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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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wissen. »Wie sind sie drauf gekommen, wo es ist?«
    Einen Moment lang ruht Lilas Blick auf Maja. »In einer Scheune war es. Und darauf gekommen sind sie durch euren Hinweis, soweit ich das verstanden habe.«
    Endlich. Endlich schaut Lila sie wieder an – ohne Wut, ohne Hass. Maja bringt kein Wort heraus.
    »Durch unseren Hinweis?« Lorenzos Augen sind ganz groß geworden. »Welchen denn? Den mit den Zeichentrickgeräuschen?«
    Noch ist der Kommissar am Apparat. Und endlich denkt ihre Mutter daran, laut zu stellen. »Wir haben dort gleich noch etwas Interessantes gefunden, oder besser, jemanden«, hören sie Tellkamp sagen. »Die Besitzerin der Scheune, gefesselt und geknebelt. Eine Frau Drost. Weil sie durch diesen Facebook-Aufruf von der Entführung gehört hatte, wollte sie ihre Scheune kontrollieren und hat dort anscheinend Robert Barsch überrascht. Anscheinend hat er versucht, sie zu ersticken. Sie hat Glück, dass sie noch lebt, zum Glück hatte sie den Einfall, sich tot zu stellen. Wir haben sie gerade ins Krankenhaus bringen lassen.«
    Stella richtet sich auf, fällt fast von der Sofalehne. »Frau Drost? Das ist entweder Bens Mutter oder seine Oma!«
    Doch Maja hört ihr kaum zu. So nah dran, aber zu spät! Wo kann Elias jetzt sein? Was ist, wenn Robert Barsch in Panik geraten ist und ihn umgebracht hat? Doch der Kommissar schlägt einen zuversichtlichen Ton an. »Immerhin, jetzt haben wir zusätzliche Hinweise, wir haben in der Scheune Reifenprofile und andere Spuren sichern können. Hoffen wir mal, dass ...«
    Ein zweites Handy klingelt. Das Smartphone, das mitten auf dem Tisch liegt. Ihre Verbindung zu Robert Barsch.
    »Lorenzo, geh ran«, sagt Lila heiser.
    Verwirrt schaut Maja auf die Uhr. Es ist nicht mal einundzwanzig Uhr, zwei Stunden vor dem vereinbarten Übergabetermin, wieso ruft der Typ jetzt schon an? Was ist los? Stimmt, er musste ja sein Versteck aufgeben!
    Lorenzo greift nach dem Handy. Gut, dass er sich halbwegs an den Gedanken gewöhnen konnte, mit diesem Kerl zu telefonieren. Bestimmt wird es diesmal leichter sein. Aber er darf keine Sekunde lang vergessen, dass das Leben des Jungen auf dem Spiel steht. Keine Sekunde. Barsch ist schlau. Lorenzo hat nicht vergessen, wie der Kerl ihn mit der Polizisten-Masche ausgetrickst hat.
    »Hallo, Robert«, sagt Lorenzo und versucht auszublenden, wie viele Menschen hier im Wohnzimmer sitzen und ihm zuhören.
    »Ihr wollt den Jungen doch bestimmt zurückhaben, oder?« Robert Barschs Stimme klingt noch immer kühl und beherrscht, doch Lorenzo hört eine Spur von Wut darin. Das macht ihm Sorgen.
    »Ja, natürlich«, erwidert Lorenzo prompt. »Wir ...«
    »Dann mal hoch mit dem Hintern«, unterbricht ihn Barsch knapp. »Wir machen die Übergabe. Jetzt sofort – oder gar nicht. Sucht’s euch aus.«
    »Jetzt?« Verdammt, damit hat er nicht gerechnet.
    Hektisch kritzelt der Psychologe etwas auf ein Blatt Papier. Versuch ihn hinzuhalten!
    Lorenzo nickt, sein Mund ist trocken. Garantiert sind Polizei und Sondereinsatzkommando mit ihren Vorbereitungen noch nicht so weit. Er muss sich etwas einfallen lassen. »Das ist nicht so einfach, Lila ist gerade beim Arzt, sie hatte eben einen Nervenzusammenbruch ... wir müssen sie erst ...«
    »Ist mir scheißegal!« Scharf wie ein Peitschenknall klingt das.
    »Okay«, sagt Lorenzo und versucht, irgendwie ruhig zu bleiben. Die Hinhaltetaktik war ein Fehler. So etwas in der Art darf er nicht mehr versuchen, viel zu gefährlich. »Sag mir, was Lila jetzt tun soll.«
    »Sie soll ins Auto steigen«, kommandiert Barsch. »Dann gibst du ihr das Handy. Sobald sie losgefahren ist, bekommt sie von mir Anweisungen, wohin die Reise geht. Klar?«
    »Alles klar.« Lorenzo versucht, beruhigend zu klingen. »Machen wir so. Gib uns fünf Minuten, um Lila zu holen und ein Auto aufzutreiben, in Ordnung?«
    Ein Zögern am anderen Ende der Leitung. »Na gut«, sagt Robert Barsch schließlich, er klingt wieder etwas ruhiger. Gott sei Dank. Zack, er hat aufgelegt.
    Exakt fünf Minuten später ruft er wieder an. Lorenzo wagt eine weitere Frage. »Wie geht es Elias? Kann ich kurz mit ihm sprechen? Einfach nur Hallo sagen. Ist schon wieder ein paar Monate her, seit ich mit ihm im Freibad den Rettungsgriff geübt habe.«
    Barsch geht nicht darauf ein. »Was ist mit Lila? Sitzt sie schon im Auto?«
    Nein, das tut sie nicht. Der Psychologe telefoniert hektisch und schüttelt nachdrücklich den Kopf, als Lorenzo zu ihm hinüberschielt. Es

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