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Und Nietzsche lachte

Und Nietzsche lachte

Titel: Und Nietzsche lachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Quarch
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diejenigen, an die das Leben täglich und stündlich Fragen stellt – Fragen, die wir zu beantworten haben, indem wir nicht durch ein Grübeln oder Reden, sondern nur durch ein Handeln, ein richtiges Verhalten, die Antwort geben. Leben heißt letztlich nichts anderes als: Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem Einzelnen das Leben stellt, für die Erfüllung der Forderung der Stunde.«
    Und wie kommen wir dahin? Wie stellen wir es an, dieser Verantwortung gerecht zu werden? Was gibt uns die Kraft und die Weisheit, das Licht auch im Dunkeln zu sehen und uns vom Sinn des Lebens anrühren zu lassen, wo vordergründig nur Absurdität herrscht? – Sind Ihre Fragen auch meine Fragen? Ja? Dann lassen Sie uns einen letzten Schritt gemeinsam gehen. Noch einmal wird er Sie zu Platon und den Griechen führen. Aber nicht nur das. Er wird Sie auch dahin führen, wo Sie den Sinn des Lebens am ehesten finden: in Ihr Herz. »Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar«, sagt der Fuchs zum Kleinen Prinzen, »man sieht nur mit dem Herzen gut.« Eine wundervolle Weisheit von Antoine de Saint-Exupéry, die ich wie folgt übersetzen möchte: Den Sinn des Lebens muss man fühlen. Er erschließt sich nur dem Herzen. Er zeigt sich in der Sinnlichkeit. Und zwar dann, wenn wir lieben.

Fünftes Zwischenspiel im Himmel
    Mit geschlossenen Augen lag Nietzsche auf dem Rücken. Schnell und heftig schlug sein Herz, denn der Tanz hatte ihn angestrengt. Doch ein seliges Lächeln spielte um seine Lippen. »Still! Still!«, dachte er, ohne zu denken, »ward die Welt nicht eben vollkommen? Flog die Zeit wohl davon? Falle ich nicht? Fiel ich nicht – horch! in den Brunnen der Ewigkeit?« Doch schon schlich sich sein flinker Wille zurück in seine Glieder und sprach: »Auf, du Schläfer! Wohlan, wohlauf, ihr alten Beine! Zeit ist’s und Überzeit, manch gut Stück Wegs blieb euch noch zurück! Nun …« In diesem Augenblick zuckte er zusammen. Hell und klar wie einen Gong vernahm er über sich eine majestätische Stimme.
    »Sieh mich an!«
    Er musste gehorchen.
    Nietzsche schlug die Augen auf. Und da stand sie vor ihm. Genauer: Da stand sie über ihm. Aphrodite, nackt, strahlend, unwiderstehlich. Alles an ihr war glänzend, alles strahlte und leuchtete. Ihre goldenen Ringe funkelten, ihre Ohrgehänge blinkten, und ihren zarten Nacken umschlangen prächtige, edelsteinbesetzte Ketten, so dass über ihren zarten Brüsten eben die Sonne aufzugehen schien, während in ihrem dunklen Haar noch das Glitzern von Sternen zu ahnen war. Da entbrannte das Herz ihm, und ein nie gekanntes Feuer durchpulste seinen jubelnden Leib.
    »Ja«, stammelte er vor sich hin, »was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.« Und ohne einen Gedanken zu denken, griff er nach ihrer Scham. Da aber geschah etwas Unerhörtes: Eine Tür öffnete sich in seiner Brust, und ehe er sich versah, schlüpften die Götter in ihn hinein und tanzten zum Rhythmus seines bebenden Herzens. Da verstand er alles. Die Welt um ihn leuchtete in allen Farben. Mit einem Seufzen sank er in Aphrodites Schoß.
    Und Nietzsche liebte.

Von der Hellsichtigkeit der Liebe und warum Sinn und Sinnlichkeit nicht zu trennen sind
    Ins Herz!
    »Und jetzt auch noch die Liebe! Nach 212 Seiten packt er endlich aus und tischt uns die Liebe auf. Jetzt kommt er in die Puschen und sagt: Liebe ist der Sinn des Lebens! Na bravo! Trivialer geht’s wohl nicht mehr, oder?« – Hm? Haben Sie gerade so was gedacht? Naja, sehen Sie: Das dachte ich auch. Aber dann ist mir klar geworden, dass es vielleicht doch nicht so trivial ist, wie es aussieht, wenn man die Chuzpe hat zu sagen: »Du suchst den Sinn des Lebens? – Wohlan, so lerne lieben!« Immerhin lehrte Jesus auch schon so was in der Art. Und nicht nur er. Eigentlich haben das sogar so ziemlich alle Weisheitslehrer aller Religionen und Philosophien gelehrt. So gesehen weiß ich mich in keiner schlechten Gesellschaft. Aber das ist nicht der Grund dafür, warum ich mich erkühne, Ihnen diese scheinbar so triviale Weisheit aufzutischen. Mir geht es um Folgendes: Wir könnten zwar theoretisch wissen, was zu tun ist (und was schiefläuft, weil wir es nicht tun) – lieben nämlich –, brauchen aber immer neue Begründungen und Anläufe, um tatsächlich in die Liebe zu finden und so das große »Ja!« auf unsere Lippen zu zaubern. Und das aus einem einfachen Grund: Genau wie beim

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