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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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und die Äpfel von den unteren Ästen pflückten. „Während der Arbeit darf nur gesprochen werden, wenn es unbedingt sein muss.“
    „Ist recht“, nickte Mathilda. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir geholfen hast.“
    Danach arbeiteten sie schweigend nebeneinander weiter, füllten ihre Körbe mit wunderbar rotbackigen Äpfeln, zeigten sich lächelnd immer wieder mal ein besonders schönes Exemplar, das sie dann sorgsam zu den anderen legten, damit es nur ja keine Druckstelle bekommen möge – und hatten schließlich ihre Körbe gefüllt.
    Fragend wies Mathilda mit dem Kinn darauf – und Edeltraud warf einen bedeutungsvollen Blick auf die leeren Körbe an der Mauer, neben denen sich bereits etliche gefüllte befanden.
    Mathilda und sie trugen ihre dorthin, stellten sie in die Reihe und nahmen sich neue, leere.

Haupt und Herrin
     
     
    Endlich klappte Hofbruder Glaubrecht seine Mappe zu und erhob sich – Arno kam es vor, als dauerten diese Besprechungen von Mal zu Mal länger.
    „‚Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit; wohl dir, du hast es gut’“, schloss die Örtlerin mit ihrer gewohnt huldvollen Geste von jenseits des Klausurgitters. „Ich danke Euch trotzdem für Euren unermüdlichen Einsatz, liebe Brüder.“
    Die ebenfalls in die Klostergeschäfte involvierte Schwester und Priorin – Ottilia Öfler – hatte ja bereits vor einer ganzen Weile das Weite gesucht mit den ihr typischen Worten: „Ich muss an meine Arbeit zurück.“
    Ihre Arbeit – war das Buch, an dem sie schrieb. Welches sie in diesen Tagen zumeist sogar gänzlich von ihrer eigentlichen Arbeit als Priorin des Frauenkonvents abhalten durfte. Diese Frau hatte Glück, dass ihre Äbtissin so erpicht darauf war, dass die Mitglieder ihres Klosters sich auf profilierbarem Gebiet hervortaten.
    Bruder Glaubrecht, auf den bestimmt weit mehr Arbeit wartete, die aber unleugbar weniger hermachte als eine theologische Veröffentlichung, winkte nach hüben und drüben und entschwand in Richtung Ländereien.
    Palgmacher reckte sich wohlig und räkelte sich auf dem von ihm mitgebrachten Sitzkissen bequemer zurecht. „Gibt es noch etwas, Örtlerin? Oder wollen wir die Zeit nutzen und eine kleine Zellenbesinnung einlegen?“
    Zellenbesinnung, ja, ja. Aber Arno sollte das recht sein. Er wollte sich schon erheben, als ihn die Äbtissin mit einer neuen Handbewegung stoppte: „Mathildas neue Betreuerin bittet Euch um Eure Einwilligung, dass sie heute Nachmittag ein wenig später in Euren Unterricht kommen dürfe. Die beiden müssen sich miteinander besprechen.“
    Was nahm diese Schwester sich heraus? „Unsere Unterrichtszeit ist knapp genug bemessen. Die beiden Frauen werden einen anderen Termin finden, ich zumindest erwarte Mathilda pünktlich nach Sexta im Klassenzimmer. Richtet das bitte der verehrten Schwester ...“, seine auffordernde Pause blieb unbeachtet, „... aus.“
    Die Örtlerin nickte gleichmütig. „Das werde ich.“
    „Da zeigt sich wieder einmal, wie perfekt es Euch gelingt, Eure Mädels von uns Männern fernzuhalten“, schaltete Palgmacher sich ein. „Sonst würde keine wagen, solch eine Unverfrorenheit vorzuschlagen – unserem Lehrer von Wayden, dem doch auf die Stirn geschrieben steht, dass er seinen Unterricht über alles stellt.“
    Schneller, als Arno sich hätte zur Seite neigen können, ereilte die amüsiert patschende Hand des Priors seine Schulter.
    „Ich empfinde es schon als ungehörig, auf den Gedanken zu kommen, eine organisatorische Besprechung über etwas so Essentielles wie die intellektuelle Ausbildung zu stellen“, verteidigte er sich. „Ich denke nicht, dass meine Einstellung sich da sehr von der anderer Lehrer unterscheidet.“
    „Es sind Frauen, lieber Wayden! Und was hat Eure kostbare Mathilda von einer intellektuellen Ausbildung?“
    „Ich gedenke nicht, jetzt mit Euch über derartige Grundsatzfragen zu streiten“, schoss Arno zurück.
    Palgmacher nickte gutmütig. „Nein, nein, Ihr habt natürlich absolut recht.“ Wandte sich dann an die Örtlerin, die noch immer drüben saß und gedankenverloren zu ihnen herübergesehen hatte – ehe sie nun aufgeschreckt wurde: „Ihr habt also Eure Drohung wahrgemacht und Elisabeth Jordan ihr Amt als Mentorin der Neuen entzogen?“
    Unauffällig interessiert erwartete Arno die Antwort der Örtlerin. Interna des Frauenkonvents gingen ihn nichts an, doch im Falle der beiden unglücklich liebenden Frauen machte er da aus seelsorgerischen Gründen

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