Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
Vom Netzwerk:
der Besitzer der Scheune innerhalb von wenigen Minuten das Kind! Es darf niemand wissen, dass er und der Junge hier sind, niemand!
    Es gibt nur eine Lösung: Er muss den Kerl ausschalten.

Countdown
    Knarrend öffnet sich das Tor und auf dem Boden der Scheune zeichnet sich ein Lichtbalken ab. Es ist schon dämmerig draußen, fast dunkel, aber noch ein wenig heller als hier drin. Robert bezieht Position an der Tür, neben einer Palette; jeder Muskel in seinem Körper ist angespannt. Jetzt warten ... warten ... er muss den Überraschungsmoment nutzen, darf keine Sekunde verschwenden ...
    Das Tor ist offen, die Person leuchtet keine zwei Meter entfernt von ihm mit einer Taschenlampe umher. Eigentlich wollte Robert sofort losspringen, jetzt!, doch im ersten Moment ist er zu verblüfft. Im schwachen Gegenlicht der Toröffnung zeichnen sich Locken ab und breite Hüften. Er hat mit einem Mann gerechnet, aber es ist eine Frau, die dort steht. Mitte sechzig vielleicht, genauso alt wie seine Mutter.
    Und dann erfasst ihn der Lichtkegel der Taschenlampe, blendet ihn.
    »He! Was machen Sie in meiner ...?«, ruft die Frau, und Robert reagiert instinktiv, stürzt sich auf sie und reißt sie zu Boden. Sie fällt um wie ein Mehlsack, doch dann beginnt sie zu strampeln und erwischt ihn mit der schweren Stablampe an der Schläfe. Auf einmal liegt er selbst auf dem staubigen Beton, und wo verdammt ist das Messer? Es muss ihm aus der Hand gefallen sein.
    Jetzt wird sie fliehen, wegrennen, so schnell ihre Stiefel sie tragen – wieso flieht sie nicht? Schwankend kommt er wieder auf die Füße, doch dann saust ihm ein Gegenstand entgegen, ein großer schwarzer Gegenstand, und erwischt ihn voll an der Stirn, bevor er auf den Boden klappert. »Mist!«, zischt Robert – die Taschenlampe schon wieder! Und schon knallt vor ihm das Hoftor zu, ihm gegen den Kopf. Die Flüche strömen wie von selbst von seinen Lippen.
    Er hört das Geräusch eines Anlassers, jetzt haut sie mit ihrer Karre ab! Das muss er unbedingt verhindern, sie darf nicht entkommen. Robert wirft sich gegen das Holztor, drückt es auf, stolpert nach draußen. Und ist schon zum zweiten Mal so verblüfft, dass wertvolle Sekunden verstreichen. Die alte Kuh fährt nicht etwa weg, das Auto kommt ihm entgegen !
    Er begreift ihren Plan sofort. Sie hatte vor, die Schnauze des Autos gegen das Holztor zu setzen, ihn dort drinnen einzusperren und dann in Ruhe die Polizei zu rufen. Und jetzt reißt sie das Steuer herum, versucht, ihn anzufahren. O nein, das kann sie sich abschminken! Er hechtet zur Seite, ist rechtzeitig aus dem Weg. Und bevor sie an den Verriegelungsknopf drankommt, reißt er die Tür des Autos auf, packt ihren Arm, presst eine Hand auf ihren Mund und zerrt sie hinter sich her, zurück in die Scheune. Hoffentlich hat das niemand gesehen, aber wahrscheinlich nicht, es ist schon dunkel genug und der Eingang der Scheune liegt etwas abseits der Straße.
    Verpackungsmaterial ist wirklich genug da. Zwei Minuten später hat er sie mit einer festen Kunststoffkordel gefesselt und lässt sie auf dem Scheunenboden liegen, so, dass ihre Augen ihn nicht vorwurfsvoll anblicken können. Robert hasst es, angestarrt zu werden.
    Und da auf dem Boden liegt auch sein Messer, erleichtert hebt er es auf. Jetzt könnte er sie abstechen, dieses dumme Weib, diese Zeugin, diese Störerin. Aber irgendwie hat er keine Lust dazu, der wilde Rausch des Angriffs ist verflogen, am liebsten würde er diese Frau in der Ecke einfach vergessen. Aber das geht nicht. Sie stört. Er reißt ein Stück von einer Verpackungsfolie ab, dreht die Frau wieder auf den Rücken und drückt ihr das durchsichtige Plastik aufs Gesicht. Platt gequetscht sehen Nase und Lippen jetzt aus, das ist ein fast schon witziger Anblick. Sie schnauft und zappelt eine Weile, liegt dann endlich still.
    Irgendwann wird jemand sie vermissen, vielleicht schon bald.
    Er muss handeln.
    Draußen wird es langsam dunkel, aber keiner von ihnen achtet darauf. Stella kann den Blick kaum von ihrem Laptop lösen. »Wow, schon 56 Kommentare. Leider sind es hauptsächlich gute Wünsche oder Kommentare zu dem Bild von Robert Barsch – es herrscht Einigkeit darüber, dass er ziemlich gut aussieht.«
    »Das ist ja widerlich.« Lorenzo sieht aus, als würde er am liebsten ausspucken. »Sind Mädchen wirklich so oberflächlich? Wahrscheinlich kriegt der Typ bald die ersten Liebesbriefe!«
    »Jungs sind natürlich nicht so, die achten bei hübschen

Weitere Kostenlose Bücher