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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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in einem leeren vorderen Wagen, den Kopf gegen die Subwaykarte gelehnt. Ihr Mantel war offen, um ein Freitag-abend-Ausgehkleid zu offenbaren, ein umwerfendes schwarzes Teil von Norma Kamali, gepaart mit billigen, hochglanzpolierten hohen Hacken. Ihre toupierten Haare gaben ihrem Kopf noch einmal gute fünfzehn Zentimeter, und ihr Make-up war vom Knutschen verschmiert. Es gibt nichts Peinlicheres, als an einem Sonnabendnachmittag zurückzufahren, wohlwissend, daß jeder mit einem Mindestmaß an Phantasie begabte Mensch erraten kann, was du in der vorangegangenen Nacht alles angestellt hast. Und sie würden alle richtig raten. Sie schien müde zu sein, vielleicht zu erschöpft, um noch mal einen Anschlag zu wagen. Dann kam er herein, und sie rappelte sich sehr bemerkbar wieder auf — und ich mit ihr. Das hier war das Beste, was Voyeurismus in der Subway bieten konnte.
    Er war ein älterer Mann — vielleicht fünfundvierzig — in einer Members-Only -Lederjacke mit einem vollen Schopf grauer Haare. Es gab nichts an ihm, das ich attraktiv gefunden hätte, aber er schien Geld zu haben. Er setzte sich ihr gegenüber und schloß die Augen. Wir drei waren die einzigen Leute im Wagen. Wenn sie auf dem Weg nach Hause war, dann würde sie an der Station Grand Army Plaza aussteigen, eine nach der Bergen Street. Ich nahm sie ins Visier, während sie die Situation taxierte. Members Only saß da, der Wagen war leer, eine Zeugin (ich) war anwesend. Es würde eine Herausforderung werden, und sie schien das zu wissen. Während wir unserem Ziel immer näher kamen und sie noch nichts unternommen hatte, nahm ich an, daß die Sache eine Pleite war. Aber an der Atlantic Avenue, eine Haltestelle vor unserer, wurde sie munter. Die hohen Hacken waren eine ideale Requisite. Sie stellte sich auf ihre Füße und tat so, als würde sie die Reklame über seinem Kopf über eine kostenlose Hämorrhoidenuntersuchung durch Doktor Poe lesen. Der Zug machte wie auf Kommando einen Satz, und sie fiel über seinen Schoß. Er schreckte auf, als er auf seinem Schoß eine attraktive Frau fand, die sich energisch darauf herumwand. Er lächelte und legte seine Hände auf ihre Taille, um sie zu stabilisieren. Sie richtete sich langsam auf und kletterte dann, genau als der Zug in die Grand Army Plaza einfuhr, auf ihre Füße. Ich hatte den Klau nicht bemerken können. Sie lächelte den Herrn angepeint an, und er fraß ihr aus der Hand. Dann traten sie und ich aus dem Zug, frei und fröhlich. Irgendwo in mir ging eine Glühbirne an, und ich schlich mich an sie heran, als wir auf den Bahnsteig traten. Ich sagte: »Warte mal einen Moment.« Sie drehte sich um, um mich anzusehen, und stach mir den Ellbogen in die Rippen. Dann lief sie los. Ich fing sie knapp innerhalb des Drehkreuzes und nagelte sie gegen die Wand des Treppenhauses, das zur Straße führt, fest. Ich langte in meine Handtasche, zog Mama heraus und begrub den Pistolenlauf unter ihrem Kinn. Ich sagte: »Hi. Ich bin Wanda. Ich mag deinen Stil.«
    Sie sprach Brooklynesisch. »Yeah? Ich kann deinen nicht ausstehen.« Ich langte in ihre Manteltasche, zog die heiße Brieftasche heraus und schob sie in meine Handtasche. »He, laß das, du blöde Kuh«, quietschte sie.
    »Die meisten Leute, die sich mit einer Pistole vor der Fresse wiederfinden, nennen die Person, die die Pistole hält, in der Regel nicht >blöde Kuh<. Laß dir das die erste Lehre sein.«
    »Yeah? Verpiß dich.« Ich konnte nicht anders, ich mußte lachen, wieviel Mut sie hatte. Sie schien überhaupt keine Angst zu kennen.
    Ich sagte: »Ich bin Privatdetektivin und hätte gerne, daß du für mich arbeitest. Ein einziger Auftrag, und dann kriegst du den Geldbeutel wieder.«
    »Ich mach’ nichts für dich, außer dir zu sagen, daß du dich verpissen sollst.« Sie hatte die Art Mumm, die man generell nur bei Kampfstieren findet. Ich mochte sie.
    Ich schob den Lauf tiefer in ihren Hals. Besorgnis blitzte eine Sekunde lang durch ihre Augen, dann verschwand sie wieder. Ich sagte: »>Nein< akzeptiere ich nicht als Antwort.«
    Sie sagte: »O.k., ich mach’s.« Ich ließ sie los. Sie trat mir gegen das Schienbein. Ich ignorierte den Schmerz und brachte sie wieder gegen die Wand. Diesmal schob ich ihr die Pistole in den Bauch.
    »Drei Blocks von hier weg gibt es eine Polizeiwache«, sagte ich, während ich mein Schienbein mit meinem Schuh rieb. »Es würde mir überhaupt keine Mühe machen, dich dahin zu schleifen. Wir können uns da ja gerne mal

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