Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Schorsch missbilligend.
Ich antwortete nicht, sondern bedachte diesmal Max mit meinem bösen Blick.
»Und wo liegt sie?«, fragte Schorsch neben mir so laut, dass ich zusammenzuckte.
Ich zeigte unbestimmt zu dem kleinen Pfad.
»Beim Schaller seim Häusl?«, fragte er erstaunt.
»Nein. Aber auf dem Weg dorthin«, brummelte ich, noch immer verärgert darüber, dass mich Max so penetrant nach meinem revoltierenden Magen gefragt hatte.
Während Schorsch sich noch immer in das Absperrband einwickelte, telefonierte Max schon wieder. Ich durfte nicht weiterfahren, obwohl ich jede Menge zu tun hatte.
»Das Handy«, sagte schließlich Max, als ich hinter ihm den schmalen Weg entlangging. »Wo ist das jetzt?«
Ich zuckte unbestimmt mit den Schultern, obwohl er das nicht sehen konnte. Ich hatte es irgendwo fallen gelassen.
»Keine Ahnung«, sagte ich, als er sich umdrehte. »Du hast mich so erschreckt mit deinem blöden Anruf, dass ich es einfach fallen gelassen habe.«
Max verdrehte die Augen. Gleich würde er sagen, wie schaffst du das nur, immer mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.
»Ja, telefonier du doch mal mit einem Leichenhandy!«, fauchte ich ihn an. »Da würdest du auch erschrecken.«
O.k. Würde er vermutlich nicht. Bestimmt hätte er das Handy gar nicht ohne Plastikhandschuhe angefasst. So ein Mist aber auch.
Max war so galant, sich eine Antwort zu verkneifen. Wahrscheinlich hatte er aber auch Angst davor, dass ich ganz gewaltig hysterisch werden würde.
»Da hinten«, sagte ich und wedelte ein wenig mit der Hand in Richtung der Leiche.
»Weißt du, wer es ist?«
»Sag mal, meinst du, ich kenne jede Leiche, die ich finde?«, fauchte ich ihn an. Das wäre ja noch schöner. Bis jetzt hatte ich zwar noch jeden Toten gekannt, aber irgendwann war mein Bekanntenkreis natürlich erschöpft. Da konnte man nicht uferlos weiter bekannte Leichen finden.
»Ich hab sie mir auch so genau nicht angesehen«, gab ich zu. Eigentlich gar nicht. Eine wächserne Hand hatte jedenfalls gereicht, um mir den ganzen Tag zu vergällen. Da würde ich doch nicht auch noch hingehen und mir die ganze Bescherung anschauen.
Der Schorsch hatte da keine Hemmungen. Er schob die Blätter des Busches ein wenig zur Seite und gab ein seltsames Geräusch von sich. Ich drehte mich vorsichtshalber um, um nichts zu sehen.
»Ja. Des is er«, sagte er.
»Und, wer ist es?«, fragte ich neugierig nach.
Max sah aus, als meinte er, ich hätte ja selbst gucken können und nicht den Schorsch vorschicken.
»Der is scho länger tot«, sagte der Schorsch hinter mir. »Der is scho eiskalt.«
Ich spürte schon wieder den unwiderstehlichen Drang, mich zu übergeben.
»Wenn du dich übergeben musst, dann bitte weiter dahinten«, empfahl mir Max ziemlich hartherzig. »Das ist ein Tatort.«
Ich spürte, wie mein linkes Augenlid zu zucken begann. Man darf sich als Frau nicht alles gefallen lassen. Wehret den Anfängen, würde meine Großmutter sagen.
»Sonst ist wieder alles vollg’spien«, stimmte der Schorsch zu. »Die Spurensicherung hat ja auch noch was anderes zu tun.«
Das war der berühmte Tropfen.
»Ihr blöden Deppen, ihr blöden!«, keifte ich Max hysterisch an. »Ich speib hin, wo ich will! Und dein blödes Gerede brauch ich mir auch nicht anzuhören! Da nehme ich euch die harte Arbeit ab und finde die Leichen, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als an mir rumzumeckern!«
Kritik von Max konnte ich nämlich überhaupt nicht vertragen. Der jedoch nahm auf meinen Gemütszustand kein bisschen Rücksicht und verdrehte die Augen zum Himmel.
Ha.
Das war jetzt wirklich das Allerletzte.
Eigentlich war ich nicht für eine feste Beziehung geschaffen. Ich hatte jetzt zwar schon monatelang an der Seite meines Freundes ausgeharrt, aber ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie oft ich mir gedacht hatte, was für ein Depp er war. Ein einfühlsamer Freund hätte mich jetzt getröstet, anstatt mir wegen meiner Überempfindlichkeit im Magenbereich zuzusetzen.
»Da hätte doch jeder gespien«, behauptete ich. »Und wage es nicht, mir noch einmal zu sagen, wann ich mich wohin übergeben darf!«
Ich geriet wirklich in Rage, und das auch zu Recht, fand ich, denn wenn ich gewusst hätte, dass ich eine Leiche finden würde, dann hätte ich garantiert keine Leberkässemmel mehr gegessen. Besonders auf den Senf hätte ich dann verzichtet. Aber wer konnte das schon ahnen!
Wütend drehte ich mich um und lief in Richtung Fahrrad. Damit Max es
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