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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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witzig?«
    Verdammt. Schon wieder ein Fehler.
    »Na gut«, sagt Mehring, nachdem Robert sich entschuldigt hat. »Machen Sie keinen Mist und viel Glück bei Ihrer Kundensuche.«
    Das Gespräch hat Robert aufgewühlt. Badewanne und CDs seiner Wohnung locken, doch der Ruf in seinem Inneren ist stärker. Eine Stunde später ist Robert in seinem BMW auf der A5, und es brennt in seinem Herzen, wenn er an Lila denkt.
    Wo ist sie? Und wie lange dauert es noch, bis er ihr endlich, endlich klarmachen kann, warum sie unbedingt zu ihm zurückkommen muss?
    In der Schule reden Stella und sie nicht über ihre Easy-Rider-Nacht, es macht viel mehr Spaß, über unverfängliche Dinge zu reden und dabei kleine Andeutungen einzubauen, die außer ihnen beiden keiner versteht. Doch der Alltag holt sie ohnehin schnell wieder ein. Auf dem Weg in die Pause schaut Stella angewidert nach unten, auf den uralten Bodenbelag des Klassenzimmers. »Bäh. Dieser Teppich ist eigentlich ein lebender Organismus. Wann sie den wohl mal austauschen?«
    Maja horcht auf. »Vielleicht mache ich ein Jugendforscht -Projekt dazu. In meiner alten Schule habe ich Schimmelpilze identifiziert und durchs Mikroskop fotografiert ...« Es schmerzt, an ihr altes Projekt zu denken, das sie einfach so über Nacht abbrechen musste. Was wohl daraus geworden ist? Wahrscheinlich ist der ganze Versuchsaufbau längst von irgendeinem Lehrer entsorgt worden.
    Paloma, die gerade an ihnen vorbeigeht, verzieht das Gesicht. »Klingt ja richtig appetitlich. Waren es wenigstens gute Fotos?«
    Natürlich fällt Maja nicht rechtzeitig ein guter Spruch ein. »Ich finde schon, ja«, sagt sie und hört selbst, dass es lahm klingt.
    »Apropos appetitlich, ich gehe mir schnell mal eine Semmel holen«, unterbricht Stella sie und zieht wie üblich ab zum Kiosk.
    »Sprich unseren Bio-Lehrer doch mal deswegen an«, schlägt Ben vor und lächelt ihr ermutigend zu. »Also, ich fände so ein Projekt lustig.«
    »Könnte mir vorstellen, mitzumachen«, sagt ein Junge aus der Parallelklasse, mit dem Maja bisher noch nicht geredet hat. »Du bist neu hier, oder? Woher kommst du noch mal?«
    Maja behauptet wie üblich, dass sie in Gießen gewohnt hat.
    »In Gießen? Das ist ja lustig, meine Familie kommt daher«, meint der Junge. »Wo genau habt ihr denn da gewohnt? In welcher Straße?«
    Verdammt! Irgendwann hat sie die angebliche Adresse mal gewusst, aber das ist schon Wochen her. Ihr Gehirn hat es als nebensächlich abgetan und in irgendeiner entfernten Kopfschublade eingeordnet. Aber sie kann jetzt nicht einfach sagen, dass sie das vergessen hat, man vergisst doch nicht, wo man gewohnt hat! Majas Gehirn fühlt sich an wie ein Dampfkochtopf.
    »Das habe ich glatt verdrängt«, meint sie schließlich und zwingt sich zu einem lockeren Ton. »Wir haben auch nicht lange dort gewohnt, nur ein Jahr oder so.«
    Maja bemerkt, dass Stella vom Kiosk zurück ist und sich zu ihnen gestellt hat. Sie hat die Bemerkung gehört und streift Maja mit einem seltsamen Blick. Auf einen Schlag erinnert sich Maja, beim Abendessen mit den Findeisens etwas ganz anderes über Gießen behauptet zu haben. Bockmist! Ein Jahr oder drei Jahre, das ist ein Riesenunterschied, das wird Stella ohne Garantie eigenartig vorkommen. Ob sie es ansprechen wird? Womöglich jetzt gleich, vor den anderen? Maja betet, dass sie es nicht tut ... und anscheinend hat die stumme Bitte gewirkt, denn Stella sagt nichts, und stattdessen meint Johanna: »Aber will i wirklich wissn, was genau in diesem Teppich so kreucht und fleucht? Am Ende trau i mi dann nimma drüber gehn!«
    »Das wäre jedenfalls ein tolles Argument, um die Schulleitung zu einem neuen Bodenbelag zu überreden«, meint Stella, wirft den Kopf zurück und gluckert ihre Limoflasche leer.
    Erst als der Pausengong ertönt und Stella sich schon verabschiedet hat, merkt Maja, dass ihre Halskette aufgegangen ist und mitsamt dem silbernen Anhänger – einem Seestern – verschwunden ist. »Shit!« Gerade gehen alle zurück zu ihren Klassenzimmern, wie soll sie denn jetzt danach suchen, inmitten Hunderter trampelnder Füße? Aber wenn sie bis zur nächsten Pause wartet, findet vielleicht jemand anders den Anhänger und steckt ihn ein.
    »Was ist los?«, fragt Ben, der als Einziger aus ihrer Clique noch nicht gegangen ist.
    »Meine Halskette! Die muss hier irgendwo auf dem Boden liegen!«, stöhnt Maja, und sofort hilft Ben suchen. Er ist wirklich ein Schatz. Dabei ist die nächste Stunde sein

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