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Und Nietzsche lachte

Und Nietzsche lachte

Titel: Und Nietzsche lachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Quarch
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Sinn, so trüben auch bei der Liebe jede Menge Konzepte, Erwartungen, Ansprüche und Ideologien unseren Blick. Und so kommt es, dass wir zwar viel von Liebe und Sinn daherschwätzen, gleichwohl aber in einer reichlich lieblosen und sinnlosen Welt leben. Also: die Liebe.
    So, und nun behauptet dieser Quarch, dass wir ohne Liebe weiterhin in Sinnfinsternis tappen und bestenfalls mal hier und da ein kleines »Ja« der Bedeutsamkeit oder Zweckmäßigkeit erfahren; bestenfalls kraft unseres Wollens ein solches »Ja!« sprechen, nicht aber kraft unserer leidenschaftlichen Begeisterung. Nun kommt der und behauptet, dass wir lieben müssen, um sinnvoll zu leben. Das schreit nach Erklärung. Fragen wir also: Was hat es mit der Liebe auf sich, dass sie uns den Sinn des Lebens erschließen kann? Wie müssen wir sie deuten, wenn wir verstehen wollen, warum sie das Medium ist, in dem Sinn sich enthüllt?
    Wer Sinn finden will, muss fühlen
    Halten Sie bitte noch einmal kurz inne. Blättern Sie noch mal ein paar Seiten zurück und lassen das dort Gelesene auf sich wirken: diese Sache mit Dionysos und Apollon. Erinnern Sie sich? Es ging darum, dass das Leben in sich widersprüchlich ist, dass Sinn und Unsinn, Ordnung und Chaos, Freude und Leiden darin unabdingbar ineinander verschlungen sind: dass sie ineinander umschlagen und nie eines ohne das andere zu haben ist; und dass das große »Ja!« seine Größe genau darin hat, dass es gerade dieser paradoxen Symphonie aus Ordnung und Chaos gilt, aus Bleiben und Wandel, aus Schönheit und Grauen; ein »Ja!«, das vor nichts die Augen verschließt und in allem das allumfassende göttliche Ganze sieht. – Wie ging es Ihnen damit? Konnten Sie dem folgen? Konnten Sie es fassen? Oder ging es Ihnen wie mir: Sie hatten zwar irgendein unbestimmtes Gefühl, dass es stimmt, was dort über das Leben gesagt war, während gleichzeitig Ihr wacher Verstand rebellierte und zu bedenken gab: »Unmöglich! Unmöglich kann ich all die grauenvollen und schmerzhaften Seiten des Lebens als Facetten eines übergeordneten göttlich sinnvollen Guten annehmen. Was wäre das auch für ein Gott, der die Menschen mit Tsunamis und Erdbeben geißelt!? Was soll Sinnvolles an Auschwitz sein!? Wie kann ich Krebs und Alzheimer bejahen, wo so viele verehrte und geliebte Menschen darunter leiden?! Wie kann ich …« Ihnen fällt sicher noch mehr ein, stimmt’s? Mir auch!
    Ganz klar: Intellektuell, rational, kognitiv kommen wir dem nicht bei. Unser Verstand wehrt sich dagegen, das Sinnlose als sinnvoll zu bejahen. Diese dionysische Zumutung lehnt er schlicht ab. Und flüchtet sich lieber in die kontrollierbare und sichere Welt von Business und Unterhaltung, Sicherheit und Wohlstand – ease, comfort and security . Was ja auch durchaus nützlich sein kann und uns über das Gröbste hinwegtröstet; was uns aber nicht den inneren Halt gibt, den wir brauchen, um in den großen Krisen des Lebens standzuhalten. Denn diese Flucht entfernt uns immer mehr vom Sinn, immer mehr vom »Ja!«, immer mehr vom Leben! Und da liegt das Problem.
    Wie können wir es lösen? – Indem wir dem Verstand abschwören und uns in die gedankenlose Leere der östlichen Weisheitslehren flüchten? Nein! Zumal auch diese – bei näherer Betrachtung – lehren, wie unverzichtbar es für ein gelingendes Leben ist, stimmige Deutungen und Interpretationen desselben zu haben. Nein, noch einmal: Nicht denken ist auch keine Lösung. Aber nicht nur denken – das würde weiterhelfen. Zudem auch fühlen , das scheint mir der probate Weg zu sein. Denn die stimmige Harmonie von Gefühl und Gedanken – sie ist es, die uns den Sinn des Lebens finden lässt. Oder anders gesagt: Um die in sich widersprüchliche Stimmigkeit des Lebens wirklich zu verstehen, müssen Sie mit dieser polaren, spannungsgeladenen und dabei doch harmonischen Schwingung in Resonanz gehen. Und dafür brauchen Sie Gefühl, Gespür und Sinnlichkeit.
    Ihr Verstand hingegen tappt dabei im Dunkeln. Denn er ist gewohnt, in der zweiwertigen Logik des Entweder-Oder zu denken: Entweder es ist richtig oder es ist falsch; entweder er ist gut oder er ist böse; entweder sie ist schwanger oder sie ist es nicht. Wobei Letzteres eindeutig richtig ist, was zu erkennen gibt, wie nützlich und hilfreich es ist, sich im täglichen Leben in einer zweiwertigen Logik zu bewegen: Entweder ich kaufe oder ich kaufe nicht; entweder ich sage zu oder ich sage ab; entweder ich gehe zu Fuß oder ich nehme das Auto. Beides

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