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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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irdische Ehefrau – umso größer würde. Und alles noch komplexer und damit spannender.  
    Befriedigt zog Arno das gesuchte Buch aus dem Regal und trug es an Mathildas Arbeitsplatz. Wie er im einzelnen vorgehen und was er mit ihrem Buch anstellen würde, darüber würde er nach dem Gottesdienst nachdenken. Jedenfalls war es eine Herausforderung, und er freute sich darauf!

… die diese Regeln befolgen ...
     
     
    In Gedanken versunken machte sich Mathilda auf den Rückweg, an der Kirche entlang. Es war also Pater Arno gewesen, bei dem sie gestern gebeichtet hatte. Um ihn sehen zu können, war es in der Kirche zu dunkel gewesen. Außerdem war das Gitter, das den Beichtenden vom hinter einer Mauernische sitzenden Priester trennte, viel zu engmaschig. Auch bei besserem Licht hätte sie wohl kaum mehr als ein Schemen erkennen können. Das war im Beichtstuhl in der Niederhofer Pfarrkirche nicht anders gewesen. Dennoch hatte Mathilda Pater Arno sofort an seiner weichen und dunklen Stimme erkannt, an seiner feinen, gebildeten Sprache, die sich so sehr vom bayrischen Dialekt der Menschen hier unterschied.
    Er musste demnach der Vertreter des Priors sein, von dem Schwester Jordanin gesprochen hatte. Aber das war im Moment nicht so wichtig. Jetzt galt es erst einmal, durch diesen Finsteren Gang zu kommen. Mathilda legte die Hand auf die Klinke und stemmte die Türe auf. Dann blieb sie stehen.
    Vollständige Dunkelheit gähnte ihr entgegen, es roch sogar so – nach Höhle. Der Finstere Gang trug seinen Namen durchaus zu Recht.
    Diesmal würde sie alleine hindurch müssen. Sie zögerte. Warum hatte sie auf einmal Bedenken? Dunkelheit war doch nichts Ungewöhnliches, gehörte zum Leben dazu. Trotzdem beschleunigte sich ihr Herzschlag unangenehm, als sie die ersten Schritte hinein tat.
    Keine Angst , suchte sie sich zu beruhigen, auch diese Dunkelheit beißt nicht . Trotzdem wuchs ihre Beklemmung mit jedem Schritt. Nicht rennen , mahnte sie sich, als sie schon fühlte, wie ihre Beine eigenmächtig das Kommando übernahmen und an Tempo zulegten. Da kam schon die erste Ecke – und danach der lange, völlig dunkle Teil des Finsteren Ganges. In wachsender Panik breitete sie die Arme aus, um die Wände rechts und links zu berühren – und rannte los. Und dabei zählte sie: „Eins, zwei, drei ...“ Bei vier fühlte ihre rechte Hand keine Wand mehr, bei fünf war sie wieder da. Also musste es dort eine Vertiefung geben. Eine Türe vielleicht? Das beruhigte Mathilda im Moment allerdings gar nicht. Ganz im Gegenteil. Wohin führte diese Öffnung – und, viel wichtiger, wer konnte daraus kommen – und sie womöglich packen? Oder war jetzt sogar schon hinter ihr her? Sie wurde noch schneller. Obwohl ihr klar war, dass ihre Angst – wahrscheinlich – völlig unbegründet war.
    Trotzdem rasten ihre Füße im gleichen Tempo wie ihr Herz, als sie endlich die ersten Stufen erkannte, die zur letzten Ecke führten und zur Treppe hinauf, hinaus, ins Licht. Außer Atem und heilfroh, es hinter sich zu haben, kam sie oben an und lief noch ein paar Schritte, in die Sicherheit der Nachmittagssonne. Dann fuhr sie herum und beäugte den dunkel klaffenden Eingang. Wo natürlich alles ruhig und unbewegt blieb.
    Rasch beruhigten sich nun auch Atem und Herz, und so wandte sie sich wieder um, der Klosterpforte zu. Erst gestern war es gewesen, dass sie 'es' hinter sich hatte bringen wollen und unverzüglich den Türklopfer betätigt hatte. Jetzt stand sie erneut vor dem Eingang, ließ sich aber deutlich mehr Zeit. Sie drehte dem Kloster den Rücken zu und sah sich um. Da war die Toreinfahrt. Den Weg hindurch war sie am Vortag in der Kutsche gekommen. Jetzt wandte sie den Kopf. Wohin führte er denn weiter? Sehr viel konnte sie nicht erkennen, das Redhaus ragte hinter der Kirche heraus und verstellte ihr den Blick. Aber dahinter musste der Männerkonvent liegen.
    Es war sehr ruhig, Mathilda konnte keine Menschenseele sehen. Kaum zu glauben, dass es innerhalb der Klostermauern außer Nonnen und Mönchen noch andere Menschen geben sollte! Wo waren die? Sie sah herum, aber alles lag friedlich und still. Schwester Jordanin hatte ihr doch auch Felder gezeigt und von Obstbaumhainen gesprochen. Wo die wohl sein mochten? Von hier aus war davon nichts zu entdecken. Nur Gebäude, Mauern, der Weg und das Tor – hinter dem die Welt lag.
    Rasch hob sie den Türklopfer hoch und ließ ihn laut auf die Türe krachen. Heute war ihr immerhin leichter ums Herz als

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