Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und nehmen was kommt

Und nehmen was kommt

Titel: Und nehmen was kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Laher
Vom Netzwerk:
Kronen. Was für eine Gebühr denn? fragt Monika den jungen Kerl entgeistert, denn der Besitzer verkehrt mit seinen Mieterinnen nur über Boten. Eine Gebühr eben, bleibt er kurz angebunden. Und sollten sie nicht binnen achtundvierzig Stunden zahlen, würden sie am dritten Tag auf die Straße gesetzt werden. Monika weckt Olga, die eben erst vom Nachtdienst zurückgekommen ist. Sie weiß auch keinen Rat, außer den: Wenn die Frauen vom Why not? in Schwierigkeiten stecken, wenden sie sich gewöhnlich an den Mann hinter der Bartheke, eine Seele von Mensch, schwärmt Olga.
    Mietvertrag haben wir keinen, schüttelt Monika am nächsten Abend verwirrt den Kopf, was ist denn das, ein Mietvertrag? Der Barkeeper hört sich die Geschichte geduldig an, dann erfährt sie, die kleine Stadt habe einen großen Herrscher, Geschäftsmann nennt er sich. Sein Hauptgeschäftszweig sei die Schutzgelderpressung, sein Immobilienimperium lasse sich zum Großteil auf die Einnahmen daraus zurückführen, und was sie da erzähle, klinge sehr nach seinen Methoden. Er könne ihr und Olga nur raten, schnell wieder in den Club zu ziehen, mit dem Mann sei nicht zu spaßen.
    So endet für Monika der erste Versuch, sich eine private Nische einzurichten, wie sie es insgeheim befürchtet hat. Besser gesagt, er endet noch lange nicht: Mit Sack und Pack sind die beiden samt dem Kind gerade wieder im Why not? untergekrochen, als sich zwei Herren in das Lokal bemühen, um Olga und Monika auseinanderzusetzen, daß es ihnen zwar frei stünde, die schöne Unterkunft aufzugeben, obwohl es eine Absprache für ein Jahr gegeben habe. Nur, die Mietkosten für diesen Zeitraum blieben ihnen trotzdem nicht erspart, und, ach ja, die besagte Gebühr von zehntausend Kronen selbstredend auch nicht. Man poche auf ihre Vernunft, schließlich wäre, würde etwa durch einen tragischen Unfall ihr Gesicht ein bißchen entstellt, die weitere Karriere im Gewerbe ernsthaft gefährdet. Sie könnten es sich aber bis Donnerstag überlegen, vielleicht komme das ganze für sie doch etwas überraschend.
    Bis Donnerstag sind es noch vier Tage. Monika sieht für sich nur zwei Alternativen: Zurück in die Garconnière ziehen, das Geld auftreiben und erpreßbar bleiben, denn die Profis haben sie längst unter leichtgewichtig und hilflos eingeordnet, oder, wie gehabt, die Flucht aus der Stadt. Sie neigt dazu, ihre Odyssee fortzusetzen, obwohl sie sich irgendwie zugetraut hätte, in dieser Umgebung die Füße auf den Boden zu bekommen.
    Josef schaut aus wie Robbie Williams. Jedenfalls für Monika. Er ist zwar ein Rom, aber ein weißer. Vor allem aber ist er scharf auf sie. Josef, von allen Leuten bloß Joe genannt, hat es sich nicht nehmen lassen, am Dienstag persönlich nach dem Rechten zu sehen. Als Sohn seines Vaters hat er gewisse Möglichkeiten, bei Wohlverhalten Stundungen anzubieten, im Fall des Falles und nach Rücksprache mit dem alten Herrn sogar Kulanzlösungen. Seit er Monika im Kontaktraum vor einer halben Stunde zum ersten Mal gesehen hat, kann er sich das gut vorstellen.
    Er widert sie an, dafür ist Olga sofort Feuer und Flamme für ihn, als Monika sie beizieht. Joe ist charmant, schick gekleidet, sieht süß aus, hat offenbar Geld und Einfluß, und schließlich muß Olga an die kleine Anna denken. Vielleicht läßt sich die Wohnung doch noch retten. Damit wäre ein Ausweg vorgezeichnet, aber Joe macht den beiden einen Strich durch die Rechnung. Olga interessiert ihn nicht, er will Monika. Ihm schwebt dabei nicht ein kurzer Fick vor, sondern etwas Dauerhafteres. Gut, er ist derzeit fix liiert, aber er fährt gern zweigleisig, dreigleisig, und es gibt Zeiten, da würde die Anzahl der parallelen Schienenstränge, auf denen er unterwegs ist, für einen Hauptbahnhof reichen.
    Dem Vater mißfallen derlei Eskapaden. Er ist ein richtiger Pate aus dem Lehrbuch, und als solcher hält er viel von guten Sitten, schließlich genüge es vollauf, sich im Geschäftsleben, der Not gehorchend, bisweilen etwas roher verhalten zu müssen. Josef hat einen Heidenrespekt vor ihm, und deshalb zielt seine komplexe Strategie darauf ab, Monika zu erobern und gleichzeitig dafür zu gewinnen, dieses Verhältnis geheimzuhalten. Er läßt es deshalb vorsichtig angehen, gibt sich kuschelweich und kündigt an, sich bei den beiden Frauen bald wieder zu melden. Das bis Donnerstag befristete Ultimatum könnten sie getrost vergessen.
    Die Masche Gefühlsmensch trägt schnell erste Früchte. Er sieht Monika an,

Weitere Kostenlose Bücher