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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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Suzhou in der Nähe von Shanghai oder an das hübsche Brighton, das als kleines London am Meer gilt. Die Statistiken besagen, dass bis zum Jahr 2015 die Bewohner der Städte mit weniger als fünfhunderttausend Einwohnern um 23% zunehmen werden. Das deutet daraufhin, dass sich ab einer bestimmten Einwohnerzahl bei den Menschen ein Unbehagen einstellt und sich die Lebensqualität verschlechtert. Die riesigen Städte schaffen es nicht mehr, das Bedürfnis nach Wohlbefinden zu erfüllen, und es wird das Schöne sein, das die Beziehungen zwischen den Menschen vertiefen und verfeinern und die Einsamkeit vertreiben wird. Lust&Liebe muss sich entwickeln, um dem einsamen Stadtmenschen Zuflucht zu bieten. Mailand ist eine triste Stadt geworden, so kam es mir bei meinem letzten Besuch wenigstens vor und so berichten es auch meine Freunde. Deine Buchhandlung kann eine rettende Insel sein. Mach also weiter so, Du bist auf dem rechten Weg.
    Der Soziologe Deines Vertrauens denkt an Dich,
    Federico
     
     
    Mailand, den 20. November 2001
Lust&Liebe
     
    Lieber Federico,
    wir haben eine Internetseite: www.buchhandlunglustundliebe.it . Das & konnten wir nicht verwenden, frag mich nicht, wieso. Die Website ist wirklich schön geworden und enthält viele Bilder und Informationen. Denk nur, ein Freund von Mattia hat sie in wenigen Wochen erstellt; er ist gerade einmal zwanzig. Wie ein fanatischer Romanleser sah er nicht aus, aber die Seite entspricht wirklich in jedem Detail dem Laden: Meine Regale sind zu sehen, und unser Buchsortiment ist nach Liebeskategorien sortiert.
Der junge Mann hat es eindeutig geschafft, meinen Geist und meinen Anspruch zu ergründen und in diese Flimmerkiste zu überführen. Die Seite ist die Buchhandlung, nur dass sie, wie soll ich sagen, nicht echt ist. Gepflegt wird sie von Alice, die auch eine »community« eingerichtet hat (das sei eine Art Bühne, auf der jeder seine Meinung sagen darf, hat sie mir erklärt). Und tatsächlich: Die Leute schreiben uns, erteilen uns Ratschläge, fragen nach Buchtipps, geben selber welche. Wir verkaufen jetzt auch Bücher übers Internet – ich verschicke sie nach ganz Italien, und viele Kunden haben sich schon erkundigt, ob wir sie auch als Geschenk einpacken. Alice hat bei einem befreundeten Grafiker Logo-Karten designen lassen – die, auf denen ich Dir jetzt schreibe -, und ich habe mit der italienischen Post »einen Vertrag paraphiert« (klingt ziemlich geschäftsmäßig, oder?), dass wir unsere Romane in ihren gelben Schachteln verschicken dürfen. Dir kann ich es ja sagen: Die Vorstellung, dass die Buchhandlung auch außerhalb dieser vier Wände gekannt und gemocht wird, gefällt mir. Mattia, der sein Leben praktisch vor dem Computer verbringt, schreibt mir oft und sichtlich begeistert, auch wenn er mir nur sagen will, dass er nicht zum Essen kommt, oder wenn er eine Frage zur Übertragung aus dem Lateinischen hat. Seine E-Mails wimmeln vor Abkürzungen, die meinen Respekt vor der Orthographie verletzen, und treten die elementarsten Regeln der Grammatik mit Füßen, aber sie sind von rührender Herzlichkeit. Alice druckt sie aus und legt sie mir vorsichtig auf den Schreibtisch. Falls nötig, diktiere ich ihr eine Antwort, ansonsten kommen sie auf den Mattia-Stapel. Schau Dir die Seite mal an, wenn Du magst, aber wage es nicht, mir eine Mail zu schreiben: Das sind keine Briefe für mich. Mails haben ihre eigene Sprache, vielleicht sogar ihre eigenen Umgangsformen, vor allem aber verzichten sie auf die Reflexion und töten die Inspiration. Vor den jungen
Leuten, die in den Laden kommen, würde ich das nie zugeben, Federico, aber ich hänge zu sehr an diesem Gefühl, wenn ich die Post betrete und nachschaue, ob ein Brief von Dir gekommen ist. Nicht einmal auf die Enttäuschung, die sich einstellt, wenn keiner da ist, möchte ich verzichten. Ich habe eine Freundin, Cinzia, die eine Beziehung mit einem Manager ihrer Bank hat, eine Schalterliebe zwischen Kontoauszügen. Beide sind verheiratet. Bevor sie nach Hause kommt, löscht Cinzia die SMS ihres Bänkers, dann die Liste der eingegangenen und der selbst getätigten Anrufe und schließlich noch seine E-Mails. Fang das gar nicht erst an, hast Du verstanden! Wenn man sie auf den PC überträgt (Mattia sagt »runterladen«, aber der Ausdruck gefällt mir nicht, da muss ich immer an die Müllabfuhr denken), muss man, um sie noch einmal heimlich lesen zu können, ein Passwort benutzen, und wenn man das zufällig vergisst...

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