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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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möglich? Kann ich das tun? Soll ich?
    Das waren die Fragen gewesen, die sie eine lange Weile mit rasendem Herzen an ihrer Tür hatten lehnen lassen.
    Kann ich? Soll ich? Jetzt?
    Nachdem sich die Nonnen vor ihrer Tür verzogen hatten, hatte sie den Entschluss gefasst. Hatte ihren Riegel zurückgeschoben, war hinausgeschlichen, den Gang entlang, der in völliger Dunkelheit gelegen hatte, bis zur ersten Zwischentür an der Ecke. Die aber war verschlossen gewesen. Man hatte die Chorfrauen in ihrem Trakt eingesperrt.
    Entmutigt war sie umgekehrt, zurück in ihre Zelle. Sie war zum Abwarten verdammt. Und dazu, untätig hier auf dem Bett herumzuliegen und keinen klaren Gedanken fassen zu können.
    Katharina war in einem Kerker, der in Mathildas Vorstellung eher wie ein Gefängnis in einer alten Burg aussah, Arno unerreichbar unter den Männern. Es stand in den Sternen, wann sie ihn wiedersehen würde. Ob ..., nein, das führte zu weit.
    Und schuld an allem war Elisabeth! Die nicht ein einziges Mal den Mumm hatte aufbringen können zu lügen. Nur wenige nichtssagende Worte wären nötig gewesen. Aber nein, die unfehlbare Schwester Jordanin hatte ehrlich sein müssen! Und damit sie alle in Gefahr gebracht. Und Katharina in Gefangenschaft. Wie stellte Elisabeth sich vor, wie es weitergehen solle? Wahrscheinlich gar nicht. Wahrscheinlich war sie nun gleich ganz umgekippt. Ließ sie alle im Stich – nur weil sie eine Nonne war! Die Wut, die sich in Mathilda breitgemacht hatte, fühlte sich eindeutig besser an als die uferlose Hoffnungslosigkeit. Elisabeth war schuld! Sie war schwach und dumm und unzuverlässig, verantwortungslos! Sie war ...  
    Es klopfte.
    Mathildas Herz setzte aus. Wer ...?
    Wer sie in den Kerker schleppen wollte, würde kaum anklopfen, oder? Sie setze sich auf. Es klopfte erneut.
    „Mathilda?“
    Ein Flüstern – und Bitten. Kein Feind.
    Sie stand auf und lief zur Tür.
    „Mathilda, ich bin es, Elisabeth.“
    „Elisabeth?“ Mathilda stieß den Riegel zurück. Sah ihre Besucherin groß an.
    Während die – ganz gehorsame Nonne im Nachtsilentium – sich an Mathilda vorbei in ihre Kammer drängte. Ihr den Riegel förmlich aus der Hand riss und ihn vorzog. Dann einen abrupten Schritt ins Innere der Kammer machte und herumfuhr. „Ich war bei Pater Arno. Ich soll dir ausrichten, dass er dich morgen nach dem Kapitel am Haupttor erwartet. Du sollst alles anziehen, was du hast und kein Gepäck ...“
    „Du warst bei ihm? Du warst im Männerkonvent? Du?“ Elisabeth hatte Hilfe geholt. Hatte Arno ermöglicht, mit ihnen in Kontakt zu treten. Ihre Flucht ermöglicht. „Oh, morgen schon, das ist gut, das ist wunderbar.“
    Mathilda trat zu Elisabeth und fasste nach ihren Händen. Die wich zurück.  
    „Das war so mutig von dir“, fuhr Mathilda trotzdem fort, „du hast uns alle gerettet, ich danke dir!“
    Sie strahlte sie an. Aller Zorn auf die Andere verraucht. Die war schwach gewesen, aber sie hatte es wieder gut gemacht.
    Elisabeth blickte unverändert drein, ernst und verkrampft. Wahrscheinlich war sie noch zu geschockt davon, dass sie hier sämtliche Regeln gebrochen hatte.
    „Wie werden wir Katharina aus dem Kerker holen?“, musste Mathilda natürlich noch wissen.
    „Pater Arno wird das tun. Ich werde ihn vor dem Kapitel hereinlassen, sodass er hinunter kann, während du und ich dafür sorgen, dass das Kapitel lange genug dauert.“
    „Gut, das ist gut!“ Mathilda hatte sich auf ihrer Bettkante niedergelassen. Sprang jedoch gleich wieder auf. „Wir müssen einen Plan machen!“ Sie war viel zu aufgeregt, viel zu erleichtert, viel zu stolz auf Elisabeth. Impulsiv hatte sie die Arme nach ihr ausgestreckt – und ließ die beschämt sinken. Die korrekte Nonne wollte nicht umarmt werden. Nicht von Mathilda jedenfalls. Von keiner anderen als Katharina. Sie musste schon wieder lächeln.
    Elisabeth jedoch sah zu Boden. Für sie war alles viel schwieriger, wurde Mathilda bewusst. Wahrscheinlich war es ihr eine Qual, sich vorzustellen, welche Verfehlungen und Sünden sie morgen würde begehen müssen.
    „Es ist notwendig, dass wir von hier weggehen“, tröstete sie sie. „Es ist keine Sünde, die unschuldige Geliebte aus dem Kerker zu befreien. Und es ist keine Sünde, von einem feindlichen Ort zu fliehen.“
    Elisabeth starrte unverwandt vor ihre Füße.
    „Du hast große Angst, nicht wahr?“ Mitfühlend hatte Mathilda schon wieder die Hand nach der Anderen ausgestreckt. Sie wieder sinken

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