Und jede Nacht ist Halloween
ein besonderes Talent hat.
Sie sagte zu Crutch: »Sagen Sie mal, Liebe. Wann war das letzte Mal, daß Sie Ihrem Mann ein schönes Abendessen gekocht haben, Pasta mit Tomatensauce zum Beispiel. Nicht aus dem Glas, es ist mir egal, was sie im Fernsehen behaupten. Aus dem Glas ist miserabel. Trauen Sie mir. Ich weiß das. Fragen Sie Wanda.«
»Sie weiß das«, sagte ich.
»Sehen Sie, ich weiß das. Ich sag’ Ihnen, was Sie machen sollen: Sie ziehen sich ein bißchen Reizwäsche an. Sie haben einen wunderschönen Hintern, und wie ich immer sage, wenn man so was hat, sollte man halbnackt herumstolzieren. Behandeln Sie ihn eine Nacht lang, als wäre er das Wichtigste in Ihrem Leben, und dann ignorieren Sie ihn für die nächsten ganzen drei Tage. Er wird angebettelt kommen. Glauben Sie mir.«
Crutch schüttelte ihren Kopf in drogenbedingter Zeitlupe. Sie sagte: »Ich weiß den Rat zu schätzen, aber Sie verstehen das nicht. Er liebt mich nicht. Und das hat er schon lange nicht mehr getan. Und ich glaube nicht, daß ich es mit Schmeicheleien, Bescheißereien, Tricks oder Drohungen erreichen werde, daß er mich wieder liebt, genausowenig wie ich ihm ein schönes Abendessen kochen oder mir Reizwäsche leisten kann.« Santina öffnete den Mund. Ich konnte ihre geistige Ratgeberkartei in ihrem Kopf wirbeln sehen. Aber selbst sie hatte nichts mehr anzubieten. Ich erinnerte mich an Crutchs Zettel an mich: Ich bin älter, als ich aussehe, und klüger, als du denkst. Vielleicht war sie sogar noch klüger.
»Wie wär’s mal mit einer Runde Tequila?« fragte ich. Ich wußte, daß ich ein Gläschen gebrauchen konnte. Ich verabscheue Mädchengespräche in nüchternem Zustand.
»Vielleicht sollte ich euch beide mal alleine lassen«, sagte Santi. »Sie sehen wie ein nettes Mädchen aus. Ich verstehe nicht, wie Sie auf die hier kommen.« Sie meinte mich.
Ich sagte: »Verschwinde jetzt, Santina.«
»Reg dich ab, Fräulein >Möchtegernautorität<. Ich merk’ das schon, wenn man mich nicht mehr will. Ich komme und mach’ euch morgen das Frühstück. Und Liebe«, sagte sie zu Crutch, »machen Sie sich nicht zu viele Gedanken. Er ist nur ein Mann.«
»Er ist mehr als das«, insistierte sie. »Fragen Sie Wanda.« Santina küßte uns beide auf die Wange und machte die Biege. Ich grapschte die Mescal-Flasche von meinem Eisschrank herunter und goß zwei Doppelte ein. Valium mit Alkohol kann einen nur happy machen. Ich konnte mir vorstellen, daß Crutch einen Schuß Kicherei gebrauchen konnte.
Ich goß das flüssige Feuer hinunter. Crutch zog nach. Ich sagte: »Dies hier ist mehr als ein bißchen unangenehm für uns beide, Crutch...«
»Sally Rosenstein.«
»Ich möchte, daß du weißt, daß es nicht eine der Sachen ist, die ich unter normalen Umständen tue, daß ich den Ehemann einer anderen Frau bumse.«
»Ist es für die meisten Leute nicht.«
»Und ich möchte, daß du weißt, daß die ganze Sache Stroms Idee war. Er ist nämlich nicht gerade mein Geschmack.« Das war gelogen.
»Fang jetzt nicht an, mich anzulügen, Wanda. Ich brauche eine Freundin, der ich trauen kann. Ich bin in dieser Stadt allein. Crip ist so ein Blödmann, findest du nicht auch?« Sie machte kleine glucksende Geräusche, die ich als Indiz für die einsetzende Wirkung des Tequila nahm. Ich seufzte und fühlte mich schon etwas weniger schuldig. »Crips Vater ist ein Schuhverkäufer aus Hoboken. Sie wohnen über dieser Fischbude auf der First Street.«
»Calamare olé«, sagte ich, um einen gemeinsamen Geschmack zwischen uns festzustellen. Das heißt, außer Strom.
»Ja«, sagte sie. »Ich verabscheue Fisch.« Sie fummelte an ihrem Mini herum.
»Möchtest du was Gemütlicheres anziehen?«
»Ja. Und ’ne Dusche.«
Ich führte sie hinten in mein Badezimmer. Sie schloß die Tür, und ich stocherte nach Freizeitklamotten umher. Alle meine Jogginganzüge waren schmutzig oder lagen verkrumpelt auf dem Boden meines Schlafzimmers herum. Das einzige, was ich finden konnte, war mein roter Einteiler von Union mit einer Poklappe. Ich fragte mich, ob sie den ausleiern würde, und trat mich dann für meinen Egoismus. Ich legte ihn für sie auf meinem Bett aus und setzte mich wieder.
Ich hörte dem Planschen des laufenden Wassers zu und versuchte nachzudenken. Es fiel mir auf, daß Strom, der legendäre streunende Hund, mit Flush geschlafen haben mußte. Wenn Crutch hinter mir herkam, mit geschliffenen Krallen, dann war es mehr als wahrscheinlich, daß sie auch
Weitere Kostenlose Bücher