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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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Obergefreiter gab jedem von uns ein Magazin. Wir wußten vom endlosen Drill am Vortag, wie wir damit umgehen mußten.
    Ein Rekrut, der seit zwei Tagen kein Wort gesagt hatte, legte das Magazin ein, richtete sein Gewehr auf Meyer und feuerte. Natürlich trug Meyer einen Körperpanzer; die Kugel warf ihn einen Schritt zurück, aber sofort zog er seinen Nervenzerrütter und fällte den Mann. Rasch ließ er einen prüfenden Blick über uns andere schweifen, dann schob er die Pistole wieder ins Halfter.
    Er baute sich über dem am Boden liegenden Mann auf. »Na, na. Obergefreiter?« Der andere Höller-Uffz hatte seine eigene Pistole gezogen und wirkte deswegen ganz aufgeregt. Es war ein Laser, kein Zerrütter. »Was sollen wir mit diesem Würstchen machen?«
    »Töten Sie ihn hier. Weniger Papierkram als ein Kriegsgericht.«
    Meyer nickte nachdenklich. »Wir sollten ein Exempel an ihm statuieren. Offenbar ist er zu blöd, um Infanterist zu sein.«
    »Sollen wir ihn verbrennen?« Er ließ den Sicherungsflügel ausschnappen.
    »Nein. Können ihn genausogut zu etwas Nützlichem verwenden. Wir benutzen ihn als Fleisch.« Der Gefreite bückte sich und legte dem paralysierten Mann Handschellen an. Meyer hob die Stimme. »Morgen oder Sonntag werdet ihr diesen Mann sterben sehen, unsere erste TAE. Wenn ihr Glück habt, rettet er euch vielleicht das Leben, indem er anzeigt, woher das feindliche Feuer kommt.« Er legte die Hand auf den Kolben seiner Pistole. »Noch irgendwelche Freiwilligen?«
    Keiner von uns übrigen war so verzweifelt oder so resigniert. Wir bezogen unsere Stellungen auf dem Schießplatz.
    Unsere Ziele waren menschenförmige Puppen, die willkürlich aus Gräben fünfzig bis zweihundert Meter standabwärts hochschnellten. Man hatte eine Sekunde oder weniger, um zu zielen und zu feuern. Mit echten Kugeln war es schwieriger, als es mit den Platzpatronen gewesen war. Der Knall war lauter, und der Gewehrkolben schlug im Rückstoß gegen deine Schulter. Es war schwierig, nicht in Erwartung des Aufpralls zurückzuzucken, was den Zielpunkt gleich um mehrere Meter verzogen hätte.
    Nach fünf oder sechs Stunden Üben war ich ziemlich gut darin, aber einige Leute, Miko eingeschlossen, kriegten nie das Gefühl dafür. Meyer bemerkte sarkastisch, daß sie ganz bestimmt besser werden würden, wenn die Ziele anfingen, zurückzuschießen.
    Dann stellten wir uns in einer Reihe hinter einer durchsichtigen Wand aus zernarbtem Plastik auf. Ein Ambulanzschweber landete bedrohlich hinter uns. Wir setzten die schweren Stahlhelme auf, die wir im Gefecht tragen würden.
    Dies war der Granaten-Übungsplatz. Wenn man an die Spitze der Reihe kam, gab Meyer einem eine Granate. Man trat auf die andere Seite der Wand, zog den Sicherungshebel und warf die Granate auf ein Betonziel in dreißig Metern Entfernung. Und schmiß sich in den Dreck.
    Die Splitter waren bis zehn oder fünfzehn Meter von dort, wo die Granate explodierte, tödlich; manche Leute konnten sie kaum so weit werfen. Die Plastikwand rasselte oft vor verirrten Brocken. Ein Mann zauberte eine Reihe tiefer Einkerbungen in seinen Helm und brachte es fertig, sich das letzte Glied seines kleinen Fingers abzusäbeln.
    Meyer meinte, damit habe er sich einen eintägigen Urlaub und eine Position im vordersten Schützengraben verdient, »wo er jede Menge Übung kriegen könne«.
    Wir übten, die Messer als Speere zu benutzen, indem wir sie über das Ende des Gewehrlaufs klemmten. Das sollte von Nutzen sein, wenn man keine Munition mehr hatte. Ich glaube nicht, daß es von großem Nutzen war, wenn dein Feind noch ein oder zwei Kugeln hatte.
    Bei Einbruch der Nacht hatten wir unsere »Abiturübung«: beschossen zu werden. Wir mußten einen Zickzack-Schützengraben entlangkriechen, während jemand mit einer Gatling über unsere Köpfe hinwegfeuerte, einem Gewehr, das einen ununterbrochenen Strom von Kugeln verschoß. Der Graben war voll Schlamm und kaum einen Meter tief. Die anderen waren klein genug, um auf allen vieren zu gehen; ich mußte auf dem Bauch kriechen. Es war ganz schön schaurig, besonders, da Meyer hinter uns herkroch und Granaten warf. Keine von ihnen rollte aber in den Graben, und wir beendeten die Übung mit derselben Anzahl von Leuten, mit der wir sie begonnen hatten.
    Sie verabreichten uns eine gute Mahlzeit - Fleisch, Gemüse und Wein - und ließen uns früh zu Bett gehen. Das wäre prima gewesen, wenn ich hätte schlafen können. Bis lange nach Mitternacht starrte ich

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