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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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ich es mir vorgestellt hatte. Selbst jemand, der mich so wenig verdiente, wie er es tat, war unerreichbar. Das verursachte nun in mir die spontane Lust zu kotzen.
    Alex streute auch noch Salz in die Wunde. »Du bist ein ganz schöner Fall, Mallory«, sagte er. »Wenn du dein Talent, andere Leute total sauer zu machen, in Flaschen abfüllen könntest, brauchtest du nicht mit so was deinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Seit wann kannst du dich so wunderbar artikulieren?«
    »In einem fairen Kampf würde ich auf dich setzen, aber Crutch hat hier den Heimvorteil. Und außerdem«, fügte er hinzu, »hat sie echt lange Fingernägel. Ist dir das schon aufgefallen?«
    Meine grauen Zellen pulsierten. Strom und Crutch waren verheiratet. Crutch und Crip waren Cousin und Cousine. Crip und Strom waren demzufolge also Schwiegervettern. Ich vermutete, daß mir das einen Platz auf jedermanns schwarzer Liste sicherte. Und Alex, mein liebster Alex, strahlte, als ob er vor kurzem eine Steckdose gebumst hätte.
    Er sagte: »Ich schätze mal, diese Sache zwischen dir und Strom ist jetzt vorbei, was?«
    »Halt mal meinen Mantel«, sagte ich, indem ich meinen Designerfummel über seinen Arm warf und meine Handtasche über seine Schulter hängte. »Das Taxameter läuft.«
    Ich konnte in meinen hohen Hacken weder besonders schnell noch mit besonderer Autorität marschieren. Aber als Crutch mich sah, brachte sie ihre verdammt spitzen Schuhe in Position und manövrierte sacht ihren massigen Hintern vom Spieltisch herunter. Ein Schweigen fiel über den Laden. Irgendein Arsch an der Bar drehte seinen Stuhl so um, daß er uns sehen konnte, und stellte sein Bier auf seinen Bauch, um es sich für das Vorabendprogramm schon mal gemütlich zu machen. Ausgeschlossen, daß ich auf dem Boden enden würde. In meinem Mini würde die Menge Seiten von mir kennenlernen, die ich nicht unbedingt zur Schau stellen wollte.
    Crutch wedelte mit ihrer tödlichen Maniküre herum. Sie sagte: »Bleib genau da stehen, du Ehebrecherin.« Ihr Lippenstift war so rot, wie Rot es eben nur sein konnte.
    Ich entgegnete: »Woher sollte ich denn wissen, daß er verheiratet war?«
    »Du bist nicht vielleicht eine Detektivin oder so was.« Ihr erster Schlag — direkt unter die Gürtellinie. Die Menge juchzte auf.
    »Okay, es tut mir leid«, sagte ich professionell. »Er trägt keinen Ring.«
    Sie stieß entnervt Luft aus. »Hast du ihn nach der Tätowierung gefragt? Wie ich’s dir gesagt habe?«
    »Darüber können wir hier nicht reden.« Ein Zischen und Raunen ging durch die Menge.
    Sie schnaubte gefährlich und sagte: »Hier ist der einzige Ort, an dem ich mit dir rede.«
    »Diese Tätowierung hat nichts mit dir zu tun.«
    »Du hast keine Ahnung, was hier vor sich geht, was?« Das war das zweite Mal innerhalb der letzten zehn Minuten, daß mir das jemand gesagt hatte. Mein aufblasbares Selbstwertgefühl konnte damit nicht so gut umgehen. »Strom macht das die ganze Zeit«, feuerte sie mir entgegen. »Er würde Matsch bumsen, wenn der sich bewegen würde.«
    Ich dachte mir, daß ein professioneller Ansatz mir jetzt zugute kommen würde. Also sagte ich: »Wenn du ihm vielleicht mal einen anständig blasen würdest, hätte er’s nicht nötig, das zu tun.« Ein Schlag, der Gehirnschäden anrichtete. Riesiger Aufruhr bei den Zuschauern. Crutchs hübsches Gesicht verkrampfte sich vor Wut. Ich hatte ihre Fähigkeit zu blasen beleidigt. Brutaler als das geht es nicht mehr.
    »Du SCHWEIN«, kreischte sie, und sie kam auf mich zu wie ein tanzender Derwisch aus der Hölle, wobei ihre Krallen die Luft zerschnitten. Es blieb mir eine Ewigkeit von drei Sekunden, um mich zu entscheiden, ob ich kämpfen wollte. Vielleicht würde ich ihr Vertrauen gewinnen, wenn ich sie zu Boden warf. Manche Menschen sind so. Meine erste Maßnahme war, ihrer Achterbahnankunft auszuweichen. Sie wirbelte vorbei, griff sich aber auf dem Weg eine herzhafte Portion meiner luxuriösen schwarzen Locken. Bedauerlicherweise blieb mein Kopf daran befestigt. Ich mußte aufschreien und haßte mich dafür. Meine Hacken kippten nach hinten über, und ich spürte, daß ich das Gleichgewicht verlor. Ich prallte von ihren Beinen ab und schlug auf dem Boden auf. Auf dem Weg nach unten traf mein Blick auf Alex. Drei Männer hielten ihn zurück.
    »Catchen«, skandierte die Menge.
    Auf dem Boden nunmehr zentriert, hakte ich mich in ihren Mittelfinger ein und hebelte mein Haar darunter hervor. Ich dachte, ich hörte ein

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