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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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lächelte zufrieden, blieb stehen und sah ihr wohl hinterher, wie sie mit schleppenden Schritten zu Palgmacher hinüberging.
    So knapp, so – verdammt knapp. Mathilda sah zu Boden. Warum musste das jetzt sein? Beinahe hätte sie es geschafft!
    Sie sah nicht auf, als sie sich hinkniete und bekreuzigte. Wozu auch?
    „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden.“
    Nichts.
    Erst jetzt hob sie die Augen und richtete den Blick auf den Beichtplatz. Der leer war.
    Wo ...? Mathilda rückte den Kopf näher an das Gitter heran, sah den leeren Hocker, erkannte die Nische, das Fenster, die Bank. Alles war da, nur Palgmacher nicht. Er musste gedacht haben ... Plötzlich hätte Mathilda jubeln können. Palgmacher war schon weg. Und sie hatte noch nicht gebeichtet. Jetzt musste sie also zu Arno hinüber, egal was irgendwer sagte. Ihre Freude sorgfältig verbergend, erhob sie sich wieder und lief durch die leere Kirche zurück zur anderen Seite. Keine Ammelßpergerin mehr – und die Öflerin erhob sich gerade. Gleich also würde sie bei ihm sein!  
    Mit heftig klopfendem Herzen eilte sie auf das Gitter zu, hinter dem sie jetzt Arno schemenhaft erkennen konnte, und warf sich regelrecht auf die Knie.
     
     
    Mathilda-Schritte. Ihr Schwung, mit dem sie um die Ecke bog und sich hinkniete – ihr Zopf eingesperrt unter der Haube, und doch erreichte ein Hauch ihres Geruchs Arnos Nase.
    Sie gehört mir.
    Der Gedanke ließ ihn vom Beichtgitter zurückschrecken. Wie konnte er so von ihr denken? Das war verwerflicher Besitzanspruch, das war Leibeigenschaft, das war ... Glück. Ich darf sie berühren, sie in den Armen halten, sie küssen, sie ... zu meiner Frau machen. Das war Glück. Sie.
    „Du bist da.“
    Was er sagte, klang auch nicht viel vernünftiger.
    Mathildas Augen durchdrangen mühelos das Gitter. Ihr Lächeln. Ihr Duft. Seine Nase berührte das Holz.
    „Ich bin da“, antwortete sie.
    Sein Blick hing an ihr, während sie sich bekreuzigte. Ihren Oberkörper weiter vorlehnte, ihren Mund noch näher an ihn heran ...
    Er atmete ein. „Wer ist noch in der Kirche? Kann man dich nicht sehen?“
    „Ich bin die Letzte, da ist niemand mehr“, hauchte sie.
    „Verlassen wir uns lieber nicht darauf, es könnte doch jemand da sein. Auf einem der Balkone. Oder sonst wo.“ Als hätte er nichts gesagt, legte er seine Hand an das Gitter – beinahe an ihre Wange. Mathildas Gesicht kam noch näher.
    Einen langen Augenblick verharrten sie so, die Blicke ineinander verschränkt, schweigend. Je länger sie schwiegen, desto länger würden sie hier miteinander beichten können, das schien ihr ebenso bewusst zu sein wie ihm. Dennoch mussten sie zumindest den Anschein eines Beichtgesprächs erwecken – das hieß, unverfängliche Geräusche hervorbringen, die über angestrengtes Atmen hinausgingen.
    „Es tut mir so leid, dass ich nicht verhindern konnte, dass ihr gestern in Gefahr geraten seid “, musste er außerdem endlich loswerden. „Es war mir unmöglich, euch zu warnen. Ich ...“
    „Es war alles voll im Männerkonvent. Wir haben es sofort gesehen und sind umgekehrt, keine Sorge.“
    Sie hatte es schon ausgesprochen – als sie abrupt den Blickkontakt abbrach und ihre Hand unter dem Skapulier hervor an ihren Hals schnellen ließ. Er hatte sie offensichtlich in die feindliche Realität zurückgestoßen – und konnte sie nicht einmal in die Arme nehmen, um ihr Halt zu geben. Ersatzweise seine Hände ineinander schraubend, musste er ihre gequälte Stimme aushalten.
     
     
    „Sie haben Katharina in den Kerker gesteckt und ich hatte Angst, sie würden mich auch ...“ Sie brach ab. Dieser Gedanke war furchtbar egoistisch, weil sie um ihre Sicherheit gebangt hatte, darum, selbst eingekerkert zu werden.
    „Wenn das geschieht, werde ich dich da herausholen, hab keine Angst!“ Angst stand in Arnos eigenem Gesicht. Davor, dass sie Angst hatte.
    Mathilda musste lächeln vor Rührung. Was wiederum Arno lächeln machte. Er war sehr süß.
    „Elisabeth war bei dir, hat sie mir gesagt.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Glaub mir, ich bin so froh, wenn wir heute endlich weg sind. Aber was ist mit Katharina?“
    „Hat dir Elisabeth nicht ausgerichtet, dass ich ...“
    „Doch, hat sie“, fiel ihm Mathilda ins Wort. „Aber sie hat mir auch gesagt, dass sie nicht mit uns mitkommen wird. Katharina wird niemals ohne sie von hier weggehen. Was sollen wir jetzt nur tun?“ Sie warf

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