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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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hab’ die Leiche gesehen. Wer immer Flush erledigt hat, muß einen ziemlichen Schwungarm haben.«
    Dick zwirbelte seinen Schnurrbart. »Du bist da in die falsche Richtung galoppiert, Süße. Mit der Mordwaffe hätte das ein Zehnjähriger mit ein bißchen Anlauf erledigen können.«
    »Ein Zehnjähriger hätte nie seine Hände um diese Salami legen können.«
    Dick und Bucky erstarrten. Das Medaillon fiel mitten in einem Kreisel in sich zusammen und von Dicks Finger auf den Teppich, der so orangefarben war wie Orange nur sein kann. Ich schnappte es mir und ließ es in meinen Pullover fallen. Dick machte einen Schritt auf mich zu, und ich sagte: »Du brauchst da gar nicht dran zu denken.«
    »Niemand hat was von der Salami gehört.« Das war Bucky.
    »Niemand außer mir kleinem Mäuschen.«
    »Und dem Killer«, erinnerte mich Dick. »Die Bohnenstange hier hat dir wahrscheinlich alles erzählt, und du hilfst ihm dabei, es alles zu vertuschen.«
    »Warum würde ich denn so was tun?«
    »Die Leute machen verrückte Sachen, wenn sie verliebt sind. Nicht wahr, Bohnenstange?«
    Alex, der immer noch dasaß und es vermied, irgend jemanden anzuschauen, sagte: »Verliebte Frauen tendieren dazu, sich selbst weh zu tun, Männer hingegen dazu, anderen weh zu tun. Das gebe ich zu. Der Gedanke, daß ich, wenn ich verliebt bin, jemand anderem weh tun könnte, ist nicht so weit hergeholt«, sagte er und schaute mich flüchtig an. »Aber es gibt auch einen Unterschied zwischen >jemandem weh tun< und >jemanden umbringen<. Ich habe noch nie jemanden derart geliebt, um morden zu wollen.« Ich fragte mich, ob ich beleidigt sein sollte.
    Alex verpaßt selten eine Gelegenheit, seine Weisheit wie eine Kanone abzufeuern — das ist einer der Gründe, warum ich mich in ihn verliebt habe. Aber eine derartig buchstabengetreue Logik kann ein so reizbares, emotionales Mädel wie mich an den Rand bringen. Ich kämpfte ein plötzliches Bedürfnis nieder, ihm eine zu knallen.
    Dick sagte: »Das klingt beeindruckend, aber du pendelst immer noch an der Angel, mit der wir dich gefangen haben.« Er pausierte einen Moment. »Und ich hätte gerne eine Erklärung, Schätzchen, wie du über diese Salami was erfahren hast.«
    »Salami? Hab’ ich irgendwas über eine Salami gesagt?«
    »Diese Salami ist zufälligerweise eine traditionelle italienische Art, Nachrichten zu übermitteln. Sie bedeutet, daß, wer immer sie bekommen hat, lieber mal überkommt, oder er kann demnächst damit rechnen, zerhackt und in einen Schafsdarm gestopft zu werden. Kapiert?«
    Ich nickte.
    »Das sollte eigentlich reichen, um dich über den Ärger, in den du dich hier hereinmanövrierst, zu informieren. Und ich will dieses Medaillon wiederhaben. Wir sind immer noch dabei, Flush Royales Vergangenheit zusammenzuschustern.«
    »Gleiches gegen Gleiches. Fairer Tausch. Von mir kriegst du nichts vorneweg.«
    »Muß ich dich daran erinnern, wer hier Recht und Gesetz vertritt?«
    »Vergiß die Rede vom aufrechten Staatsbürger, Dick. Sie ist reichlich ausgeleiert.«
    »Willst du tauschen?« fragte er. »Ich tausch’ mit dir. Du gibst mir dieses Medaillon, ich lass’ deinen Freund nicht auffliegen. Jedenfalls nicht heute.«
    »Abgemacht.«
    Alex’ Kopf drehte sich mit einem Ruck zu mir. Er sagte: »Zum Teufel ist das abgemacht. Ich gehe mit nach Downtown, ins Kittchen, wo immer ihr mich hinhaben wollt. Aber verschenken tut sie hier nichts.«
    Bucky sagte: »Das ist aber nicht das, was wir eben gehört haben.« Er gluckste in Dicks Richtung.
    Ich grub in meinem BH nach dem Medaillon und warf es Dick zu. Er steckte es in die Tasche und ging mit Bucky, nicht ohne sich selbst vorher noch reichlich gelobt und gratuliert zu haben.
    Alex war wütend. Er sagte: »Ich brauche keine Hilfe und will auch keine.«
    »Dieser Machoauftritt. Das steht dir nicht besonders gut.«
    »Wir liegen jetzt um ein Indiz zurück.«
    »Und einen Verdächtigen vor.« Das meinte ich nicht so.
    »Gut, daß ich weiß, daß du einen Witz machst, Wanda. Sonst könnte ich mich ärgern.« Ich zählte innerlich ab, wie ich mir für ihn weh getan hatte. Mit den Monaten der Depression, der Bettelei, er möge zurückkommen, und sogar noch damit, diesen Fall zu übernehmen. Vielleicht auch damit, mit Strom zu schlafen. Ich konnte mir nicht Reifen, ich mußte ihm das eine Sekunde lang übelnehmen.
    Ich sagte: »Wie lange kennst du mich schon?«
    »Ich habe dich nie als jemanden gekannt, der aus null Anlaß Scheiße baut.« Ich

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