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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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erkennen?“
    Dora Wegert strahlte.
    „Es war in jedem Fall eine Hamburger Nummer und dann war da noch ein W, ein M und eine Acht.“
    Anna wäre ihr am liebsten um den Hals gefallen, endlich gab es einen konkreten Hinweis.
    „Vielleicht habe ich ja sogar die Täter gesehen.“
    Bei diesem Gedanken zog sich Dora Wegert ihre Strickjacke fester um die Schultern.
    „Ich muss mich und meine Familie schützen“, murmelte sie.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, wir behandeln Hinweise aus der Bevölkerung immer vertraulich. Sie haben uns sehr geholfen. Danke, Frau Wegert.“
    Es war spät geworden. Weber über die neue Entwicklung im Fall Lüdersen zu informieren, konnte noch bis morgen warten. Anna parkte vor ihrem Haus. Als sie aus dem Auto stieg, sah sie eine Gestalt auf sich zukommen.
    „Frau Greve, einen Moment.“
    Olaf Maas war völlig durchnässt. Ein plötzlicher Gewitterschauer am frühen Abend hatte die Träume von einer schönen Sommernacht zunichte gemacht. Der Regen hatte die Luft abgekühlt, und der böige Wind tat sein Übriges.
    „Ich muss Sie allein sprechen.“
    „Ich glaube nicht, dass das gut wäre.“
    Anna kannte die Dienstanweisungen.
    „Wenn Sie in Ihrem Fall weiterkommen wollen, hören Sie sich an, was ich zu sagen habe.“
    Tom zog die Augenbrauen hoch, als er Anna mit ihrem späten Besucher ins Haus kommen sah.
    „Hi, Tom, das ist Herr Maas. Es wird nicht lange dauern, ich bin gleich bei euch.“
    „Die Jungen sind schon im Bett, haben übrigens gefragt nach dir.“
    „Dicke Luft bei Ihnen, was?“ Olaf Maas sah sie unsicher an.
    „Vergeht auch wieder. Warten Sie bitte einen Augenblick, ich habe sofort Zeit für Sie.“
    Anna ging hinaus und fand Tom allein in der Küche sitzen.
    „Langsam reicht es mir aber“, fauchte sie ihn an. „Kannst du mir sagen, wozu deine Zickerei in der letzten Zeit eigentlich gut sein soll? Und willst du wirklich, dass ich jetzt einen wichtigen Zeugen fortschicke, nur weil mein Mann seine angewärmten Pantoffeln und meine ungeteilte Aufmerksamkeit braucht? Du solltest dich besser mal zusammenreißen und bei mir entschuldigen, zum Beispiel für deinen Ausraster mit dem Lachsbrötchen!“
    Anna wartete nicht auf eine Reaktion von Tom. Stattdessen knallte sie die Küchentür hinter sich zu und ging in das Wohnzimmer zurück.
    „Also, Herr Maas, worum geht es?“
    „Walter zu verdächtigen, ist völliger Schwachsinn. Auch wenn Esthers Ring bei ihm gefunden wurde, er ist bestimmt kein Mörder!“
    „Und um mir das zu sagen, machen Sie den ganzen weiten Weg in die Heide?“
    „Ich glaube, dieser feine Pinkel hängt mit in der Sache drin.“
    Anna drehte sich weg und tat so, als ob sie nieste, damit er nicht sehen konnte, wie sie grinste.
    „Wen meinen Sie denn?“
    „Na, den Lüdersen natürlich, Esthers Mann.“
    „Wir brauchen Beweise, Herr Maas. Mit lapidaren Verdächtigungen kommen wir nicht weiter.“
    Er nahm eine Zigarette aus der Tasche. „Darf ich?“
    Anna nickte.
    „Also, ich bin mal am Abend zusammen mit Esther in der Wohnung gewesen, und da habe ich zufällig ein Telefongespräch mit angehört. Es ging um Geld und irgendwelche Belege, die sie sehen wollte.“
    „Und die Person, mit der Esther gesprochen hat, ist ihr Mann gewesen?“
    „Glaub schon, sie war jedenfalls fuchsteufelswild. Sie sagte zu mir: „Wenn er nicht will, ich kann auch anders.“ Ich hab natürlich gefragt, wen sie meinte, aber sie hat mir nicht geantwortet. „Olli, mein Lieber“, sagte sie, „es ist besser, wenn du nicht alles weißt.“
    „Ich kann nicht aufgrund von Vermutungen einen Kreuzzug gegen Alfons Lüdersen führen.“
    Olaf Maas stand auf.
    „Wissen Sie, der Lüdersen kannte seine Frau doch überhaupt nicht.“
    „Und Sie?“
    „Na ja, immerhin hat sie mir was von sich erzählt. Esther hat ständig davon geredet, dass ihre Zeit irgendwie nur geliehen is’. War wirres Zeug, hab das nich ganz verstanden. Ging ungefähr so: Am Ende musst du über jede Stunde Rechenschaft ablegen. Wenn es gut läuft, darfst du wiederkommen, und alles geht von vorne los.“
    Für einen Buddhisten wäre das eine grausame Strafe, dachte Anna. Vor ihrem inneren Auge tat sich ein Bild von Gott als altem Mann mit einem weißen Bart und wichtiger Miene auf. In der Hand hielt er einen Taschenrechner, in den er Zahlen eintippte, während Esther demütig wartend vor ihm stand. Plus oder Minus. Das Ergebnis würde über ihr weiteres Schicksal entscheiden: ein neues Leben oder

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