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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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doch nicht machen“, flehte die und folgte der davoneilenden Äbtissin. „Ihr wisst doch genau, dass meine Abssichten immer redlich ssind.“
    Die Äbtissin jedoch ging mit keinem Wort auf diesen Widerspruch ein. „Die Aufhebung des Dauersilentiums wird Euch auch noch persönlich erleichtern, Schwester Schönratin. Ab sofort seid Ihr von Eurer Verpflichtung als Mathildas Mentorin entbunden. Sie kann sich ja jetzt, sollte sie eine Frage haben, an jede andere Nonne im Konvent wenden.“
    „Danke“, rief ihr Mathilda hinterher.
    Katharina und sie warteten pflichtschuldigst, bis die Tür hinter der Äbtissin nebst der laut lamentierenden Nervensäge zugefallen war, ehe sie sich erleichtert in die Arme sanken.
     
    „Hättest du das für möglich gehalten?“, fragte Mathilda zum wiederholten Male, als sie, wieder nebeneinander, jetzt aber heftig schnatternd, den Fußboden im Kapitelsaal wischten.
    Katharina lachte und schüttelte den Kopf. Ebenfalls zum wiederholten Male. „Ab jetzt können wir reden, soviel wir wollen“, sagte sie. „Außer natürlich ...“
    „Ich weiß“, nickte Mathilda heftig. „Ich weiß.“
    „Und auch die alte Schreckschraube bist du los.“
    Nie in Mathildas Leben war ihr eine Arbeit so leicht von der Hand gegangen, wie den Fußboden des Kapitelsaals zu wischen. Getragen von dem Gefühl, neben Katharina bis in alle Ewigkeit weiterputzen zu können, begann sie fröhlich zu singen. Und Katharina fiel mit ein.
     
    Als es zu Tertia läutete, eilten sie Seite an Seite in den Frauenchor hinauf. Danach wischten sie weiter.
    Der Kapitelsaal war größer als gedacht, aber schließlich waren sie doch fertig. Erleichtert blieben sie noch einen Moment in der Türe stehen und sahen sich um. Gleich heute Nachmittag würde wieder Kapitel sein.
    „Meinst du, die Schönin klagt sich selbst an?“, fragte Mathilda.
    Doch Katharina schüttelte den Kopf. „Glaub ich nicht. Das hat sie noch nie.“
    „Aber wahrscheinlich ist ihr das auch noch nie von der Äbtissin geraten worden.“
    „Trotzdem“, beharrte Katharina. „Wenn Mutter Örtlerin es ihr befohlen hätte ...“
    Mathilda erinnerte sich, was sie Katharina noch dringend fragen wollte: „Warum hast du dich im Strafkapitel nicht selbst angeklagt? Ich meine“, schränkte sie hastig ein, als sie Katharinas Gesicht sich verdunkeln sah, „nicht, dass ich das gewollt hätte. Es hat mich nur gewundert.“
    „Ich mach das oft“, antwortete Katharina schlicht. „Wenn ich Elisabeth damit helfen kann, mach ich es eigentlich immer. Aber beim letzten Mal – wozu soll ich mir das Leben noch schwerer machen, wenn es ihr gar nichts bringt?“
    „Wie meinst du das?“, fragte Mathilda.
    Doch Katharina winkte ab. „Spielt keine Rolle.“
    „Also geht es nicht immer darum, dass man einfach ehrlich sein will?“, fragte Mathilda nach einer Weile, in der Katharina nur düster vor sich hingesehen hatte. „Weil es die Klosterregel halt so vorschreibt?“
    Da lachte Katharina bitter auf. „Wenn man sich für jeden kleinsten Verstoß gleich selbst anklagen würde, müsste es jeden Tag ein Schuldkapitel geben und alle würden liegen.“
    Sie hob den Kopf und sah Mathilda in die Augen. „Sage mir, bist du draußen auch wegen jedes kleinsten Vergehens zu deinen Eltern gegangen? Wegen jedes frechen Gedankens oder einer kleinen Boshaftigkeit?“
    Nein, das war Mathilda nicht.
    „Das hier ist nichts anderes“, sagte Katharina und wandte sich ab. „Aber ich will noch ..., wenn ich schon mal die Gelegenheit dazu habe ...“ Und damit machte sie sich auf, lief in den Saal hinein, die lange Bank der Chorfrauen entlang, bis zu Schwester Jordanins Platz. Dort setzte sie sich hin, umarmte sich selbst, wiegte sich ein wenig. Dann wandte sie sich an Mathilda. „Sie fehlt mir so.“
    Mathilda, die ihr langsam gefolgt war, setzte sich neben sie und fragte leise: „Du magst sie auf eine Weise, die gegen Klosterregeln verstößt, nicht wahr?“
    Katharina nickte.
    „Und Elisabeth möchte nicht gegen die Klosterregel verstoßen, oder?“
    Katharina nickte wieder.
    „Wie sehr magst du sie denn?“
    Katharina schnaubte resigniert. „Ich liebe sie. Wie eine Freundin. Wie eine Schwester, wie eine Mutter, wie eine Geliebte. Ich liebe sie – wie alles.“
    Das verstieß mit Sicherheit gegen die Klosterregel.
    „Schon immer?“, fragte Mathilda. „Ich meine, kanntest du sie - schon vorher?“ Damit deutete sie um sich.
    „Nein“, schüttelte Katharina den Kopf. Sie

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