Und ploetzlich sind sie 13
mit den gerade für sie aktuellen Rechten und Pflichten umzugehen.
Wenn jemand in einem Bereich ganz außerordentliche Fortschritte macht, kann man ihm auch schon einmal eher Freiheiten zugestehen. Zum Beispiel durfte einer unserer Söhne bereits mit fünfzehn statt mit sechzehn ein eigenes Konto eröffnen, weil er großes Talent beim Einteilen seines Geldes bewiesen hatte.
Niko hängte sich das Dokument übers Bett und gab sich alle Mühe, der Vereinbarung gerecht zu werden.
Als sein Bruder Jan sechzehn wurde, lud seine Mutter ihn zum Essen ein und sprach mit ihm darüber, was er noch lernen wollte und müsste, bevor er für seine Ausbildung von zu Hause ausziehen würde. Sie erstellten eine Liste und Jan sorgt jetzt selbst für seine Wäsche und kocht gelegentlich für die Familie.
Nikos 9-jährige Schwester schaute sich das Ganze an und beschloss, es ihrem Bruder gleichzutun. In jenem Sommer machte sie sich einen Plan, was sie für sich erreichen wollte; ein Punkt darunter war, bei den Schwimmwettkämpfen in der Stadt mitzumachen. Sie machte dabei nicht nur mit, sondern gewann sogar einen Preis. „Sarah ist die Einzige in unserem Team, die sich selbst Ziele gesetzt und sie auch erreicht hat“, sagte der Trainer bei der anschließenden Feier zu Sarahs Eltern.
Die Eltern einer Familie in der Schweiz beschlossen, „Teen Prep“ nicht durchzuführen und dafür die Geburtstagsboxen mit dem zwölften Geburtstag zu beginnen. In der entsprechenden Geburtstagsbox fanden sich einige Aufgaben aus „Teen Prep“. Da es in dieser Familie nicht viel Fernseh- und Computerzeit gab, hatten die Eltern viel Freiraum, die Grenzen zu erweitern. In der Geburtstagsbox waren deshalb auch Zettel wie „Willkommen im ‚Wetten, dass …?‘-Club“, „30 Minuten E-Mail- und Internetzeit (erst nach Hausaufgaben, Instrument üben und den täglichen Pflichten)“ und „Eigenes Taschengeldkonto“. Mit 14 bekamen die Kinder ihr erstes Handy (mit Prepaid-Card und fünf Franken Taschengeld pro Monat extra), einen eigenen Hausschlüssel und die Erlaubnis, auf Partys zu gehen. Sie bekamen auch die Anregung, über ihre Berufswahl nachzudenken und die entsprechenden Einrichtungen zu nutzen, um eine gute Entscheidung in dieser Sache treffen zu können.
Diese Mutter berichtet, dass ihre Kinder sich wegen der positiven Präsentation auf Dinge freuen, über die andere Jugendliche stöhnen. Sie notiert sich die wesentlichen Eckpunkte für jedes Jahr und so erleben die Kinder neue Freiheiten und Pflichten alle im gleichen Alter. Außerdem gaben die Eltern in die Boxen nicht nur neue Rechte und Pflichten, sondern auch Lob, die Einladung zu Gesprächen über Fragen zur Sexualität und über ihre Entwicklung und nicht zuletzt Aufgaben, die Schwächen in bestimmten Bereichen ausgleichen sollten. Die Kinder lieben ihre Geburtstagsboxen und freuen sich sehr darauf.
Möglicherweise findet Ihr Teenager die Idee mit der Jahresbox mit dreizehn noch ganz toll, mit sechzehn mag er sie gar nicht mehr. Seien Sie hier erfinderisch, was die Form anbetrifft. Aber behalten Sie im Blick, worum es geht:
Das Wichtigste ist, einen gut durchdachten, realistischen „Entwicklungskompass“ zu erstellen, in dem Freiheit und Verantwortung der persönlichen Entwicklung der Jugendlichen angemessen sind, und diesen Prozess für Ihr Kind einsichtig zu machen. Wenn Sie etwas Ähnliches für Ihr Kind überlegen, seien Sie erfinderisch: Es ist eine Anregung, kein starres Schema.
Versuchen Sie’s einfach
Eltern sind gut beraten, wenn sie praktisch vom Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes an damit beginnen, auf die Unabhängigkeit ihres Sprösslings hinzuarbeiten. So wie Sie in dem Augenblick, wo Sie Ihrem Kleinkind einen Löffel in die Hand drücken, genau wissen, dass Ihr Liebling möglicherweise die ganze Wand „verzieren“ wird, so gehen Sie immer wieder Risiken ein. Viel Ärger zwischen Eltern und Jugendlichen kann vermieden werden, wenn man dem Kind mit dreizehn gezielt ein bestimmtes Maß an Freiheiten und an Verantwortung überträgt. Warum diese Chance nicht nutzen?
TIPP
Und so können Sie vorgehen, um die Jahresboxen und den Countdownplan zu erstellen:
1. Schreiben Sie alles auf, was Ihre Tochter, Ihr Sohn können muss, bevor er oder sie das Elternhaus verlässt.
2. Notieren Sie sich zu allen Punkten, wann Ihr Kind dies selbstständig übernehmen kann.
3. Zeichnen Sie zwei Diagramme (vielleicht wie in der Abbildung auf S. 118/119). Tragen Sie die
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