... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
unterschreiben. Außerdem musste ich Lebensläufe nachsehen und versuchen, Vorstellungstermine festzulegen, und ich begann, die Laborbänke und die Ausstattung auszusuchen, die wir benötigen würden. Jedes Mal, wenn ein Arbeiter kam, um Teppiche zu verlegen oder um etwas anzustreichen, ließ ich sie ein und achtete darauf, dass sie die richtige Arbeit machten. Ich wurde oft seltsam angeschaut.
Einer der Arbeiter kam herein, sah mich einmal durchdringend an und bemerkte dann: „Sie sind also ganz alleine in diesem Gebäude?“
„Ja, Mr. Zumindest im Moment“, antwortete ich.
„Und Sie sitzen auf dem Karton?“, fragte er.
„Ja, Sir.“
„Also, so was hab ich ja vorher noch nie gesehen!“
Wie gesagt, er war nicht der Einzige, der mich seltsam anschaute.
Die Neuigkeit, dass wir unsere Firma einrichteten, machte mit Lichtgeschwindigkeit die Runde. Ich bekam unerbetene Anrufe von Leuten, die alles verkauften, was man auch nur möglicherweise für eine neue Firma gebrauchen könnte. Ich bekam allein bestimmt acht Anrufe von verschiedenen Telefonanbietern, sogar noch mehr von Fernverbindungsanbietern. Harry hatte mich damit beauftragt ein Telefonsystem auszuwählen, und schließlich entschied ich mich für ein System, welches er nicht mochte, da es ein bestimmtes Feature nicht hatte. Also fanden wir ein anderes System. Wir installierten alle Beleuchtungen. Die Möbel kamen endlich an, und ich bekam meinen Bürosessel (ich besitze diesen Sessel immer noch und sitze auf ihm, während ich dies hier 16 Jahre später schreibe). Harry organisierte alle Schreibtische für die zukünftigen Ingenieure, alle ausgestattet mit Stiften, mit fluoreszierenden, vergrößernden Beleuchtungsstativen, denn, wie Harry meinte, „Ingenieure, die lieben alle diese bekloppten Sachen!“ – auch wenn Ingenieure sie eigentlich nicht leiden können. Die gerahmten Kunstdrucke wurden an die Wände gehängt, künstliche Pflanzen verteilt, der Pausenraum eingerichtet. Das Ganze erinnerte mich an den ersten Schultag damals in der Serra Elementary. Alles rein und sauber und schön hergerichtet.
„Jetzt warten wir nur noch darauf, dass die Kinder kommen!“, alberte Harry.
Aber ich hatte ein Problem. Ich brauchte meinen Hauptprojektleiter.
Auch wenn Harry manchmal sehr lebhaft war und auch wenn er vielleicht etwas mehr brüllt und schreit, als viele es mögen, ich verstand Harry. Wir kamen miteinander klar, und er war perfekt. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn er mich heruntermachte wegen Dinge wie der Antipa-Sache oder wegen anderer Punkte, die er aufgriff, um mich bloßzustellen. Aber Tatsache ist, dass Harry ein Klassetyp war und dass ich mir keinen besseren, dynamischeren CEO für ein Startup-Unternehmen hätte aussuchen können. Ich habe viel lieber einen überspannten, energiegeladenen CEO , der mich auch mal nervt, als einen, der in der Büroecke sitzt und den ganzen Tag im Internet CNN liest. Harry war ein großartiger Redner, ein hervorragender Motivator, intelligent, und er kriegte Dinge erledigt. Sicher waren viele Harry gegenüber kritisch. Aber die meisten seiner Kritiker hatten nie so eng mit ihm zusammengearbeitet wie ich. War Harry ein bisschen zu verliebt in Geld und sein Eigeninteresse? Vielleicht, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was wir heute an der Wall Street erleben, so viel steht fest. Harry wünschte sich finanziellen Erfolg, aber er wollte auch Erfolg für Symphonix, für die Angestellten, und er wollte vor allem den Leuten helfen, die Symphonix-Implantate brauchten. Harry war ein echter Startup-Typ. Er war ehrlich zu sich selbst, was man sah, war auch genau das, was man bekam bei Harry. Er machte daraus kein Hehl. Ich war stolz darauf, mit Harry zu arbeiten, und ich würde jederzeit wieder mit ihm arbeiten. Ich stehe in seinem Schatten.
Es wäre nicht richtig gewesen, die Positionen für das Design- und Entwicklungsteam zu besetzen, bis wir die richtige Person gefunden hatten, um das formelle Entwicklungsprojekt zu leiten. Ich hatte Bewerbergespräche geführt und wir hatten Personalvermittler, die nach geeigneten Führungskräften suchten. Aber alles lief ziemlich langsam.
Der dritte Symphonix-Angestellte war Harrys Freund Peter Hertzmann. Peter wurde Vizepräsident für Klinische Angelegenheiten und Marketing. Diese Kombination in der Stellenbezeichnung war so ungewöhnlich, dass es mir sogar heute, Jahre später, schwer fällt zu glauben, dass dies wirklich sein Titel war. Aber Peter hat es
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