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Und morgen am Meer

Und morgen am Meer

Titel: Und morgen am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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atmete ich wieder auf.
    Papa konnte es noch nicht sein, seine Schicht war erst im Morgengrauen zu Ende, und dann brauchte er auch eine Weile mit dem Trabi, bis er wieder hier war.
    Als wir die Zeltplane verstaut hatten, huschten wir durch den nunmehr wieder dunklen Gang zur Haustür.
    Draußen wehte uns ein frischer Wind entgegen, der den Dunst nahe liegender Kneipen zu uns trug. In unserer Straße war alles ruhig, lediglich auf der Schönhauser Allee gab es noch ein bisschen Verkehr.
    Zur Garage, in der Mirko seine Maschine abgestellt hatte, mussten wir ein Stückchen laufen. Glücklicherweise waren wieder ein paar Straßenlampen ausgefallen, direkt vor unserem Haus, sodass man uns – wenn überhaupt – nur schlecht erkennen konnte.
    »Was ist eigentlich mit dir und deiner Familie?«, fragte ich, als wir das Haus ein Stück hinter uns gelassen hatten. »Sie werden dich doch sicher vermissen.«
    Claudius senkte traurig den Kopf. »Ich weiß es nicht. Meine Mutter vielleicht. Meinem Vater bin ich ziemlich egal.«
    »Hast du ihm gesagt, dass du Musiker werden willst?«
    Er nickte. »Ja, ich hatte es so satt, mir ständig anhören zu müssen, dass ich in seiner Kanzlei arbeiten soll. Sicher, das mit der Musik kann schiefgehen, aber dann suche ich mir einen anderen Job. Oder ich studiere vielleicht auch. Aber nicht das, was er will. Die Juristerei liegt mir nicht.«
    Ich fragte mich, ob dem wirklich so war. Soweit ich es einschätzen konnte, war sein Sinn für Gerechtigkeit ziemlich ausgeprägt. Doch ich wusste auch, dass man einen Menschen zu nichts zwingen sollte – und konnte. Mein Vater wollte mich auch zwingen, meine Mutter zu vergessen. Deshalb saß ich nun hier. Aber nicht nur. Auch wegen Claudius.
    »Also gut, machen wir einen Plan«, sagte ich. »Wir müssen natürlich erst einmal zur tschechischen Grenze und dann rüber nach Ungarn.«
    »Die Grenze zur ČSSR ist kein Problem, dort müssen wir nur unsere Ausweise vorzeigen und sagen, warum wir in ihr Land einreisen wollen.«
    Claudius runzelte die Stirn. »Dann hoffe ich, dass die Grenzer nicht zu genau schauen und sehen, dass ich eigentlich nicht in der DDR sein dürfte.«
    Claudius’ Worte erschreckten mich ein wenig. Daran hatte ich nicht gedacht. Mochte es auch das sozialistische Ausland sein, wir brauchten Visa.
    »Erst einmal sollten wir bis an die Grenze fahren«, sagte ich, denn ich wollte mich von dem Umstand nicht entmutigen lassen. Sonst hätten wir ja gleich zurück nach Berlin fahren können. »Hier lang.«
    Ich führte ihn zu den Garagen, die dicht an dicht auf einer kleinen Freifläche standen. Ölgeruch schlug uns entgegen. Da ich wusste, dass Mirko für alle Fälle einen Schlüssel in einem Geheimversteck aufbewahrte, hatte ich den von zu Hause nicht mitgenommen.
    An den Garagen war es glücklicherweise still. Papa stellte hier auch seinen Trabi unter, es war anzunehmen, dass er das Fehlen der Maschine gleich bemerken würde. Aber wie ich ihn kannte, würde er zunächst glauben, dass Mirko wieder zurückgekommen war.
    Ich fand den Schlüssel in dem Versteck, eine bestimmte Mauerritze unter dem Wellasbest-Dach der Garage, und schloss auf. Papas Trabi war nicht da. Dafür entdeckte ich ein Stück weiter hinten Mirkos Maschine.
    Die Plane war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, die auseinanderstob, als ich den festen Stoff von dem Motorrad herunterzog.
    »Was für ein Gerät!«, entfuhr es Claudius begeistert.
    »Eine Jawa Californian«, erklärte ich, beinahe genauso stolz, wie Mirko auf dieses Motorrad war. »Eine richtige Seltenheit. Wenn man meinem Bruder glaubt, gibt es nur ein paar hundert Stück in der DDR , die anderen fahren entweder in der ČSSR oder sind in den Export gegangen.«
    Claudius wirkte absolut beeindruckt. »Wie ist dein Bruder da drangekommen?
    »Beziehungen«, entgegnete ich. »Die Maschine gehörte ursprünglich einem Bekannten meines Vaters. Der hat bei einem Unfall mit der Jawa ein Bein verloren und wollte sie unbedingt loswerden. Mein Vater hat ihm den Schrotthaufen abgekauft und Mirko hat ihn nach und nach wieder zusammengebaut.«
    Claudius lächelte versonnen in sich hinein. »Ich glaube, mit deinem Bruder könnte ich mich anfreunden.«
    »Ich glaube, der reißt uns wohl eher die Rübe runter, wenn er merkt, dass wir mit seiner Maschine getürmt sind. Wenn wir drüben sind, müssen wir sie ihm unbedingt zurückschicken!«
    Zweifel erschienen plötzlich auf Claudius’ Gesicht. »Vielleicht sollten wir doch

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