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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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auch nichts gefunden haben.
    Den Ermittlern bleibt jetzt nur die schwache Hoffnung auf die DNA-Analyse. Schwachköpfe. Doch er ist keiner: Wenn er spielen geht, bringt er ein frisches Betttuch mit, das er anschließend wieder einsteckt und vernichtet.
    Lust breitet sich in seinen Lenden aus, und er verspannt sich frustriert. Er kann das Risiko nicht eingehen, eins der anderen Mädchen zu besuchen. Noch nicht. Erst wenn die Medien sich ein wenig beruhigt haben und das FBI wieder abreist. Erst wenn er sicher ist, dass Clyde Pierson nichts zu sagen hat und Tilly Cavanaugh ihr ungezogenes Mundwerk hält.

36. Kapitel
    Donnerstag
    D ie Sorgen rütteln Reeve wach. Es ist zu früh, um aufzustehen, und sie wirft sich im Bett herum, grübelt, fühlt sich überfordert und der Situation nicht gewachsen.
    Wie soll sie ihr Versprechen Tilly gegenüber halten, wenn sie dafür Dr. Lerner anlügen muss? Er kennt sie viel zu gut. Selbst wenn sie nichts sagt, verrät ihr Unterbewusstsein sie durch ihre Körpersprache.
    Und eigentlich wünscht sie sich auch nichts mehr, als es Dr. Lerner zu sagen. Er ist der Fels in der Brandung. Ein kluger und gütiger Fels, der auf alles eine Antwort zu haben scheint.
    Aber sie hat geschworen.
    Und genau das ist das Problem. Denn auch Dr. Lerner würde sein Wort niemals brechen, und es ist klar, dass er bereits in der Pflicht steht. Zum Beispiel bei Jackie Burke.
    Reeve schleudert die Decke von sich und geht unter die Dusche. Das heiße Wasser und der Dampf entfalten ihre Wirkung, und als sie sich abtrocknet, fühlt sie sich besser. Sie wird das übliche Frühstückstreffen mit Dr. Lerner schon überstehen, kein Problem. Sie muss ja von sich aus nichts sagen.
    Aber als sie auf ihr Handy blickt, entdeckt sie eine SMS von ihm.
    Wir müssen reden. Können wir uns früher treffen?
    Kommen Sie runter, wann es passt. Warte auf Sie.
    Dr. Lerner sitzt vor einem unberührten Bagel und einer Tasse Kaffee und beugt sich über sein Handy, als sie sich ihm gegenüber niederlässt. »Was ist los?«
    Er hält einen Finger hoch, um sich noch einen Moment auszubitten. Schließlich legt er das Handy weg und dankt ihr, dass sie gekommen ist. »Ich hoffe, ich habe Sie mit meiner SMS nicht erschreckt.«
    »Kein Problem.«
    »Ich fürchte, wir sind ausgebremst worden.«
    »Aha?«
    Sie achtet darauf, reglos sitzen zu bleiben.
    »Zum einen haben die Cavanaughs darum gebeten, ein Weilchen in Frieden gelassen zu werden. Sie möchten zur Ruhe kommen.«
    Sie lächelt erleichtert. »Verständlich nach der gestrigen Achterbahnfahrt.«
    »Richtig. Also hoffe ich, dass es Ihnen nichts ausmacht, aber ich muss mich in San Francisco um ein paar wichtige Dinge kümmern, und das hier ist die Gelegenheit.«
    »Oh, ach so. Verpflichtungen an der Uni?«
    »Das auch, ja.« Er seufzt. »Und Probleme mit meinem Sohn.«
    Mit einem Mal realisiert sie, dass sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, um sich auch nur ein einziges Mal nach seinem Sohn zu erkundigen. Wie alt ist er jetzt – acht, neun? Dr. Lerner spricht nur selten von der Familie, da die Beziehung zu Reeve ein reines Arzt-Patienten-Verhältnis bleiben soll, aber sie hat hin und wieder herausgehört, dass er chronisch krank ist. »Nichts Ernstes, hoffe ich.«
    »Jedenfalls keine Krise«, erwidert er, doch seine Miene bleibt ernst und angespannt. »Aber worum es mir eigentlich geht: Ich habe überlegt, ob Sie vielleicht auch nach Hause möchten. Falls Sie also packen und gehen wollen, dann wäre das okay. Oder wollen Sie vielleicht mit mir fliegen, den Jeep hier stehen lassen und zur gegebenen Zeit wieder mit mir herkommen?«
    »Nein, ich würde lieber bleiben.«
    »Okay.« Er seufzt schwer. »Das ist eigentlich sehr gut, da die Cavanaughs im Augenblick in einem sehr fragilen emotionalen Zustand sind. Ich schätze, es hilft Tilly schon, wenn Sie Zeit mit ihr verbringen. Nicht heute natürlich, aber vielleicht morgen. Sie wissen schon, mit ihr Pizza essen gehen, einkaufen, was auch immer. Nichts, was sie mitnimmt.« Er sieht ihr direkt in die Augen. »Was meinen Sie? Denn falls Sie nach Hause möchten …«
    »Und das Rodeo verpassen? Nix da. Ich bleibe.«
    »Na dann … schön. Danke. Großartig.« Er schenkt ihr ein müdes Lächeln und wirkt mit einem Mal so erschöpft, dass sie ihn fast fragen will, ob er fit genug fürs Fliegen ist.
    »Keine Sorge«, sagt er, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Ich bin in ein paar Tagen wieder zurück.« Sein Handy meldet eine SMS. Er

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