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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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Weihnachten oder der Geburtstag ihrer Schwester. Sie ist so wütend auf sich, dass sie nicht versucht hat, sich die Zeit zu merken, aber wie hätte sie das tun sollen? Im Grunde genommen ist es egal. Sie schläft, so viel sie kann, um sich die Zeit zu vertreiben. Schlaf ist ihre einzige Flucht.
    Eine unheimliche Stille durchdringt das Haus, und sie schämt sich plötzlich, dass sie sich gewünscht hat, er möge sterben.
    Er kümmert sich um sie. Er ist ihr Halter, so nennt ihn jedenfalls der Meister. Er bringt ihr das Essen und macht ihren Dreck weg. Sie ist wie ein Tier im Käfig.
    Wenn er stirbt, dann sterbe ich auch.
    Ihr Magen knurrt wieder, und sie stellt sich einen Eintopf mit viel Einlage vor, wie ihre Mutter ihn immer macht, dann verdrängt sie das Bild resolut. Sie kommt auf die Füße, hastet mit zwei Schritten durch den Raum und hockt sich ans Nachtlicht, um zu lauschen.
    Beweg dich. Beweg dich doch.
    Sie schließt die Augen und lauscht.
    Sei nicht tot. Bitte sei nicht tot.
    Sie lauscht konzentriert und wartet.
    Bitte.
    Sie hört nur ihr hämmerndes Herz. Der Betonboden ist eiskalt an ihren nackten Füßen, und Gänsehaut überzieht ihre Arme.
    Was war das? Ein leises Schlurfen. Sie hört angestrengt hin.
    Nichts.
    Dann vernimmt sie ein Grunzen, und sie stößt den Atem aus, den sie in ihrer Sorge unwillkürlich angehalten hat.
    Das Knarzen der Holzbohlen begleitet die schweren Schritte. Sie erkennt den Gang, hört, wie eine Tür zufällt, als er das Zimmer verlässt und ein anderes betritt. Die Küche. Wasser läuft, dann hört es auf.
    Sie schüttelt sich, kehrt zurück zur Liege, legt sich hin und wickelt sich in die dünne Decke. Sie zieht die Knie an die Brust und versucht, mit den Händen die bloßen Füße zu wärmen.
    Sie hört ein hohes Quietschen von etwas, das sie für die Kühlschranktür hält. Als Nächstes nimmt sie das charakteristische Klingen von Glas wahr. Wenn sie daraus schließt, was sie so oft in seinem Atem riecht, wird er sich wohl eine Flasche Bier aufmachen.

46. Kapitel
    D er Morgen ist eine friedliche Zeit auf Dukes Anwesen am Fluss. Manchmal zieht es ihn noch vor der Dämmerung mit seiner Armbrust hinaus auf die Jagd. Hin und wieder hat er Werkzeug dabei und geht den Zaun ab, um die nötigen Reparaturen vorzunehmen. Heute nimmt er einen Becher dampfend heißen Kaffee mit ans Ufer und sucht geistesabwesend nach Spuren im Schlamm, während er an die letzten beiden Exekutionen zurückdenkt.
    Niemand kann ihn mit Vanderholt oder Ewing in Verbindung bringen. Unmöglich. In beiden Fällen hat er sauber gearbeitet, einmal Erschießen, einmal Ertränken. Der eine wird nicht mit dem anderen in Beziehung gesetzt werden.
    Duke ist sich sicher, dass Emily Ewings Tod als schlichter Unfall eingeschätzt werden wird. Tragisch und bedauerlich, aber so etwas kommt vor. Dass sie aber auch so lächerlich hohe Schuhe hat tragen müssen! Er wärmt seine Hände am Becher und beglückwünscht sich, dass diese anstrengende Schlampe ihm nicht mehr auf die Nerven gehen kann. Sie hat viel Ärger gemacht. Geschieht ihr recht.
    Er trinkt einen großen Schluck Kaffee und schürzt die Lippen. Er weiß, dass er keine Spuren hinterlassen hat. Die hässlichen Cowboystiefel hat er zwanzig Minuten nach der Tat in einen Müllcontainer hinter einem Schnapsladen geworfen. Den Hut hat er behalten.
    Duke betrachtet die graue Oberfläche des Flusses, der so breit und so tief ist, dass er träge wirkt, aber das ist ein gefährlicher Irrtum. Jedes Jahr holt sich das kalte Wasser neue Opfer. Er kippt den restlichen Kaffee hinunter, wendet sich ab und kehrt zum Haus zurück, während er an Vanderholts Tötung zurückdenkt. Die elegantere von beiden. Riskanter, ja, aber wie immer war das Risiko kalkuliert.
    Er war vor Tagesanbruch im Lagerhaus. Für das Schloss brauchte er nur Sekunden. Er schlich die Treppe hinauf, stellte das kleine Stativ auf dem Dach auf und richtete das Zielfernrohr aus. Das Dach war nicht gerade bequem, aber flach, und er war schließlich nicht zum Schlafen hergekommen. Am besten war aber, dass er sich im Schatten der Klimaanlage befand, als die Sonne im Osten über den Horizont kam.
    Das Präzisionsgewehr, das er benutzte, war ein M24 vom Militär, das er in Vegas einem drogensüchtigen Veteranen für Peanuts abgekauft hatte. Viele Jahre hatte er damit trainiert, seine Zielgenauigkeit auf unglaubliche Distanzen perfektioniert und die Schüsse auf seine Atmung, auf seinen Herzschlag abgestimmt.
    Das

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