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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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eine Ausnahme.
    „Ich hatte ihr noch eine Bewährungsprobe eingeräumt und sie mit der Finkenschlagin betraut“, überraschte ihn die Örtlerin. „Doch gestern nach einem außerordentlichen Schuldkapitel war ich gezwungen, ihr diese Aufgabe wieder zu nehmen.“
    „Was hat sie sich denn zuschulden kommen lassen?“
    Prior Palgmacher war ein erbärmliches Tratschweib, doch in diesem Falle war Arno dankbar dafür – seinerseits hätte er die Etikette nicht durch eine Nachfrage verletzt.
    Die Äbtissin kannte die Neugierde ihres Priors – und Arno war sicher, dass sie diese durchaus zu schätzen wusste. Immerhin hatte auch sie ein großes Interesse an Einzelheiten des Lebens im Männerkonvent, das Palgmacher im Gegenzug sehr freigiebig befriedigte.
    „Sie hat sich mit der Greulichin zur falschen Zeit am falschen Ort getroffen – und noch dazu allein.“
    Arno sah die ältere Frau zögern. Selbstverständlich hatte er das Beichtgeheimnis absolut gewahrt – alles, was sie wusste oder witterte, entsprang ausschließlich ihren eigenen Beobachtungen und den Schuldanklagen durch ihre Mitschwestern – die sich in letzter Zeit mehrten. Was sich sehr wohl mit Arnos persönlicher Einschätzung der sich intensivierenden Beziehung der beiden Frauen deckte.
    „Wie weit geht das mit den beiden?“, fragte jetzt Palgmacher gespannt - die Äbtissin. Dass er von Arno keine Antwort bekäme, war ihm natürlich klar. „Lohnt es, mich wieder selbst auf den Beichtstuhl zu setzen?“ Er ließ sein gackerndes Gelächter hören.
    Wie hatte dieser unmoralische Mensch zum Prior gewählt werden können? Arno schüttelte sich innerlich bei dem Gedanken, dass er bestimmt die armen Sünder genauso lüstern ausfragte wie Pfarrer Paul in seiner Jugend. Die Sorge um deren gebeutelte Seelen war da nachrangig. Er schüttelte sich erneut. Da konnte er der Versuchung beinahe nicht widerstehen zu wünschen, dass am Freitag wieder er selbst ...
    „Elisabeth würde niemals zu weit gehen“, kam mit absoluter Überzeugung von der Örtlerin. „Wir können von Glück sagen, dass sie die Ältere und Stärkere von beiden ist.“
    „Och, erinnert Euch doch an die Bächlerin damals. Wie hieß ihre junge Freundin noch gleich? Eveline, genau! Geradezu schicksalhaft passend. Und die war auch die Jüngere.“
    „Nein, Elisabeth Jordan ist eine wahrhaft gottesfürchtige Person, nie würde sie sich Sünden dieser Art hingeben, nie!“ Angewidert schüttelte die alte Äbtissin den Kopf. Ehe Arno ihre scharfen kleinen Augen auf sich spürte. „Euch, Pater Wayden, möchte ich nahelegen, Euren priesterlichen Einfluss wohl wissend einzusetzen, sodass ein solcher Ausgang noch nachhaltiger ausgeschlossen werden kann. Und dass Ihr gegebenenfalls mir ... zu verstehen gebt, wenn es sich wider Erwarten doch andeutet, dass“, sie räusperte sich, „konkrete Interventionen notwendig werden könnten.“
    Arno kam aus dem Erschaudern gar nicht heraus. Diese verlogenen Kirchenleute! Diese Unterwanderung des Beichtgeheimnisses! Man konnte sich ja lebhaft vorstellen, wie es in diesem Raum zuginge, wenn diese beiden Leute das Kloster allein führten.
    „Ja, damals ließ es sich nicht vermeiden, die lüsterne Eva aus dem Kloster auszuschließen“, warf Palgmacher düster ein.
    Garantiert nicht, bevor sie dir alles bis ins Kleinste geschildert hat, versetzte Arno grimmig – und stumm. Was konnte er dazu sagen?
    'Es ist Liebe!', hörte er Katharinas Stimme in seinem Kopf. 'Wie kann sie sagen, dass das etwas Böses sei, wenn ich sie doch so sehr liebe?'
    Auch Arno verurteilte die sündhafte Hingabe an zweifelhafte Begierden, keine Frage – wobei er an dem, was ihm da von beiden Frauen gebeichtet worden war, nichts an sich Sündhaftes zu finden vermochte – bis jetzt. Doch es galten die Maßstäbe des Klosters. Katharina Greulich mochte nicht aus Berufung hier gelandet sein – geweiht war sie Christus, da konnte sie ihre Elisabeth lieben, soviel sie wollte. Trotzdem konnte er nicht anders, als mit der jungen Frau zu fühlen, wenn sie verzweifelt schluchzend vor ihm im Beichtstuhl kniete. Sie liebte, und schließlich hatte er selber erfahren müssen, wie schmerzhaft das sein konnte.
    „Jedenfalls möchte ich Schwester Jordanin alle Unterstützung zukommen lassen, um es ihr so leicht wie möglich zu machen, sich gegen die Übergriffe der Greulichin zu schützen“, bekräftigte die Örtlerin Arnos zweifelhaften Auftrag.
    Der hatte kein Zeichen seiner Zustimmung gegeben –

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