
    Sein Atemzug erreichte die Lunge nicht. Aber das müsst Ihr nicht, würde Heussgen jetzt sagen. Gott wird mit Euch kommen, er wird Euch begleiten, wo immer Ihr auch seid. Arno ließ die ungebrauchte Luft wieder entweichen, ehe er schon wieder erstarrte.
    „Und ich schaffe es nicht, sie zu verlassen, solange sie hier ist.“
    Oh nein, er durfte darüber nicht urteilen, dazu hatte gerade er, der er monatelang gehofft hatte, die Frau, die ihn durcheinanderbrachte, mit dem erstbesten Mönch zu verkuppeln, kein Recht.
    „Ich werde hier bleiben und weitermachen, ich habe keine andere Wahl“, redete Elisabeth sich weiter ein. „Aber ich will, dass Katharina trotzdem glücklich wird. Sie ist stark und eigenständig, und sie wird mich vergessen können. Wenn sie erst einmal von hier weg ist.“
    Das entschied sie – und vielleicht hatte sie sogar recht und diese Lösung war für beide Frauen das Beste? Immerhin litten sie unentwegt aneinander. Eine endgültige Trennung würde beiden die Möglichkeit geben, neu anzufangen.
    Ihn ging das außerdem gar nichts an. Er konnte nichts für sie tun. Resigniert ließ er sich wieder auf dem Bett nieder.
    „Also gebt Ihr mir Euer Wort?“
    Er sah auf. Sie stand nun zwei Schritte entfernt, ihm genau gegenüber, und blickte ihm wieder gerade in die Augen. Sie wollte ihre Geliebte in Sicherheit wissen. Diese Verantwortung war sie bereit zu tragen.
    Er stand auf und nickte knapp. „Ich gebe Euch mein Wort, dass ich Katharina aus dem Kerker hole.“
    „Gut. Und Ihr müsst mir schwören, dass Ihr ihr nichts sagt. Sie muss glauben, dass ich mitkomme, sonst ...“
    „Diese Entscheidung müsst Ihr ihr selbst überlassen“, widersprach er. „Es wäre nicht recht, sie zu belügen.“
    „Aber sie wird sich weigern zu gehen!“ Ihre Stimme schrill vor Sorge.
    „Scht! Wie, denkt Ihr, würde sie sich fühlen, wenn sie bemerkt, dass sie Euch nie mehr wiedersehen wird – und es zu spät ist?“
    Sie wand sich, war jetzt aber wirklich leiser. „Eines Tages wird sie verstehen ...“
    „Bis 'eines Tages' wird eine lange Zeit vergehen, Elisabeth“, sprach er sie direkt an.
    „Was soll ich denn machen?“ Sie weinte wieder.
    „Wenn Ihr sie verlassen wollt, dann tut es“, forderte er. „Mit Eurer Hilfe werde ich sie aus dem Kerker holen – und dann werdet Ihr ihr sagen, dass sie allein mitkommen soll.“
    „Nein.“
    „Dann werde ich es tun.“
    Sie schluchzte auf, griff nach ihm, krallte sich in seine Kutte. „Nein! Das dürft Ihr nicht, Katharina würde in Gefangenschaft bleiben, das könnt Ihr doch nicht verantworten, Pater, Ihr ...“
    „Sie hat die Wahl“, sagte er nur. „Das ist das Mindeste, was Ihr ihr geben könnt.“
    Elisabeth nickte langsam.
     
     
    Mathilda lag angezogen auf ihrem Bett und starrte an die Decke, die sie gar nicht sehen konnte, weil es zu dunkel war. Zu schlafen versuchte sie gar nicht erst. Es war einfach zu schrecklich. Wie heute alles in sich zusammengefallen war. Durch Elisabeth, dem schwächsten Glied der Kette. Durch ihre Schuld war die Frau, die sie liebte und angeblich von ihr widergeliebt wurde, im Kerker gelandet. Mathilda knirschte mit den Zähnen. Das war nicht nur schrecklich, das war unerträglich. Schnürte ihr die Kehle zu, füllte ihren Kopf mit irgendwelchen verwirrenden Gedankenfetzen, die keinen Sinn ergaben, die nirgendwo hinführten. Wie in einem Albtraum.
    Auch das Geschehen draußen vor ihrer Tür hatte keinen Sinn gemacht. Dass die Schönin in Panik zur Örtlerin gestürmt, diese jedoch nicht gekommen war. Wie stattdessen anscheinend sämtliche Schwestern mehrmals auf dem Gang auf- und abgelaufen waren, völlig untypisch flüsternd und wispernd, doch so sehr Mathilda auch ihr Ohr an die Tür gepresst hatte, sie hatte nicht das kleinste Wort verstehen können. Wie irgendwann die Türen der umliegenden Kammern gegangen waren, sich der Gang geleert hatte und leer geblieben war. Dass die Glocke, die zu Vesper, zum Essen, zu Komplet hätte rufen sollen, stumm geblieben war.
    Anfangs hatte Mathilda versucht, das alles zu verstehen. Hatte versucht, Schlüsse für sich selbst zu ziehen. Würden sie sie auch noch in den Kerker sperren? War jetzt ihre letzte Gelegenheit zu entkommen? Müsste sie losrennen, schnurstracks in den Männerkonvent zu Arno?
    Wäre das

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