Und kein Ende (German Edition)
der Mann auf der Bank freundlich. „Kommen sie mit dem Grundbucheintrag vorbei und wir machen das komplett und Weihnachten wohnen sie in den eigenen vier Wänden“
„Rebecca kommt ja nächstes Jahr in die Schule und da könntest Du ja den ganzen Tag arbeiten. Wenn das Kind von der Schule kommt kann es ja bei der Oma essen. Die hat sich schon bereit erklärt.“
„Meinst Du wir kommen dort mit Deinen Eltern aus?“
„Aber klar doch. Das Verhältnis war doch die ganzen Jahre über gut. Wie oft haben sie schon auf Rebecca aufgepasst und denke nur an die Zeit als Du so schwer krank warst. Wie sehr haben meine Eltern uns da unterstützt.“
„Aber meine Mutter würde es schön finden wenn wir in ihre Nähe ziehen.“
„Aber es sind doch nur fünf Kilometer bis zu Deinen Eltern. Das ist doch keine Entfernung“
„Trotzdem, man kann nicht einfach mal so über die Straße gehen und man ist dort. Ich weiß auch gar nicht ob ich ein Haus will. Die vielen Zimmer“
„Es sind doch gar nicht mehr Zimmer als in der jetzigen Wohnung.“
„Dann kommt ja auch der Garten hinzu. Du weißt doch gar nicht ob ich Gartenarbeit machen will.“
„Vom Garten hat doch noch niemand gesprochen“
„Und allein wenn ich daran denke, dass ich den Staubsauger dann vom Erdgeschoss in den ersten Stock schleppen muss.“
„Wir wollen hier ein Haus für dreihunderttausend Mark bauen und Du gibst einen Staubsauger im Wert von dreihundert Mark als Hinderungsgrund an. Dann kaufen wir eben einen Zweiten“
„Du weißt ja auch gar nicht ob ich den ganzen Tag arbeiten will“
Ich hatte den Fall für mich abgehakt.
„Vater, es tut mir leid aber ich werde hier nicht bauen“
„Aber warum?“
„Wir werden uns Zuhause darüber nicht einig“
„Das ist aber schade“
Genau in diesen Tagen, jetzt wo ich hier all das niederschreibe, haben sich Vergangenheit und Gegenwart mehrfach die Hand gegeben und die verschiedensten Kreise haben sich geschlossen. Für mich ist das Vertrauen zu Menschen, die mir nahe stehen oder das hätten sollen, einer der wichtigsten Eckpfeiler in einer Beziehung, egal nun welcher Art. Sei es nun die Beziehung in eine Lebensgemeinschaft oder die zu den eigenen Eltern. Beides wurde in trauriger Art und Weise gebrochen. Ohne denen in der Erzählung noch folgenden zehn Jahre vorgreifen zu wollen kann ich die beiden Ereignisse dieser Woche hier einbinden.
Die Geschichte mit dem Grundstück meiner Eltern hatte noch mehrere Nachspiele. Angefangen hatte das im Jahre 93. Ich hatte mich bei immer mehr Familienfeiern entschuldigen lassen. Zum einen wollte ich nicht immer alleine, oder mit Rebecca dort auftauchen, zum anderen hatte ich immer noch das Gefühl sie in Schutz nehmen zu müssen. Immer fühlte sie sich ausgegrenzt oder geschnitten und hatte mir ihr Leid geklagt und ich reagierte darauf in einer für mich selbstverständlichen Art und Weise. Dann kam irgendwann der Brief von meiner Tante Hildegard die Schwester meines Vaters in dem da stand: „Lieber Leo, ich glaube zu wissen warum Du Dich immer mehr aus unserem Leben zurückgezogen hat. Es hat bestimmt mit dem Grundstück zu tun, was Dein Bruder damals 1990 bekommen hat.“
Ich verstand zunächst einmal gar nichts und ließ es auf sich beruhen. Ich hatte keine Neidgefühle, ich wusste, dass die Gründe des Rückzuges in meinem Eheleben begründet waren und ich wollte mich nicht zusätzlich auch noch damit auseinandersetzen. Ein paar Jahre später, als meine Oma verstorben war, kam es zu einer fürchterlichen Auseinandersetzung zwischen meinem Vater und seiner Schwester Hildegard, die aber im Kern meine Mutter als Ursache hatte. Die Geschwister brachen jeglichen Kontakt bis zu heutigen Tag ab. Als dann irgendwann bei einer Kaffeerunde mit meinen Eltern das Thema Hildegard wieder einmal auf den Tisch kam, erzählte ich von dem Brief und die darin enthaltene Information über das Grundstück das meinem Bruder zugesprochen wurde. Meine Mutter platzte gleich heraus: „Die muss auch Alles gleich weitererzählen. Was weißt Du denn davon?“ und mein Vater saß nur verlegen am Tisch und sagte dann: „Du musst entschuldigen. Ich habe damals einen Fehler gemacht“ und vielmehr wurde darüber nicht gesprochen. Ich fand es damals schon sehr erstaunlich, dass die Menschen die von sich behaupten, dass sie wie Freunde zu ihren Kindern sein wollten und die offene Ohren für ihre Kinder hätten solche ‚Machenschaften’ vorantrieben ohne ein
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