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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Haus?»
Lewis lehnte dankend ab, verabschiedete sich, nickte im Hinausgehen den
Kartenspielern zu und drehte sich an der Tür noch einmal um. Er deutete auf das
T-Shirt.
    «Gehört vor das s nicht
eigentlich ein Apostroph?»
    Biff grinste. «Ulkig, dass Sie
das sagen. Genau dasselbe hat mich der Typ gefragt, der gestern Abend hier
war.»
     
    Lewis ging langsam ums Haus
herum zum Parkplatz und las dabei das Schild an der Seitenwand:
     
    Parken nur für Gäste.
    Andere Fahrzeuge werden
    mit Krampen blockiert.
    Aufschließgebühr £ 25.
     
    Mit so einer Summe, dachte sich
Lewis, wäre es bestimmt nicht getan, damit die kleine Gemeinschaft
aufgeschlossener reagierte und nicht verbissen an ihrer Verschwörung des
Schweigens festhielt.
    Doch da irrte Lewis.
    Als er die Wagenschlüssel
herausholte, sah er den Kerl, der gerade sein schwer verdientes Geld dem
Spielautomaten in den Rachen geworfen hatte, wartend neben seinem Wagen stehen.
    «Sie sind doch von der Polizei,
nicht?»
    «Ja?»
    «Haben sich bei denen da drin
nach allem Möglichen erkundigt.»
    «Ich erkundige mich immer nach
allem Möglichen.»
    «Bloß dass jemand anders die
schon dasselbe gefragt hat. Hab’s zufällig gehört. Und mich auch. Wegen Mrs.
Harrison. Ob ich sie mal mit ‘nem Kerl im Pub gesehen hab. Ich könnt mich nich
mehr genau erinnern. Zu der Zeit nicht.»
    «Aber jetzt ist es Ihnen wieder
eingefallen?»
    «Haargenau, Bulle. Er hat
gesagt, ich soll ihn anrufen, wenn mir plötzlich was einfällt. Könnt sich
lohnen, hat er gemeint.»
    «Warum haben Sie nicht
angerufen?»
    «Das isses ja! Ich hab sie mit
dem Typ gesehen, der mich danach gefragt hat. Haargenau demselben Kerl.»
    «Also mal ganz langsam: Sie
haben ihn zusammen mit Mrs. Harrison gesehen?»
    «Haargenau, Bulle.»
    «Wie hat er denn ausgesehen,
dieser Typ?»
    «Ja... also... so ganz genau
kann ich nicht...»
    «Hat er Ihnen gesagt, wie er
heißt?»
    «Nee. Aber seine Nummer hat er
mir gegeben.»
    Der junge Mann holte einen
runden Bierfilz aus der Tasche.
    Lewis betrachtete die
Telefonnummer, die über dem roten Dreieck der Biermarke Bass stand, geschrieben
in einer kleinen, sauberen, ihm sehr vertrauten Schrift. Es war die
Geheimnummer von Chief Inspector Morse.
     
     
     
     

Kapitel
24
     
    In
so manchem Ale-House in Oxfordshire wird das Hufeisen verkehrt herum, also in
Form eines Torbogens oder eines Omega aufgehängt. Mit diesem jahrhundertealten
Brauch soll nicht etwa (wie man mir überzeugend versicherte) erreicht werden,
dass das Glück ausläuft, sondern man will verhindern, dass der Teufel sich
darin ein Nest baut.
    (D.
Small, Vollständiger Führer zu den Gastwirtschaften der Cotswolds)
     
    Umgeben von einer Müllwüstenei,
eine Leuchtfarbenjacke über dem Sommerhemd und einen roten Schutzhelm auf dem
Kopf, wurde Chief Inspector Morse allmählich klar, dass er sich schwer
verrechnet hatte. Aber er hatte es nachprüfen müssen.
    Es war immer dasselbe mit ihm.
Wenn er als Junge noch im Licht der Nachttischlampe gelesen hatte und auf ein
unbekanntes Wort gestoßen war, hatte er gewusst, dass er nie würde einschlafen
können, bis er Bedeutung und Etymologie des Neuzugangs in Chambers’
Dictionary überprüft hatte, dem Lexikon, das neben dem Hausarzt (1910), einer Illustrierten Geschichte des Ersten Weltkriegs und der Lebensgeschichte
des Captain Cook auf dem schmalen Bord stand, auf dem die elterliche
Bibliothek untergebracht war.
    Sein Vater war zu seinem und
seiner Familie Unglück ein heimlicher Spieler gewesen. Und Morse war sich
durchaus darüber im Klaren, dass diesmal auch er sein Geld auf einen krassen
Außenseiter gesetzt hatte, auf die Möglichkeit nämlich, dass jemand Harry Repp
ermordet und sich der Leiche auf dem Wertstoffhof Redbridge in einem der
Pressmüllbehälter entledigt hatte. Dass weiterhin besagter hypothetischer
Behälter zur Deponie Sutton Courtenay geschafft worden war, zurzeit geschafft
wurde oder später geschafft werden würde. Und vor allem, dass jemand diese
hypothetische Entsorgung beobachtet hatte. Lächerlich. In den Büros von William
Hill oder Ladbroke’s hätte man vermutlich Wetten von einer Million zu eins auf
diese Möglichkeit abgeschlossen.
    Einer spontanen Eingebung
folgend war Morse über die A34 und die A4130 zu der Deponie am Rande von Sutton
Courtenay gefahren. Dort hatte die Betriebsleitung nach mehreren
Telefongesprächen aus einem der als dauerhafte Provisorien aufgestellten
Bürocontainer endlich die Legitimation

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