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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Blau der Vorhänge um sein Bett und das Blau der Jalousien, das Blau der Kleidung des Pflegepersonals und der Ärzte. Die einzige farbliche Abwechslung stammte von den Karten, die Nat bekommen hatte. Die Blumen hatte sie einer anderen Station geschenkt, da hier kein Platz dafür war.
    Sie spielte mit dem Gedanken, hinter den Vorhang zu gehen, doch da drängten sich die Leute. Plötzlich ging ein Alarm los. Verstummte wieder. Sie hasste diesen Alarm immer mehr. Jedes Mal versetzte er sie in Angst und Schrecken. Dann klingelte es am anderen Ende der Station. Sie legte die Zeitung weg und stand auf. Sie brauchte eine Pause.
    Wieder ertönte ein Alarmsignal an Nats Bett, und sie überlegte erneut, ob sie nachschauen sollte. Aber sie hatte schon dem Pflegepersonal tagein, tagaus Löcher in den Bauch gefragt und wusste, dass sie die Leute verrückt machte. Sie beschloss, die Station für einige Minuten zu verlassen, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Sie kam an mehreren Betten vorbei, deren Insassen still und an Schläuche angeschlossen dalagen, schliefen oder ins Leere starrten, und blieb bei dem Spender mit Desinfektionsmittel neben der Tür stehen. Pflichtbewusst gab sie einen Spritzer auf ihre Hände und massierte es ein, bevor sie den grünen Knopf drückte, mit dem sich die Tür öffnen ließ. Sie trat aus der Station und ging wie betäubt den Flur entlang, vorbei am Ruheraum auf der linken Seite und dem größeren, aber kaum fröhlicheren Wartezimmer. Ein abstraktes Gemälde hing an der Wand, das aussah wie eine Kollision zwischen zwei Lkw, umgeben von kunterbunten Tintenfischen. Am Ende des Flurs bei den Aufzügen gab es ein Fenster, das ihr Fenster zur Außenwelt geworden war.
    Hier schaute sie in eine andere Wirklichkeit, über Dächer, kreisende Möwen und den Kanal in der Ferne. Eine Welt stiller Normalität. Eine Welt, in der Nat gesund war. Eine Welt, in der die grauen Rümpfe grauer Schiffe am grauen Horizont vorbeigezogen und in der sie gestern die fernen weißen Segel der Yachten gesehen hatte, die zwischen den Markierungsbojen ein Rennen veranstalteten. Die Winterregatta, die Frostbite Series. Sie kannte sich damit aus, weil Nat einige Jahre lang an seinen freien Sonntagmorgen auf den Yachten geholfen hatte. Er genoss die frische Luft und konnte sich so vom Druck der Arbeit befreien.
    Dann hatte er sich das Motorrad gekauft und den freien Sonntagmorgen damit verbracht, mit einer Gruppe wiedergeborener Biker durch die Gegend zu donnern. Wie hatte sie dieses Motorrad gehasst.
    Oh, Scheiße, dachte sie. Oh, Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Das Baby in ihr bewegte sich, als könnte es ihre Stimmung spüren.
    »Hi, Knubbel«, sagte sie und holte ihr Handy heraus. Acht Anrufe. Diverse SMS. Nats Bruder. Seine Segelfreunde. Seine Schwester. Ihre beste Freundin Jane und zwei weitere Freundinnen.
    Susan hörte Schritte hinter sich. Ein leises Quietschen auf dem Linoleum. Dann ertönte eine unbekannte Frauenstimme.
    »Mrs Cooper?«
    Sie drehte sich um und sah eine freundlich wirkende Frau, die ein Klemmbrett mit Formularen in der Hand hielt. Sie war Ende dreißig und hatte das lange, hellbraune Haar zu einem Knoten gesteckt. Auf dem Schild an ihrer Brust war Fachkrankenschwester zu lesen.
    »Ich bin Chris Jackson«, sagte sie und lächelte mitfühlend. »Wie geht es Ihnen?«
    Susan lächelte schwach und sagte achselzuckend: »Ehrlich gesagt, nicht so toll.«
    Die Frau zögerte kurz, und Susan spürte, dass etwas Schlimmes bevorstand.
    »Ich würde mich gern kurz mit ihnen unterhalten, Mrs Cooper. Wäre das möglich?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wir können in den Ruheraum gehen. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Vielen Dank.«
    »Wie trinken Sie ihn?«
    »Mit Milch, ohne Zucker.«
    Einige Minuten später saß Susan auf einem grünen Stuhl mit hölzernen Armlehnen. Der Ruheraum hatte keine Fenster. Die ganze Atmosphäre wirkte bedrückend.
    Chris Jackson kam mit zwei Tassen zurück und setzte sich ihr gegenüber. Sie lächelte freundlich, aber verlegen.
    »Darf ich Sie Susan nennen?«
    Sie nickte.
    »Es tut mir leid, Susan, aber es sieht nicht gut aus.« Sie rührte in ihrem Tee. »Wir haben alles für Ihren Mann getan, was wir konnten. Weil er hier arbeitet und so beliebt bei den Kollegen ist, haben sich alle noch mehr als üblich angestrengt. Aber er hat in fünf Tagen keinerlei Reaktion gezeigt, und heute Morgen hat es leider eine Entwicklung zum Schlechten gegeben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Die regelmäßige

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