Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
gegenüber Alkohol war ich gegen sie machtlos, und außerdem hat es das Element der Furcht noch nie versäumt, mich zu erregen. Wir fuhren mit dem schwarz angestrichenen Lift in den dritten Stock. Strom hielt eine Hand unter meinem Pullover, auf meinem Rückgrat. Die Türen knarrten auf, und er steuerte mich den Flur hinunter in ein Eckzimmer. Innen war es dunkel wie in einem schwarzen Loch. Ich wurde, in der Dunkelheit um mich tastend, zum Bett geführt. Ich setzte mich auf die Kante, und er sagte: »Zieh dich von der Taille abwärts aus, leg dich auf den Rücken, und mach die Beine breit.« Ich konnte nur seine Silhouette erkennen.
    Ich sagte: »Ich mag keinen Sex im Dunkeln.«
    Er ignorierte mich und schloß die Tür mit einem Fußtritt. Der Knall erschütterte das Bett.

Wo sind die lieben Hündchen, wenn man sie braucht?

    Ich zündete mir eine Zigarette an. Der Schein der Feuerzeugflamme spielte auf Stroms Körper, der neben mir schlief. Ich zog den Rauch ein und blies ihn wieder heraus. Wie Sauerstoff. Meine Lippen schmeckten salzig. Eine Weile lang bedachte ich die Möglichkeit, bis ans Ende der Zeit Stroms Sexsklavin zu sein. (Ja, so gut war es gewesen.) Ich brauchte eine Stunde und eine halbe Packung Zigaretten, bevor ich die Bombardierung durch postkoitale Liebeswellen überstanden hatte und aufstand, um mich davonzumachen. Ich fragte mich, ob ich eine Karte hinterlassen sollte, einen netten Zettel, irgend etwas, um ihn daran zu erinnern, daß ich dagewesen war. Ich entschloß mich dagegen. Er würde sich schon noch an unsere gemeinsame Nacht erinnern. Ich wußte, daß ich das würde und daß ich mit angenehmen, wenn auch etwas weinseligen Erinnerungen daran zurückdenken würde.
    Er bewegte sich, und die Decke fiel vom Bett. Männer sehen immer aus wie Kinder, wenn sie schlafen. Ich hob das Plumeau auf und deckte ihn wieder zu und haßte mich gleichzeitig selbst wegen dieses Anfalls von Mütterlichkeit. Im Dunkeln suchte ich nach meinen Klamotten. Ich trat auf etwas auf dem Fußboden, und es krachte. Die Lampe ging an. Ich drehte mich zu Strom. Er rieb sich mit seinen Pfoten die Augen und krauste seine Nase. Bei Licht konnte ich mir ein besseres Bild vom Zimmer machen. Es war sparsam und warm eingerichtet wie meine Wohnung, und die Unordnung hatte sich über die Sauberkeit gelegt, was allerdings nicht wie meine Wohnung war, in der die Unordnung sich über den Dreck schichtete. Ich wandte meine Aufmerksamkeit einem nackten Strom zu. Caramba, dachte ich. Eine zertretene CD-Box war unter meinen Füßen.
    »Ich hab’ nur das Ding hier kaputtgemacht«, sagte ich.
    Er blinzelte, richtete seine Augen auf mich und sagte: »Komm zurück ins Bett.«
    »Du mußt einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben«, schlug ich vor. »Vielleicht bist du sogar der Teufel.« Er bumste jedenfalls so.
    »Zieh dich nicht an.« Er rollte sich auf den Rücken, wobei sein Ständer Signale wie ein Leuchtturm aussandte.
    »Ich kann nicht bleiben«, sagte ich. Morgens war es immer brutal, und wenn ich nicht betrunken oder high war, zog ich es vor, abzuhauen, bevor es dazu kam. Außer mit Alex, natürlich. Die Regeln ändern sich in der Liebe. Ich war nicht verliebt in Strom — es war Lust, definitiv. Ich hob meinen Pullover auf. Er war im Bett ein Rasender, und um die Wahrheit zu sagen, hatte ich Angst davor, was er mir noch alles antun könnte.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte er.
    Ich ging hinüber und setzte mich auf die Bettkante, um mir die übliche Rede von »Ich ruf dich dann mal an« reinzutun. Statt dessen zog mich Strom zu sich und küßte mich sanfter, als er es die ganze Nacht über getan hatte. Er schien, bei angedrehtem Licht, wie ein ganz anderer Mensch.
    »Ich möchte, daß du mich kennenlernst, Wanda«, sagte er. »Sehr wenige Leute verstehen, warum ich das tue, was ich tue. Sie versuchen, aus mir schlau zu werden, aber im Endeffekt tun sie eh nur, was ich ihnen sage.«
    Er stupste mit seiner Nase gegen meine Brust. Seine Sanftheit brachte mich einfach um, und ich stellte fest, daß ich ihm wie verzweifelt helfen wollte. Ich sagte: »Das geht mir ähnlich.« Aber das tat es eigentlich nicht.
    »Der letzte Mensch, der mich wirklich verstanden hat, war meine Mutter«, gestand er. Ich war gelähmt vor Erstaunen — nichts an ihm war so typisch. »Mom hatte eine Art Schlaganfall, als ich klein war. Mein Vater hat versucht, mir das zu erklären, aber ich war zu jung, um zu verstehen, was passiert war. Sie wurde

Weitere Kostenlose Bücher