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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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sich auf mich wie ein giftiger Nebel.
    »Schiete, Springer«, dröhnte er. »Kannst du etwa nicht mehr? Du liegst da wie eine alte Oma. Hiev deinen Arsch aus dem Sand und beweg die Beine. Los! Bewegung!«
    Ich wollte sagen, daß ich genug hatte, daß ich am Ende war, daß ich mich fühlte, als.würde ich sterben. Es hätte nichts genutzt. Diese Stimme würde nicht aufhören, bis ich mich in Bewegung setzte. Ich haßte die Stimme und den Kretin mit den über den Boden schleifenden Knöcheln, der dazugehörte; wir alle taten das. Bruno Santino, unser
    Ausbilder, der jeden von uns bis zur Zerreißgrenze zu treiben versuchte und dann darüber hinaus. Ich glaube, er piesackte mich ärger als die anderen. Vielleicht, weil ich der einzige war, der größer war als er.
    Die einzige Methode, ihn dazu zu bringen, das Maul zu halten, war, mich in Bewegung zu setzen. Ich stemmte mich auf die Knie. Es tat weh, überall.
    »So ist es richtig, Springer. Wir machen schon noch einen Soldaten aus dir.« Er wandte sich abrupt um, um einen anderen Studenten zu quälen. Ich wollte gar kein Soldat sein. Ich war einfach nur ein Universitätsstudent. Das schien er zu vergessen.
    Irgendwie schaffte ich es, auf die Füße zu kommen. In der Ferne konnte ich die glänzenden schwarzen Solarzellen auf den Kasernendächern sehen. Die Gebäude waren größtenteils unterirdisch, nur die Dächer ragten über den Sand und den Gestrüppbewuchs hinaus. Einige der Studenten hatten die Kasernen schon erreicht. Sie hatten ja auch nicht so weit laufen müssen wie ich. Irgendein Schlaukopf hatte die Gefechtsübung heute morgen so angesetzt, daß der Größte den längsten Weg hatte. Ich war der lebende Beweis dafür, daß es nicht andersherum war.
    Ich setzte einen Fuß vor mich. Er hielt. Ich versuchte den anderen und torkelte durch die Wüste.
    Natürlich hatte uns niemand versprochen, daß Hölle leicht sein würde. Sie war die lebensfeindlichste Welt in der Confederación gewesen, bis man Springworld kolonisiert hatte. Jetzt denke ich, daß es eher ein Kopf-an- Kopf-Rennen ist, obwohl Hölle vielleicht um eine
    Winzigkeit vorne liegt. Manchmal, wenn ich total müde und zerschlagen bin, kommt es mir beinahe so vor, als wäre ich wieder daheim bei der Volmer-Ernte.
    Hölle hat nur eine bedeutende Industrie: Menschen zur Gewalt auszubilden, indem man sie in einem Stahlbad von Gewalt härtet. So ziemlich alles, was sich auf diesem elenden Planeten bewegt, kann einen umbringen, die Höller eingeschlossen. Vielleicht die Höller ganz
    besonders. Planeten, die es mit dem Krieg ernst meinen,
    schicken ihre zukünftigen militärischen Führer hierher, um ihr Handwerk zu erlernen. Entweder erlernen sie es, oder sie sterben. Das ist der harte Kurs.
    Es gibt noch einen anderen Kurs für so wichtige Leute wie Prinzen. Unter kontrollierten Bedingungen lernen sie, wie man tötet, ohne selbst getötet zu werden. Wenn sie versagen, sterben sie nicht, sie fallen einfach nur durch. Vielleicht verlieren sie ihr Gesicht und das eine oder
    andere Glied, aber sie überleben. Sind hinterher auch
    ziemlich zäh. Das wird der leichte Kurs genannt.
    Natürlich gibt es einen dritten Kurs für Leute wie uns - Studenten und Besucher, die nur eine Kostprobe davon bekommen wollen, was während der Ausbildung auf Hölle geschieht. Das wird der weiche Kurs genannt. Sie haben uns um 0300 heute morgen aus dem Bett gescheucht, und wir sind seit sechzehn Stunden ununterbrochen auf den Beinen. Jemand namens Bruno schreit mir dauernd ins Gesicht, daß er einen Soldaten aus mir machen will. Ich würde ihm den Arm abreißen, wenn ich nur noch etwas Kraft hätte. Weicher Kurs!
    Als ich endlich bei den Kasernen ankam, steuerte ich geradewegs auf mein Feldbett zu. Es fühlte sich an, als wäre es aus Ziegelsteinen, und war mindestens einen Meter zu kurz. Zum ersten Mal beklagte ich mich nicht darüber. Ich streckte mich auf den Laken aus und war eingeschlafen, bevor mein Kopf aufs Kissen fiel. Ich hätte zehn Jahre lang schlafen können; mir kamen es eher wie zehn Minuten vor.
    »Aufwachen, Carl«, sagte eine wohlbekannte Stimme aus großer Entfernung. »Nur noch eine halbe Stunde bis zum Essenfassen.« Ich öffnete ein Auge. Mein Mund fühlte sich an, als hätte ein Aasvogel darin genistet. Der Sand zwischen meinen Zähnen erzeugte interessante Geräusche.
    Langsam wurden die Umrisse der Person auf dem angrenzenden Feldbett scharf. Klein, schwarzhaarig mit einem herabhängenden Schnurrbart.

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