Und kein Ende (German Edition)
bei solchen Gelegenheiten nicht mit ihr unterhalten. Für mich war das ersten so nicht nachvollziehbar und zweitens erschien es mir paradox, wenn man sich Zuhause so gut wie es geht aus dem Wege geht und auf den Familienfesten sollte man urplötzlich die tief schürfenden Dialoge führen. Manchmal ging ich ja noch mit Rebecca alleine zu den Festen, aber ich hatte dann immer ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen und fühlte mich auch verpflichtet solidarisch zu handeln und ebenso Zuhause zu bleiben. Der Kontakt zu der Familie riss so nach und nach immer mehr ab. Zu meinen Eltern hatte sie aber nach wie vor regen Kontakt. Das lag aber mehr daran, dass sie zum Einen jemand brauchte der auf Rebecca aufpasste oder die Kleine vom Kindergarten abholte, zum Anderen hatte sie wohl in meiner Mutter jemanden gefunden die ihr Leid der Verachteten und Geprügelten in der Familie so gut nachvollziehen konnte und ihr in vielen Punkten auch noch Recht für ihr asoziales Verhalten gab.
In der Firma lief alles wie am Schnürchen. Der Wechsel in die Softwareabteilung war vollzogen und bei ersten Projekten hatte ich mir bereits meine Sporen verdient. Joane war in meinem Alter. sie war groß und hatte braunes langes Haar. So, wie Roy die junge Frau damals gesehen hatte, in der Bar sitzend wie eine Blüte die von Bienen umschwirrt wird, so konnte ich sie nicht sehen. Joane war einfach nur nett. Wir verstanden uns was die Arbeit anging auf Anhieb und ergänzten uns ausgezeichnet. Joane wohnte irgendwo in der Rhön zusammen mit ihrem Freund. Das Projekt, das wir beide in Windeseile auf den Weg gebracht hatten, machte uns viel Spaß. Außer, dass wir gut zusammen arbeiteten war mir Anfangs nichts aufgefallen. Dann musste Joane auch wie ich in Miami aushelfen. Der Vertrag der dort mit einem Kunden in Argentinien geschlossen war gelangte nun langsam zur Auslieferung und Joane hatte auf einem Teilgebiet sehr gute Kenntnisse. Ich saß spät abends noch beim Kunden als dort das Telefon klingelte. Ich meldete mich etwas verwundert aber korrekt und höflich, denn so spät rief sonst niemand an.
„Hallo“
„Huch, von wo ruft Du denn an?“ es war Joane am anderen Ende der Leitung.
„Ich wollte mal so wissen wie es Dir geht“
„Och, hier läuft alles bestens. Es gibt keinen Grund zum Klagen“
„Und wie geht es bei Dir so. Wie läuft es so bei euch?“
„Wir sind hier fast fertig. Ich denke, dass ich nächste Woche schon wieder zurück bin“
„Oh, das ist aber schön. Da freu ich mich aber“
„Was macht eigentlich der Fehler mit den Remoteeingängen?“
„Da bin ich schon ein Stückchen weiter. Aber ich kann nur zwei Punkte nennen an denen es definitiv nicht liegt. Aber das wird auch als Erfolg gewertet.“
„Na, das kommt dabei raus wenn man euch alleine wursteln lässt“
„Du hättest eben nicht fortgehen dürfen“
Es war einen Moment zu lange Still am anderen Ende der Leitung.
„Es war schön zu hören, dass es Dir gut geht. Bis nächste Woche denn“
„Ich wünsche Dir noch einen schönen Aufenthalt. Arbeite nicht soviel, schau Dir auch mal die Gegend an, es lohnt sich. Und natürlich einen guten Rückflug. Tschüß“
Als ich auflegte merkte ich, dass sie mir tatsächlich gefehlt hatte.
Das Projekt neigte sich so allmählich dem Ende zu. Wenn es sich ergab traten Joane und ich schon gemeinsam die Anreise an und nutzten die Zeit um die Aufgaben der bevorstehenden Wochen zu verteilen. Private Gespräche führten wir nicht, ich wusste lediglich dass sie einen Freund hatte und dass sie in Neuseeland aufgewachsen war und dort noch ihr Bruder lebte. Der Inhalt wäre sowieso völlig egal gewesen, es genügte mir einfach ihr zuzuhören. Vorort waren wir dann tagsüber die ganze Zeit zusammen, aber Abends trennten sich dann unsere Wege, es sei denn unser Kunde hatte zu einem Essen eingeladen was aber in dieser Phase der Installation nicht mehr so häufig war, denn alle waren beschäftigt mit der kurz bevorstehenden Umstellung der Produktion mit dem neuen System.
„Was hast Du heute Abend vor?“ fragte mich Joane.
„Nichts Besonderes.“
„Wir sollten einmal zusammen essen gehen. Hier sind wir so gut wie fertig und wer weiß wann sich dann einmal wieder die Gelegenheit ergibt. Wahrscheinlich werden uns die neuen Herausforderungen wieder in alle Windrichtungen verteilen. Und außerdem war es sehr angenehm mit Dir zusammenzuarbeiten“
„Hast Du eine bestimmte Lokalität ins Auge
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