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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Aufregungen und ohne Kurven gehabt, im Alter zur Fettleibigkeit geneigt, die sie mit abenteuerlichen Stoffmustern und Farben zur Schau gestellt hatten. Johannas Haare waren wunderschön gewesen, Esthers hingegen schlammfarben und dünn.
    Wahrscheinlich hatte es so kommen müssen mit ihr, Esther war von jeher ein unglücklicher Mensch gewesen. In ihr war wohl viel Kraft, aber auch ebenso viel Verwirrung gewesen.
    Wir brauchen unsere Beine, um fest auf dem Boden zu stehen, dachte Wilfried. Esther fehlte die Erdung, sie hatte nur ein Bein gehabt. Sie stand wie allein auf einer Wippe, immer wieder verlor sie das Gleichgewicht. Er hatte ihr diesen Halt nicht geben können. Alfons schon gar nicht, der wusste ja selbst nicht, wie es war, auf eigenen Beinen zu stehen. Der Mensch muss seine Stärke in sich finden, Esther wusste nicht wie. Die wirklich wichtigen Dinge lernt man von seiner Mutter, dachte Wilfried. Aber als Esther zu lernen anfangen wollte, war Johanna schon nicht mehr am Leben gewesen. Und er war nicht in der Lage gewesen, ihr Vater und Mutter in einem zu sein. Diese große Kraft, die in Esther war, hatte sie nutzlos vergeudet, mehr als einmal war sie gescheitert. Deshalb hatte sie alles daran gesetzt, sich zu zerstören, und deshalb auch keine Freunde gewonnen. Deshalb konnte sie selbst keine Mutter sein, obwohl sie nichts auf der Welt mehr ersehnt hatte.
    „Frau Greve, gut, dass Sie da sind, eben hat jemand für Sie angerufen. Die Dame sagte, es gehe um den Mordfall Lüdersen, sie wollte nur mit Ihnen sprechen.“
    Anna war überrascht. „Name?“
    Antonia Schenkenberg sah auf ihren Notizblock, „Dora Wegert. Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie den ganzen Nachmittag zu Hause ist.“
    Anna machte auf dem Absatz kehrt und lief dabei geradewegs ihrem Chef in die Arme. Martin Kuhn schien hocherfreut, sie zu sehen. Bester Laune lächelte er sie an.
    „Gute Arbeit, Frau Greve, Sie haben schnell Ergebnisse erzielt. Sie scheinen gut mit Weber zusammenzuarbeiten, jedenfalls schwärmt er in den höchsten Tönen von Ihnen. Friede, in Ordnung?“
    Kuhn reichte ihr die Hand, und Anna schlug ein.
    „Sehen wir uns auf ein Bier beim Heimspiel am Samstag?“
    Fing er schon wieder davon an. So weit kam es noch, dass sie ihre Freizeit mit diesem Mann verbringen würde.
    „Wie weit ist Weber mit dem Verhör von Reimers?“
    „Der Alte streitet beharrlich alles ab, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn weich geklopft haben.“
    Martin Kuhn schien diese Entwicklung offensichtlich als persönlichen Erfolg zu verbuchen. Anna verkniff sich die Worte, die sie gerade auf der Zunge hatte, stattdessen zwinkerte sie ihm nur zu.
    „Ich muss leider noch mal weg, grüßen Sie Weber von mir.“
    Der Wegert’sche Rasen war akkurat gemäht, der Jägerzaun repariert und die Pflanzen gerichtet. Nichts erinnerte mehr daran, dass hier vor Kurzem noch eine Tote gelegen hatte. Anna sammelte sich, dann drückte sie auf den Klingelknopf. Wallo bellte, und schon öffnete die Hausherrin die Tür. Ein bläulicher Schimmer lag auf ihren frisch frisierten Haaren.
    „Ich sollte mich bei Ihnen melden, falls mir noch etwas einfällt. Es ist schließlich erste Bürgerpflicht, der Polizei behilflich zu sein.“
    Warum nur klang jedes Wort, das diese Frau von sich gab, so selbstgefällig.
    „Ja, also, in dieser Nacht von Samstag auf Sonntag ist mir doch etwas aufgefallen.“
    Erwartungsvoll sah Dora Wegert Anna Greve an und machte eine lange Pause.
    „Da war ein dunkelblauer Wagen, ein Mercedes älteren Baujahres. Wissen Sie, mit den Daimler-Modellen kenne ich mich aus; wir legen uns alle zwei Jahre ein neues zu.“
    Stolz wies sie auf die geöffnete Garage, in der eine silbergraue Limousine stand.
    „Sie sind wirklich zu beneiden, Frau Wegert. Was war mit dem dunkelblauen Auto?“
    „Jedenfalls, der Wagen fuhr los und hat dabei fast den Mülleimer meiner Nachbarin umgerissen. Durch den Lärm bin ich überhaupt erst auf ihn aufmerksam geworden. Dann raste er in Richtung Autobahn davon, im Wegfahren konnte ich noch zwei Gestalten erkennen.“
    Anna hielt den Atem an. „Wie sahen sie aus, waren es Männer oder Frauen?“
    Mit wichtiger Miene fuhr Dora Wegert fort: „Beschwören kann ich nichts, es ging alles viel zu schnell. Aber ich glaube, es waren junge Männer. Der Fahrer zumindest, denn er war sehr groß und breitschultrig. Sie wirkten irgendwie finster, wie diese Ausländer halt aussehen.“
    „Konnten Sie das Kennzeichen

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