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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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würde er sie und die beiden Frauen nehmen und für immer von hier verschwinden. Über der genauen Durchführung brütete er seit geraumer Zeit. Zu seinem Leidwesen bis jetzt vergeblich.
    Mit einem tiefen Seufzer machte er die soundsovielte Kehrtwende auf seinem Lauf durch die Kammer und begann von vorn.
    Wenn man von dem verheerenden Schlag, den Heussgens vorzeitige Flucht dem Rest von ihnen zugefügt hatte, absah, war bisher eigentlich alles optimal verlaufen. Den ganzen Tag über waren keine Nachrichten von außen ins Kloster gedrungen, folglich durfte man davon ausgehen, dass mit Heussgen und seinen Begleitern alles in Ordnung war.
    Und der Nonnenkonvent war zwar, wie befürchtet, abgeschottet, doch die Extrabeichte morgen planmäßig angesetzt. Die Örtlerin hatte von vornherein verfügt, dass aufgrund des hohen Bedarfs beide Beichtstühle benutzt werden sollten, Arno würde also auf jeden Fall in der Kirche sein und mit mindestens einer der Frauen sprechen können. Dennoch würde es unmöglich sein, dort gemeinsam einen Plan zu entwerfen. Der musste stehen, das Gespräch dort sich auf kurze Anweisungen und Vergewisserungen beschränken. Folglich musste er jetzt allein auf die bestmögliche und vor allem sicherste Variante kommen. Und eine Flucht bis in jede einzelne Konsequenz zu durchdenken, alle möglichen Eventualitäten einzuschließen – und sich dann zu entscheiden – gehörte eindeutig nicht zu seinen Begabungen. Er seufzte erneut, drehte um – sein Herz raste los, noch während er aufhorchte. Schritte. Direkt vor seiner Tür. Dabei waren alle Mönche auf dem Flur bereits auf ihren Kammern. Hatte Palgmacher seine Leute angestiftet ...? Arno war schon am Schrank, um nach der Axt zu greifen.
    Dann klopfte es tatsächlich.
    „Pater Arno?“
    Die Stimme kannte er. Elisabeth? Er gab dem Riegel einen Stoß, riss die Tür auf und zerrte sie herein. Mit der nächsten Bewegung drückte er die Tür wieder ins Schloss und fuhr zu ihr herum, die noch dabei war, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. „Ist etwas mit Mathilda?“
    Ihre Tränen waren schneller, als sie hätte antworten können.
    Er konnte nicht anders. „Nun redet schon!“ Hatte sie gepackt und schüttelte sie ungehalten. Um im selben Moment überrumpelt aufzukeuchen.
    Elisabeth hatte sich in seine Arme geworfen und klammerte sich an ihn. „Sie haben sie eingesperrt!“
    Nein! Nein, das kann nicht ...
    Die Frau hing an ihm wie ein sperriges Gewicht, das ihn in die Tiefe zog. „Sie haben sie in den Klosterkerker gesperrt, Ihr müsst sie herausholen, Hartwig wollte sie doch mitnehmen, und plötzlich ist er schon geflohen! Sie muss weg von hier, Pater Arno, Ihr müsst sie in Sicherheit bringen!“
    Die Erleichterung ließ ihn schwanken. „Ihr redet von Katharina!“
    „Könnt Ihr sie retten, Pater Arno, ich flehe Euch an, ich könnte nicht mehr leben, wenn sie zu Schaden kommt, ich ...“
    Sie wurde immer schwerer.
    „Still!“ Er rüttelte sie erneut und hatte endlich Erfolg. Sie verstummte und stand einigermaßen allein.
    „Ist mit Mathilda alles in Ordnung?“, musste er vor allem anderen wissen, und nun war es Elisabeth, die ungeduldig nickte.
    „Ja, aber Katharina ...“
    Reichlich spät verriegelte er erst einmal die Tür, bevor er sich wieder seiner Besucherin zuwandte. „Warum ist sie gefangen?“
    „Ich bin schuld.“
    Er spürte, wie es an ihr zerrte. Wahrscheinlich kämpfte sie in diesem Moment gegen den Impuls an, sich auf den Boden zu werfen. Ihre Stimme klirrte vor Kälte gegen sich selbst. „Ich habe verschuldet, dass sie keine andere Wahl hatte, als ihre Fluchtgedanken preiszugeben.“
    Arno musste erhebliche Kraft aufwenden, um sie auf den Beinen zu halten.
    „Bitte, Pater, könnt Ihr sie herausholen?“
    „Heussgen hat mir aufgetragen, Euch beide mit nach Augsburg zu nehmen, und das werde ich tun“, beruhigte er sie rasch. „Wir werden Katharina schon irgendwie freibekommen.“
    „Jetzt gleich“, forderte sie.
    Es war kein Eifer in ihrer Stimme – und doch hatte er sie noch nie so entschlossen erlebt. Richtig autoritär. „Den Schlüssel zum Kerker hat die Örtlerin, an den kommen wir nicht heran. Aber Ihr könnt die Tür doch irgendwie aufbrechen, oder?“
    „Das kriege ich schon hin.“ Die Axt im Schrank war ein Segen. „Viel entscheidender ist die Frage, wie wir dorthin und wieder zurückgelangen.“
    „Ich bin durch die Kirche gegangen, drüben ist alles frei, wir können sofort los.“ Elisabeth hatte bereits

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